Streifzüge

Eine bibliothekarische Reise durch die Niederlande

Während es rundherum die Blogger zur Leipziger Buchmesse gezogen hat, war ich für einige Tage dienstlich in den Niederlanden. In erster Linie waren wir für eine Tagung dort, haben aber auch noch einige Führungen durch verschiedene Bibliotheken angehängt. Hier nun also ein paar fotografische Eindrücke:
Gouda
Die Bibliothek in Gouda ist seit 2012 zusammen mit einem Archiv, einer Druckerwerkstatt und einem Café in einer ehemaligen Schokoladenfabrik untergebracht. Es ist noch deutlich zu erkennen, dass das Gebäude früher eine Fabrik war, aber man hat quasi aus der Not eine Tugend gemacht und so versprüht die Bibliothek einen gewissen Industriecharme.
Von den Bibliotheken, die wir besichtigt haben, war Gouda die kleinste, dafür aber sehr gemütlich. Im Eingangsbereich vermischen sich gleich Bibliothek und Café und ich könnte mir gut vorstellen, hier einige Stunden zu verbringen.

Markierungen auf dem Boden zeigen die Bereiche der einstigen Fabrik
Paletten zur Präsentation ausgewählter Bücher

Almere

Die „nieuwe bibliotheek“ in Almere war ein Gegenprogramm zu Gouda: Statt shabby chic gab es hier ein klares, luftig-helles Design und massenhaft Platz. Eine sehr elegante, beeindruckende Bibliothek, die ein Gesamtkunstwerk darstellt, für meinen Geschmack aber etwas mehr Leben vertragen könnte.

Amersfoort

Von Almere aus ging es weiter nach Amersfoort, wo wir wieder ein ganz andere Bibliothek zu sehen bekamen: Die zahlreichen Computerplätze auf der Treppe, die den Eingangsbereich beherrscht und die zugleich die Zeitschriftensammlung darstellt, erinnern eher an eine wissenschaftliche als eine öffentliche Bibliothek. Wie in Gouda sind auch hier ein Café und ein Archiv in den Bibliotheksbereich integriert. Mit den Holzmöbeln wirkte die Bibliothek fast ein wenig altmodisch, aber tatsächlich war sie die neueste von den hier vorgestellten.


Amsterdam
Als letztes stand die Openbare Bibliotheek in Amsterdam (OBA) auf dem Programm – natürlich mit Abstand die größte der vier. Die Bibliothek erstreckt sich über sechs Stockwerke und ist wirklich sehenswert.


Es war sehr interessant, diese Bibliotheken zu besichtigen. So unterschiedlich sie auch waren, so haben sie doch deutlich gezeigt, welch hohen Stellenwert Bibliotheken in den Niederlanden haben. Ich war von allen vieren begeistert und hätte gern noch viel mehr Zeit dort verbracht. In welcher würdet ihr euch am liebsten für eine Weile mit einem Stapel Bücher vergraben?
Bei all dem dichten Programm ist auch noch ein wenig Zeit zum Sightseeing geblieben und daher lasse ich euch auch noch ein paar gänzlich unbibliothekarische Fotos hier:

Die wunderschöne Altstadt von Amersfoort


Amsterdamer Impressionen

11 thoughts on “Eine bibliothekarische Reise durch die Niederlande

  1. Whow, was für schöne Bibliotheken. Ich bin völlig geflasht von der Größe.
    Ich glaube mir gefallen die von Amsterdam und Amersfort am besten. Ich finde aber die Idee von Gouda, die alten Arbeitsbereiche auszumalen, toll. So bleibt die Geschichte des Gebäudes greifbar.

    Liebe Grüße
    Nanni

    1. Wir waren auch sehr geflasht! Das mit den alten Arbeitsbereichen als Bodenmarkierungen fand ich auch toll. Das macht es dann auch spannend, sich einfach mal die Markierungen genauer anzusehen und sich dabei das alte Gebäude vorzustellen.

