Streifzüge

[Streifzüge] Zwei Tage auf dem Bernsteintrail

Anfang Februar wollte ich endlich mal wieder eine Wanderung mit Übernachtung machen. Um dabei nicht im Schnee oder auf vereisten Wegen zu landen, habe ich nach einem Weg im Flachland gesucht und mir ist dabei der Bernsteintrail wieder eingefallen, auf dem ich im Herbst 2020 schon ein paar Tage lang unterwegs war. Also habe ich beschlossen, diesen weiter nach Süden fortzusetzen.

Tag 1: Etappe 5 von Rust bis Sopron

Startpunkt: Rust
Endpunkt: Sopron
Länge: 19 km (+ 3 km zur Unterkunft)
Etappenbeschreibung

Ich begann meine Wanderung an der Bushaltestelle in Rust und durchquerte die Altstadt dieser kleinsten Statutarstadt Österreichs, ehe mein Weg mich an den Schilfgürtel des Neusiedlersees führte.

Von der versprochenen Sonne war zu diesem Zeitpunkt leider noch nichts zu sehen und der Wind pfiff mir auf der Ebene ungehindert um die Ohren, aber ich freute mich trotzdem, dass ich endlich mal wieder etwas länger unterwegs sein würde.

Für die nächsten Kilometer ging es am Schilfgürtel entlang – nicht sehr abwechslungsreich, aber dennoch sehr schön und vor allem ruhig zu gehen. Und allmählich riss auch die Wolkendecke auf.

Nach etwa eineinhalb Stunden kam ich nach Mörbisch, wo ich noch einen Panoramablick über Weinberge, Schilf und See hatte; der Grenzturm zeigt außerdem, dass ich mich hier schon fast an der ungarischen Grenze befand.

Wenig später erreichte ich schließlich die Grenze, wo ich in der Sonne erst einmal meine Mittagsjause aß. Während ich hier saß – und später beim Überqueren der Grenze – musste ich darüber nachdenken, dass hier vor gut 30 Jahren noch der Eiserne Vorhang verlief, während ich nun einfach über die Staatsgrenze spazieren konnte. Die Pandemie hat uns deutlich vor Augen geführt, dass offene Grenzen keineswegs selbstverständlich sind und hier wurde mir das ein weiteres Mal bewusst.

Direkt an der Grenze liegt auch ein Mithrastempel, der aber leider in den Wintermonaten geschlossen ist. Geschlossen hatte auch der Römische Steinbruch von Fertőrákos, der heute ein Felsentheater beherbergt. Da es sich dabei um eine beeindruckende Anlage handeln dürfte, muss ich diesen Weg unbedingt nochmal in den Sommermonaten machen.

Obwohl mir also die kulturellen Sehenswürdigten verwehrt blieben, konnte ich mich wenigstens an einer kleinen Schweinefamilie mit ganz entzückenden Ferkeln erfreuen.

Der Weg führte nun in den Wald und erstmals auf diesem Trail auch einige Höhenmeter bergauf. Oben am Hügel befand sich ein Aussichtsturm, der einen hübschen Blick auf die Landschaft rundum bot.

Danach ging es weiter durch den Wald, der schon ein paar erste Anzeichen des nahenden Frühlings zeigte.

Am späten Nachmittag erreichte ich schließlich Sopron. Die Stadt ist äußerst sehenswert, mit einer schönen Altstadt, römischen Ruinen und dem Feuerturm als Wahrzeichen der Stadt.

Beim Feuerturm machte ich Zwischenstation, um mir das dortige kleine Museum anzuschauen sowie den Turm zu besteigen, von dem aus ich einen wunderbaren Blick über Sopron hatte.

Der Turm wäre auch ein schöner Platz gewesen, um den Sonnenuntergang zu beobachten, aber da es dort oben sehr stürmisch war und ich noch ein paar Kilometer Weg zu meiner Unterkunft vor mir hatte, blieb ich nicht allzu lange oben.

Das letzte Stück zu meiner Unterkunft zog sich dann ziemlich, da ich die gesamte Stadt durchqueren musste, aber schließlich erreichte ich in der einsetzenden Dunkelheit das Karmelita Boutique Apartman, gleich gegenüber dem Karmeliterkloster. Ich hatte extra eine Unterkunft mit Kochmöglichkeit gewählt, da ich nicht für den einen Abend Forint abheben und mich auch nicht darauf verlassen wollte, dass ich in der Nähe ein Lokal finden würde, in dem ich mit Karte zahlen konnte. Daher kochte ich mir Fertignudeln und machte es mir mit dem Essen und meinem E-Reader gemütlich.

Tag 2: Etappe 6 von Sopron bis Deutschkreutz

Startpunkt: Sopron
Endpunkt: eigentlich Neckenmarkt, aber da dort kein Bahnhof ist, ging ich nach Deutschkreutz
Länge: 22 km
Etappenbeschreibung

Am nächsten Morgen musste ich erst einmal wieder zurück auf den Bernsteintrail gelangen, da meine Unterkunft etwas abseits davon lag. Anstatt wieder zurück in die Stadt zu gehen und von dort die 6. Etappe zu beginnen, entschied ich mich dafür, direkt über den Eisenberg zu wandern, um dann wieder auf den Bernsteintrail zu stoßen. Der Weg zum Eisenberg führte mich zunächst hinauf zum Karmeliterkloster und dann vorbei an einem Friedhof und in den Wald.

