Auch hier fallen mir wieder mehrere Bücher ein, aber ich habe mich nun doch für eines „entschieden“:
Astrid Lindgren: Die Brüder Löwenherz
Ich weiß nicht, wie oft ich dieses Buch bereits gelesen habe. Zum ersten Mal hab ich es gelesen, als ich 8 Jahre alt war, und als ich damit durch war, hab ich sofort nochmal von vorne begonnen. Sowas habe ich sonst noch nie gemacht.
Auch jetzt vermag es mich noch zu fesseln – momentan lese ich es übrigens auf Norwegisch, um meine Sprachkenntnisse wieder etwas aufzubessern.
Astrid Lindgren spricht hier sehr große Themen an: Tod, Tyrannei, Unterdrückung, Aufopferung, Verrat. Und sie beschönigt und verharmlost nicht. Der Tyrann Tengil ist grausam und das zieht Lindgren auch konsequent durch – nicht jeder überlebt in diesem Roman.
Genau das macht den Roman so spannend und auch für Erwachsene interessant. „Das ist ja ein Kinderbuch, daher wird eh nichts schlimmes passieren“? Fehlanzeige. Hier heißt es Bangen und Zittern mit Krümel, dem Ich-Erzähler, und seinem wunderbaren Bruder Jonatan. Als Kind habe ich nägelkauend Krümels Abenteuer mitverfolgt und hatte eine panische Angst vor Katla. Nicht so, dass ich davon Albträume bekommen hätte, aber doch so, dass der Schrecken, den sie in dem Buch verströmt, für mich sehr greifbar war. Stellenweise wagte ich es kaum weiterzulesen – und konnte doch nicht aufhören.
Heute kann ich den Roman etwas gelassener lesen, aber das mag auch nur daran liegen, dass ich ihn beinahe auswendig kann und es darin nichts mehr gibt, was mich noch überraschen kann. 😉 Aber noch immer fesselt mich das Buch, noch immer kann ich bei den traurigen Stellen weinen und bei den lustigen laut loskichern.
Ich bewundere Astrid Lindgren für ihren Mut, so schwierige Themen in einem Kinderbuch zu behandeln – und ich bewundere sie dafür, dass das Buch dennoch kindgerecht bleibt. Ich glaube nicht, dass ein Roman wie dieser heutzutage noch veröffentlicht werden würde.