Gestern habe ich mich nach negativem Corona-Test auf den Weg zu meiner Familie gemacht. Es war direkt seltsam, mich mal wieder in einem Innenraum ohne Maske mit Menschen zu unterhalten – das hatte ich zuletzt zu Weihnachten.
Da ich jetzt gerade erst im Zug zurück nach Wien sitze, habe ich mich heute nicht Konstanzes Lesesonntag angeschlossen. Vermutlich werde ich jetzt dann im Zug noch zum Buch greifen, aber bisher bin ich heute noch nicht zum Lesen gekommen. Ich lese derzeit Das Eis-Schloss von Tarjei Vesaas, einen norwegischen Klassiker, der im Zuge des Gastlandauftritts von Norwegen bei der Frankfurter Buchmesse 2019 neu ins Deutsche übersetzt wurde.
Vor gut einer Woche habe ich meine Überlegungen und Zweifel rund um meinen Blog versucht in Worte zu fassen. Die Antworten, die ich daraufhin in den Kommentaren und auch von stillen Mitlesern per E-Mail bekommen habe, haben mir sehr geholfen. Danke nochmal dafür! Ich bin mir zwar noch immer nicht ganz sicher, ob ich zukünftig meine Blog-Schwerpunkte etwas ändern und manches vielleicht teilweise auf Instagram auslagern möchte, aber es war schon einmal beruhigend zu lesen, dass mein Themen-Mischmasch mich anscheinend deutlich mehr stört als euch.
Ansonsten wollte ich heute noch von einem Blog-„Erfolg“ berichten: Letzten Mittwoch hatte ich erstmals seit mehr als einem Jahr keine Rezensionen mehr offen. Im Jänner und Februar habe ich diese sukzessive abgearbeitet (was auch dazu geführt hat, dass ich nun unglaubliche sechs Blogbeiträge fertig in der Hinterhand habe). Da ich einige Rezensionen schon seit Wochen (oder gar Monaten) schreiben wollte, fühlte es sich unglaublich erleichternd an, diese endlich abhaken zu können. Seither habe ich A Brightness Long Ago von Guy Gavriel Kay ausgelesen und es war toll, direkt einen Beitag darüber zu beginnen ohne erst zu überlegen, welche Rezension ich vorher endlich noch schreiben sollte/möchte. Als nächstes Projekt steht jetzt auf der Liste, alle noch offenen Streifzüge zu erledigen. Danach kann ich mich vielleicht auch etwas unbelasteter neuen Blog-Ideen widmen.
Wie ist das bei euch? Sitzen euch manchmal auch Rezensionen oder andere Beiträge, die ihr schon seit langem schreiben wollt, im Nacken? Und falls ja: Habt ihr dann auch das Gefühl, dass euch diese gewissermaßen beim Bloggen „lähmen“?
Wow, das ist wirklich ein Blogerfolg! Ich hoffe, dass all die Arbeit dann auch die gewünschte Wirkung zeigt und du wieder etwas ungehemmter ans Beiträgeschreiben gehen magst. 🙂
Bei mir ist es so, dass es schon Beiträge gibt, die endlos in meinem Dashboard sitzen und mich ärgern. Wenn es nur darum geht, dass mir die richtigen Worte fehlen, dann endet es in der Regel damit, dass mein armer Mann sehr viel zu einem Buch zu hören bekommt oder dass ich immer und immer wieder neue Absätze schreibe und umformuliere – bis ich das Ganze dann irgendwann freischalte, um es aus dem Kopf zu bekommen und nicht mehr sehen zu müssen. Ich habe ja zum Glück keinerlei Perfektionismusanspruch an meinen Blog. 😀 Bei Beiträgen, die mir nicht so wichtig sind und bei denen ich das Gefühl habe, dass es zu lange her ist, dass ich den Text angefangen habe, gibt irgendwann Tage, an denen ich radikal alles lösche, was ich vermutlich nicht mehr beenden werde. Manchmal sorgt das dafür, dass ich wenig später noch einmal ganz neu so einen Text anfange und er sich auf einmal fast von selber schreibt. 😉
Grundsätzlich versuche ich bei meinem Blog alles zu vermeiden, das mich lähmt oder ärgert oder mich belasten könnte. Mein Blog ist ein liebgewonnenes Hobby, in das ich viel Arbeit stecke, aber er ist keine Verpflichtung und soll auch niemals eine werden. Es gibt genügend Dinge im Leben, wo man nicht um die unangenehmen Aufgaben drumherum kommt – sowas brauche ich nicht in meiner Freizeit. 😉
Ich muss mich ja ehrlich gesagt auch bei Hobbys ein bisschen zu meinem Glück zwingen. Mein Perfektionismus gepaart mit Selbstzweifeln bei so ziemlich allem führen dazu, dass ich ohne einen gewissen Druck nur noch konsumiere und überhaupt nichts kreatives/produktives mache. Umgekehrt bin ich aber zufriedener und ausgeglichener, wenn ich zumindest tw. produktive Dinge in meiner Freizeit mache.
Interessant, dass du Texte, bei denen du den Entwurf schon mal gelöscht hast, manchmal neu anfängst. Wenn ich einen begonnen Beitrag irgendwann lösche, weil er quasi schon vergammelt, war’s das normalerweise auch damit.
