Schreibgeplauder

[30 Tage übers Schreiben bloggen] 16. Frage

Ich überspringe jetzt mal die 15. Frage, da ich erstens noch keine Antwort weiß und zweitens die nächste gerade so gut passt. Vielleicht beantworte ich Nr. 15 dann später mal.
16. Schreibst du über romantische Beziehungen? Wie tust du das, und wie weit bist du beim Schreiben bereit zu gehen?
Ich habe gerade eine Szene in „Bühnenzauber“ etwas erweitert und mich darin überwunden, den Satz … nein, so weit reicht meine Überwindung noch nicht, dass ich es auch wage, ihn „öffentlich“ zu schreiben. Vorerst ist das einer dieser „Noch liest das ja niemand außer mir“-Sätze, die es dann irgendwann hoffentlich bis zu den Testlesern schaffen.
Und damit wäre die Frage „wie weit bist du beim Schreiben bereit zu gehen“ schon zu einem Teil beantwortet: Ich bin nämlich beim Schreiben ganz fürchterlich verklemmt. Richtig schlimm. Ich schreibe mittlerweile (anders als früher) gern über romantische Beziehungen. Aber sobald es ans „Eingemachte“ geht, bin ich fürchterlich hilflos und denk mir immer „Oh hilfe, das kann ich nicht schreiben, wenn das dann jemand liest, wenn das meine Mutter liest.“ (Man sollte in solchen Momenten wirklich NIEMALS an die eigene Mutter denken. Nie.)
Und da rede ich jetzt noch nicht mal von wirklich expliziten Sexszenen, sondern von eigentlich recht harmlosen Sätzen, die man vielleicht nicht in einem All Ager lesen würde, die aber sicher noch kein Stück in die Erotikrichtung gehen. Ich habe darüber ja schon vor längerer Zeit etwas geschrieben. Seither habe ich meine Hemmungen ein Stück weiter abgelegt und die beiden haben sich inzwischen nicht nur geküsst, sondern sind schon weiter gegangen. 😉
Dennoch fallen mir solche Szenen immer noch wahnsinnig schwer.
Nun schreibe ich ja keine erotischen Romane und auch keine Liebesromane. Und ich bin der Meinung, dass Sexszenen nur um der Erotik willen in keinen anderen Genres etwas zu suchen haben. Wenn sie in anderen Romanen vorkommen, dann müssen sie einen Zweck erfüllen, so wie alle anderen Szenen auch, sei es nun, weil damit eine Handlung in Gang gesetzt oder eine Entwicklung der Figuren gezeigt wird. Ich habe im Zuge des NaNo endlich einmal die Hochzeitsnacht zwischen Bergund und Farn geschrieben, und bei dieser Szene war es tatsächlich notwendig, sie bis zu einem gewissen Grad auszuschreiben, weil sie sehr, sehr viel über die Figuren aussagt. Man erfährt darin vermutlich genausoviel über Bergund wie im ganzen restlichen Roman. Gerade Bergunds Perspektive hat es mir übrigens leicht gemacht, die Szene zu schreiben, weil sie selbst dabei so nüchtern und distanziert bleibt.
Sobald aber wirklich Leidenschaft im Spiel ist, sitze ich hilflos vor dem Bildschirm und falle wieder in „Aber wenn das jemand liest! Was denkt die/der denn von mir?“ zurück. Ja, was wird wohl jemand von mir denken? Was denke ich mir denn über George R.R. Martin, wenn Tyrion mal wieder nur mit einem Körperteil denkt? Nix. Eben.
Also ja, ich schreibe gern über romantische Beziehungen bzw. allgemein über Beziehungen, denn romantisch sind sie nicht immer. Gerade, wenn sie kompliziert/einseitig/zerstörerisch sind, schreibe ich besonders gern darüber, da ich so etwas sehr spannend finde. Aber nein, ich gehe nicht sehr weit. Das kann ich einfach (noch) nicht. Ich gehe inzwischen weiter als früher, aber erotische Szenen in dem Sinn gibt es bei mir nicht und allzu deutliche Worte auch nicht. Nur ab und zu vielleicht mal einen Satz wie diesen: „Sie wollte Maldwin in sich spüren, all die Probleme aussperren und nichts denken müssen.“
So, jetzt habe ich ihn ja doch hier reingeschrieben. Und lebe noch. Ich bin mir aber auch sicher, dass meine Mutter diesen Blog nicht liest. 😉

4 thoughts on “[30 Tage übers Schreiben bloggen] 16. Frage

  1. "Man sollte in solchen Momenten wirklich NIEMALS an die eigene Mutter denken. Nie."

    Hihi! 😀 Trotzdem möchte ich zu bedenken geben, dass deine Mutter gewiss schon erwachsen ist und solche Szenen selbst dann lesen kann, wenn ihre Tochter sie geschrieben hat. 😉

    Ansonsten kann ich aus Lesersicht sagen, dass ich zwar in den letzten Jahren immer häufiger Bücher mit expliziten Sexszenen in die Finger bekommen habe, die aber nicht unbedingt in einem Roman benötige. Ich kann sehr gut damit leben, wenn vor der Schlafzimmertür ausgeblendet wird.

    Aber wie bei allen anderen Szenen hängt es eben von der Handlung ab, ob man überhaupt auf ein Thema eingehen und wie weit man sich darauf einlassen muss. Und so wie du es zu handhaben scheinst, wirkt es auf mich ausgewogen. 🙂

  2. Klar ist meine Mutter erwachsen. *g* Aber sie gehört zu den Lesern, die in den Figuren immer das Spiegelbild der Autoren sieht. Als sie meine "Frostpfade" gelesen hat, hatte sie dabei immer mich im Kopf, obwohl die Hauptfigur mir nun wirklich gar nicht ähnlich ist. Und bei manchen Szenen möchte ich einfach nicht, dass meine Mutter mich dabei im Kopf hat.

    Ich bin ja als Leserin auch kein Fan von expliziten Sexszenen. Also ich habe nichts dagegen, wenn sie dezent geschrieben sind. Aber ich muss nicht alles bis ins kleinste Detail wissen. 😉

  3. Autsch! Okay, ich kann wirklich verstehen, dass du nicht möchtest, dass deine Mutter dich in deinen Figuren sieht. 😀 Hm, was macht sie denn dann, wenn sie einen Krimi aus Sicht des Serienmörders liest? Was traut sie denn da dem Autor zu? 😉

    Es gibt sogar detaillierte Sexszenen, die wirklich ansprechend sind, aber es gibt viel zu wenig Autoren, die so schreiben können. Dann lieber das dezente Ausblenden bevor es zur Sache geht, statt eines bemühten Versuchs.

  4. Hihi, das Argument mit den Serienmörder-Krimis bring ich dann auch immer, aber meine Mutter schafft es dennoch nie so ganz, dieses Denken abzulegen.

    Sexszenen sind ja verflixt schwer zu schreiben, und die Gefahr, dass sie misslingen, ist wirklich sehr groß. Ich habe da schon einige wirklich furchtbar geschriebene gelesen. Deshalb bin ich da deiner Meinung: besser Ausblenden als eine Katastrophe zu fabrizieren. 😉

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