In den noch recht einsamen Morgenstunden war es etwas gruselig, als ich im Wald an einem Grab vorbeikam, aber es handelte  sich hier offensichtlich um das Grab eines Hundes.

Nachdem ich etwa 150 Höhenmeter überwunden hatte, kam ich zu einem Aussichtsturm, von wo zwei Wanderer gerade aufbrachen. Anscheinend hatten sie hier gezeltet. Da kam ich mir schon tapfer vor, dass ich bei den winterlichen Temperaturen eine zweitägige Wanderung machte, und dann gibt es Leute, die zu dieser Jahreszeit sogar campen …

Der kleine Turm bot einen hübschen Blick über die Bucklige Welt und sogar zum Schneeberg. Ich blieb eine ganze Weile hier, trank den Tee, den ich mir nach dem Frühstück in meinen Thermobecher gefüllt hatte und genoss die Aussicht.

Ein kleiner Abstecher brachte mich zu einem weiteren Aussichtspunkt, der einen Blick zurück auf Sopron bot. Ich weiß nicht, wie der Originalweg ausgesehen hätte, aber dieser selbstgewählte Weg war ein äußerst schöner Start in die 6. Etappe.

Nach weiteren etwa zwei Kilometern durch den Wald stieß ich dann wieder auf den eigentlichen Trail, der kurz über eine Forstraße führte, ehe es erneut in den Wald hinein ging. Der Weg schlängelte sich jetzt immer in gleicher Höhe an einem Hang entlang; neben dem „B“ für den Bernsteintrail begleiteten mich hier auch noch andere Wegmarkierungen.

Hier im Wald war es recht kühl und so stieß ich auch immer wieder noch auf Schneereste.

Bei einem Hügelgräberfeld aus der Hallstattzeit machte ich Rast für ein etwas karges Mittagessen (Müsliriegel, Apfel und Nüsse), aber da es beim Sitzen empfindlich kalt war, brach ich ohnehin bald wieder auf.

Die nächsten zwei Stunden ging es weiter durch den Wald und während ich vorher zahlreichen Joggern und Radfahrern begegnet war, begegnete ich nun keiner Menschenseele mehr. Nicht nur deshalb kam mir der Weg etwas eintönig vor; dieser Abschnitt durch den Wald wäre sicher in einer anderen Jahreszeit schöner zu gehen. Aber trotz der kahlen Wintervegetation war es faszinierend, wie der Wald immer wieder seinen Charakter änderte.

Schließlich öffnete sich mir der Blick auf Weinberge und Siedlungen, ehe ich zurück zur österreichischen Grenze kam.

Der Grenzübergang hier war ebenso unspektakulär wie am Vortag – und so hatte ich also erstmals wandernd eine Grenze in ein anderes Land und wieder zurück nach Österreich überquert.

Hier verließ ich nun auch den Bernsteintrail, der über Straßen und Feldwege nach Neckenmarkt führt. Ich schlug hingegen für die letzten vier Kilometer den Weg zum Bahnhof Deutschkreutz ein, der über eine schier endlose, gerade Straße führte.

Obwohl mir inzwischen schon die Beine weh taten, legte ich einen Zahn zu, um den Zug in Deutschkreutz um kurz nach 15 Uhr zu erreichen. Und ich hätte es auch geschafft, hätte ich nicht am Ende noch einen ziemlich Umweg machen müssen, um die Bahngleise zu überqueren. So fuhr mir leider der Zug vor der Nase davon … Zum Glück fand ich ihn der Nähe des Bahnhofes eine sehr gemütliche Konditorei, in der ich mir mit Kaffee und Apfelstrudel die einstündige Wartezeit versüßte.

Fazit: Zwei sehr schöne Etappen, die nicht nur durch lauschige Wälder führen, sondern auch kulturell einiges zu bieten haben. Obwohl ich nicht ganz in der idealen Jahreszeit unterwegs war, war das eine sehr lohnenswerte Wochenendtour.

2 thoughts on “[Streifzüge] Zwei Tage auf dem Bernsteintrail

  1. Ich finde dich auch überaus tapfer, weil du im Februar so eine Wanderung gemacht hast! Winterzelten ist eine Beschäftigung, deren Reiz sich mir definitiv nicht erschließt … allerdings kann ich das vom Winterwandern ebenso sagen. 😉

    Schön, dass dir deine Wanderung – trotz des einen oder anderen etwas eintönigeren Streckenabschnitts – gefallen hat. Es klingt auf jeden Fall, als ob die Gegend für die kommenden Jahreszeiten noch weitere Erkundungen für dich bereit halten würde. Und ja, es ist unglaublich toll, dass Grenzübergänge so einfach für uns sind – ich hoffe sehr, dass das nicht nur noch lange so bleibt, sondern auch langfristig noch sehr viel mehr Länder betrifft!

    1. Irgendwie hatte so eine Winterwanderung auch was, aber trotzdem macht es jetzt bei wärmeren Temperaturen und der erwachenden Natur definitiv mehr Spaß. Mal sehen, ob ich es dann im Sommer nochmal in diese Gegend schaffe.

      Ich hoffe ebenfalls, dass das langfristig noch mehr Länder betrifft. Es ist ja erschreckend, wie viele Menschen sich offensichtlich wieder geschlossene Grenzen wünschen würden – wobei sie die ja immer nur für andere gern geschlossen hätten, nicht für sich ….

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