Rezensionen

Kristina Hauff – Schattengrünes Tal

erschienen bei Hanser

Das Schwarzwaldhotel „Zum alten Forsthaus“ hat seine besten Tage längst hinter sich. Als unerwartet Daniela dort auftaucht, um für längere Zeit hier zu bleiben, nimmt sich Lisa, die Tochter des Hotelbesitzers, ihrer an. Während Daniela anfangs noch verlorenen Eindruck macht, lebt sie sich in Windeseile ein und knüpft schnell Kontakte. Lisa hingegen verliert nach und nach ihre Freunde und den Halt in ihrem eigenen Leben – und begreift, dass Daniela ein ganz eigenes Spiel spielt

Vor zwei Jahren haben ich von Kristina Hauff „In blaukalter Tiefe“ gelesen und war von dem psychologischen Kammerspiel sehr angetan. Daher hat auch der neueste Roman der Autorin mein Interesse geweckt und ich wurde nicht enttäuscht.

Kristina Hauff baut in „Schattengrünes Tal“ von Anfang an eine düstere, fast bedrohliche Atmosphäre auf. Obwohl der Roman eher ruhig erzählt wird, ist schon mit Danielas Ankunft klar, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Im weiteren Handlungsverlauf entpuppt sie sich als Meisterin der Manipulation und wickelt nach und nach alle um ihren Finger. Zielgenau legt sie ihren Finger in offene Wunden und treibt so einen Keil zwischen Lisa und ihre Freunde und Familie. Stellenweise konnte ich es nur schwer nachvollziehen, dass sich so viele von ihr manipulieren lassen. Allerdings konnte ich sie als Leserin aus mehreren Perspektiven miterleben und mir so ein umfassenderes Bild machen als die einzelnen Figuren, die immer nur eine Seite von Daniela kennenlernen. So gesehen ist das wohl nicht so unwahrscheinlich, auch wenn ich das beim Lesen mitunter etwas frustrierend fand. Dabei will ich „frustrierend“ gar nicht als Kritik verstehen – es spricht eher für den Roman, dass er mich so hineinzog und ich Lisas Ohnmacht so gut nachempfinden konnte.

Als sich schließlich Danielas wahres Gesicht zeigt, kommt ordentlich Tempo hinein und ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Das Ende fällt dann vergleichsweise fast ein bisschen zahm aus, aber das hat mich nicht sehr gestört.

Etwas problematisch fand ich hingegen, dass Daniela in mancher Hinsicht recht stereotyp dargestellt wird und dadurch etwas zu klischeehaft wirkt. Ich hätte mir bei ihr eine etwas vielschichtigere Zeichnung gewünscht – dann hätten vielleicht auch manche Szenen rund um Lisas Ehemann Simon besser funktioniert, die mir etwas sauer aufgestoßen sind.

Trotzdem eine sehr lohnenswerte Lektüre. Mich hat schon lange kein Buch mehr so gefesselt, dass ich rundherum alles vergessen habe und dafür kann ich auch über den einen oder anderen Kritikpunkt hinwegsehen.

Leave a Reply

Your email address will not be published.