  2. Immer wieder sehr spannend unterschiedliche Bibliotheken zu sehen und es ist toll zu hören, dass in den Niederlanden die Bibliotheken anscheinend noch geschätzt und finanziert werden.

    Obwohl ich die vielen Ansätze interessant finde und sehe, welche Gedanken dahinter stecken, finde ich Gouda spontan am sympathischsten. Vielleicht weil sie nicht so groß ist und weil das Industriegebäude so spannend umgenutzt wurde, während mir die anderen Bibliotheken fast schon zu gestylt sind. Die Treppe mit den Computerarbeitsplätzen finde ich eine großartige Idee, aber ich weiß nicht ob ich da arbeiten wollen würde. Denn schließlich ist es immer noch ein Verkehrsbereich und die Materialien, die man sich in der Bibliothek vielleicht zusammengesucht hat, müssen auch erst einmal dahin geschleppt werden.

    Cafés in Bibliotheken finde ich hingegen großartig und es ist wirklich schade, dass keine meiner Büchereien bislang groß genug war, um eins zu haben.

    Mit deinen Stadtansichten verursachst du Fernweh bei mir … die Liste mit den Orten, an die ich mal reisen will, wird schon wieder länger.

    1. Ja, mir ist es auch so gegangen, dass mir zumindest Almere (und teils auch Amsterdam) etwas zu gestylt war.
      Cafés in Bibliotheken würde ich mir auch wünschen, aber in Österreich ist das überhaupt nicht üblich. Sehr schade. Gerade an dem Samstag, an dem ich die Bücher angelesen habe, hätte ich mir so etwas sehr gewünscht.

      Ich reise jetzt dann gleich nochmal weg (diesmal Urlaub, nicht dienstlich), aber so sehr ich mich auf Kopenhagen freue – so knapp hintereinander ist mir das jetzt doch fast zu viel.

    2. Ich kenne in Deutschland auch nur sehr wenige Bibliotheken, in denen es Cafés gibt – lustigerweise sind das selten die wirklich großen Bibliotheken und häufiger die kleinen, die sich wirklich Mühe mit ihren Lesern geben, damit sie überhaupt erhalten bleiben.

      Kopenhagen klingt doch gut – ich wünsche dir eine wunderschöne Zeit, auch wenn du aktuell ein bisschen reisemüde bist. Wenn du erst einmal da bist, wird es bestimmt schön! 🙂

  3. Beeindruckend! Ich gestehe, wenn ich unterwegs bin, gehe ich eigentlich nie in die örtlichen Büchereien, ich lande in den Buchhandlungen. 😉

    Mir gefällt übrigens sowohl in Almere, aber besonders in Amsterdam das Design mit den runden Formen bei dem Regaldesign und in Amsterdam mit der Treppe.

  4. Toll, dass du die Bibliotheken hier so vorstellst. Da würde man doch am liebsten Stundenlang verweilen ;)Ich glaube, am liebsten wäre ich in der Bib in Gouda. Die sieht so gemütlich aus. Welche war denn dein Favorit?

    1. Schwer zu sagen. Von der Gemütlichkeit her auch Gouda, aber so als gesamtes fand ich auch die Bibliothek in Amsterdam toll. Allein schon der Größe wegen – dort findet man auch haufenweise Sachliteratur zu verschiedenen Themen.

  5. Tatsächlich finde ich den Industrial Look der Bibliothek Gouda noch am "gemütlichsten" (und die Bodenmarkeirungen sind eine unaufdringliche Erinnerung an vergangene Zeiten).
    Viele neuere Bibliotheken scheinen einen eher sterilen, aufgeräumten Look anhzustreben, der leider wie du sagst etwas leblos wirken kann. Auf Besuch ist das dann noch beeindruckend, aber als Stammkunde wünsche ich mir eine Bibliothek, die etwas mehr von Wohnzimmer hat und etwas weniger von Hospital.
    Sehr schöner Beitrag!

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