Glaub mir, das kenne ich nur zu gut. Aber da es mir wie dir geht und ich zufriedener bin, wenn ich nicht nur konsumiere, versuche ich mir seit Jahren zwei Dinge beizubringen. Das erste ist, dass ich nicht ALLES machen muss, was mich reizen würde. Was eben auch bedeutet, dass ich versuche nicht zu viele Dinge parallel zu machen oder neu anzufangen, sondern bewusst mit der Zeit, die ich am Tag produktiv sein kann, umzugehen versuche. Und das zweite ist, dass Perfektionismus etwas ist, das mir nicht gut tut. Da hilft es mir, wenn ich mir immer wieder vor Augen halte, dass ich an eine andere Person nicht die gleichen Ansprüche stellen würde, wie ich sie früher an mich gestellt habe. Manchmal muss es einfach reichen, dass ich etwas tu, ich muss nicht mal gut dabei sein. 😉
Manchmal ist das Löschen eines angefangenen Textes der Punkt, der dafür sorgt, dass ich mir noch einmal ganz neue Gedanken zu einem Thema mache. Dann kann ich mit etwas mehr Abstand und ohne die beim Lesen gemachten Notizen frisch an das Ganze herangehen und eine neue Perspektive einnehmen. Es ist wie bei jeder anderen Form von Ausmisten auch, wenn man vor einer leeren Fläche sitzt, kann man ganz neu überlegen, ob und wie man sie gestalten will. *g*
Zuviele Dinge parallel zu machen, ist definitiv ein Problem bei mir. Mich überwältigen dann immer die Entscheidungen und auch das Gefühl, nicht genug Zeit für alles zu haben. Ich weiß nur noch nicht so recht, wie ich dagegen angehen soll.
Und Perfektionismus ist überhaupt ein ganz eigenes Thema. Das ist derzeit ja auch eins meiner größten Probleme in der Arbeit.
Bei all den Dingen, die ich machen mag, hat es mir geholfen festzustellen, dass ich auf der einen Seite kaum etwas so gerne mache wie lesen. Auch wenn es natürlich Phasen gibt, in denen das trotzdem nicht klappt. Also versuche ich jeden Tag dafür ein wenig Zeit einzuräumen und sei es nur eine halbe Stunde am Nachmittag, wenn ich alles andere auf die Reihe bekommen habe. Auf der anderen Seite bin ich jemand, der sich gern intensiv mit etwas beschäftigt und lieber eine Sache über einige Tage durchgehend macht, als ganz viele Dinge immer ein bisschen. Also versuche ich auch das in meine Planung miteinzubeziehen und nur nicht fünf verschiedene Dinge für die kommende Woche vorzunehmen, sondern eher ein Ding intensiver für den Monat. Wenn das fertig ist oder ein größerer Arbeitsschritt beendet, so dass ich die Sache auch für längere Zeit weglegen kann, ohne beim Weiterarbeiten Probleme zu bekommen, kann ich zum nächsten Vorhaben wechseln.
Vielleicht wäre also die Frage, die du dir beantworten musst, was dir so wichtig ist, dass du dir dafür immer Zeit einräumen magst, und ob du jemand bist, der immer allen Interessen Raum geben muss, oder eher jemand, der wie ich phasenweise, aber dafür umso intensiver mit etwas beschäftigt ist. Genug Zeit für all meine Interessen werde ich nie haben, aber es hilft schon sehr, dass ich nicht mehr das Gefühl habe, ich würde von einer Sache nur nächsten hetzten und keiner die Aufmerksamkeit widmen, die ich gern dafür aufbringen würde.
Ich habe mich früher immer phasenweise meinen Hobbys gewidmet. Ich hatte Schreib-, Mal-, Knüpf- und Häkelphasen und letztes Jahr definitiv eine Puzzlephase. Trotzdem neige ich seit einigen Jahren dazu immer alles gleichzeitig machen zu wollen – und stattdessen dann gar nichts davon zu machen.
Vielleicht muss ich mir mal wöchentliche oder monatliche „Challenges“ vornehmen – der NaNoWriMo hat ja auch meist dann für mich funktioniert, wenn ich das restliche Jahr kaum oder gar nicht geschrieben habe.
Ich finde, dass es auf jeden Fall den Versuch wert wäre, ob dir solche zeitbegrenzten „Challenges“ wieder die Motivation geben, um regelmäßig zu den verschiedenen Hobbies zu greifen.
Den NaNoWriMo finde ich allerdings zu heftig. Durch die Wörtervorgabe powern sich die Teilnehmer so aus, dass meinem Gefühl nach erst einmal eine solche Übersättigung da ist, dass die Leute danach kein einziges Wort mehr schreiben mögen. *g* Aber vielleicht klappt es, wenn du eine Woche pro Monat oder jede Woche einen festen Tag zum „Schreibtag“ erklärst?
Ich muss sagen, dass meine Erfahrungen mit dem NaNoWriMo da anders sind. Im Tintenzirkel, dem Schreibforum, in dem ich bin, nehmen immer sehr viele am NaNo teil und integrieren diesen normal in ihr Schreibjahr. Und bei mir war es so, dass ich nach dem NaNo, also im Dezember und Jänner, oft noch am ehesten geschrieben habe, weil ich noch im „Flow“ war.
Allerdings hatte ich bei meiner letzten Teilnahme ziemlich Schwierigkeiten, den NaNo neben meinem Job unterzubringen. Rein zeitlich würde das gut klappen, wenn man die Geschichte gut geplant hat und sich wirklich in erster Linie auf den Schreibprozess konzentrieren kann. Aber ich bin sehr viel Bauchschreiberin und wenn man nebenbei noch plotten und recherchieren muss, wird es sehr eng. Außerdem war ich so tief in der Geschichte drinnen, dass es mir sehr schwer gefallen ist mich auf die Arbeit zu konzentrieren.
Das ist spannend. Ich kenne wirklich fast nur Personen, die intensiv beim NaNoWriMo mitmachen und dann erst einmal keine Lust mehr aufs Schreiben haben. Schön, dass das bei dir die gegensätzliche Wirkung hat, auch wenn es natürlich nicht gerade praktisch ist, wenn das deinen Arbeitsalltag beeinflusst.