Genre: Fantasy
Seiten: 831
Verlag: Bantam
ISBN: 978-0553573404
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternchen
English-Challenge (Juli)
Im Zentrum des ersten Bandes des „Song of Ice and Fire“ steht das Schicksal der Familie Stark: Als König Robert Baratheon seinen alten Freund Eddard Stark, den Herrn des Nordens, zu seiner „Hand“ macht, wird eine Kette von Ereignissen losgetreten, die das Königreich letztendlich in den Krieg treiben. Inmitten all der Intrigen finden sich Eddards Kinder und seine Frau Catelyn.
Doch das Königreich wird nicht nur von innen bedroht, sondern auch von außen: Jenseits der Narrow Sea haben Viserys und Daenarys, die letzten Nachfahren der alten Drachenkönige, ihren Anspruch auf den Eisernen Thron noch nicht aufgegeben, und im Norden jenseits der Mauer lauern Mächte, die das Land mehr zu gefährden scheinen als alles andere.
Ich bin gerade selbst erstaunt, dass man die Handlung dieses Serienauftaktes doch einigermaßen grob zusammenfassen kann. Allerdings habe ich den Roman nun nicht das erste Mal gelesen – ich habe die ersten vier Bände (bzw. acht, da sie in der deutschen Übersetzung geteilt werden) auf Deutsch bereits vor einigen Jahren gelesen.
Wenn man etwas bereits zum zweiten Mal liest, ist es natürlich einfacher, den Überblick zu behalten, aber auch beim ersten Mal kam ich mit den vielen Erzählperspektiven erstaunlich gut zurecht: Der Autor versteht es wirklich meisterhaft, einem alle Figuren, denen er eine eigene Erzählstimme gibt, näherzubringen. Scheinbar mühelos wechselt er zwischen den Figuren und den Handlungssträngen, schlüpft in die Perspektive von Kindern, Lords, Bastarden und Zwergen und bringt einem auf diese Weise seine Welt aus verschiedenen Blickwinkeln nahe.
Diese Welt wirkt über weite Teile durchaus vertraut: Westeros ist an das englische Spätmittelalter angelehnt und ist in einigen Punkten stark von den Rosenkriegen beeinflusst. Und doch wird hier nicht nur eine historische Epoche in eine Fantasywelt transportiert. Westeros strotzt nur so vor kleinen Details und anschaulichen Beschreibungen, die die Welt sehr greifbar machen. Und unter der sehr realistisch wirkenden Oberfläche, lauert allenthalben versteckte Magie. Doch sie ist unzweifelhaft etwas Seltenes und Fremdes in der Welt, und wer bei Fantasy hinter jeder Ecke Feuerbälle und robentragende Magier erwartet, wird hier eher enttäuscht werden.
Bei all den Details über die Welt und den großen Ereignissen sind es aber doch die Figuren, die diesen Roman zu dem machen, was er ist. Sie sind hier gewissermaßen noch konventioneller als dann in den späteren Bänden, gehen aber über eindimensionale Klischees doch weit hinaus. Manche Figuren wie der stets rechtschaffene Eddard sind vielleicht etwas weniger interessant als andere, aber doch wirken sie alle glaubwürdig. Und obwohl es durchaus so einige Hassfiguren in der Serie gibt, existiert doch keine säuberliche Trennung in Gut und Böse.
Und so entstehen auch die meisten Verwicklungen nicht auf eine schicksalhafte Weise, der die Handelnden hilflos ausgeliefert sind, sondern durch eigene (oft falsche) Entscheidungen. Beim Lesen möchte man den Figuren oftmals zurufen: „Nein, mach das nicht, das kann nicht gutgehen!“ Beim zweiten Mal ist dieses Bedürfnis noch stärker geworden, und ich wollte mir manches Mal fast die Haare raufen, weil ich ja wusste, dass dieser oder jener Schritt ins Verhängnis führen würde.
Genau das macht natürlich den Roman auch so spannend, und wer denkt, dass wichtige und „gute“ Figuren ohnehin bis zum Schluss überleben, dem kann ich nur sagen: Weit gefehlt. Wer George R.R. Martin liest, muss auch mit Todesfällen rechnen, die man nicht unbedingt erwartet hätte, denn: When you play the game of thrones, you win or you die.
„A Game of Thrones“ ist ein Roman mit einem äußerst komplexen Geflecht an Figuren und Handlungssträngen. Allen, die gern längere Serien mit einer epischen Handlung lesen, kann ich ihn wirklich nur wärmstens empfehlen. Für mich gehört „A Song of Ice and Fire“ definitiv zu einer der besten Fantasyserien überhaupt. Man kann Martin vorwerfen, dass ihm die Handlung in den späteren Bänden etwas zu sehr zerfasert, aber das ist in diesem ersten Band noch nicht der Fall. Trotz der vielen Perspektiven schreitet die Handlung zügig voran und entwickelt bald einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann.
All die kleinen Rätsel und offenen Fragen schließlich regen auch zum Spekulieren und Mitraten an, und auch kleine, zunächst unscheinbare Details können später noch weitreichende Folgen haben. Das ist ein weiterer Punkt, der den Roman so lesenswert macht.
Ohne jegliche Abstriche gibt das 5 von 5 Sternchen.
Wenn ich deinen Serienüberblick-Posting richtig interpretiere, gibt es da auch viele Karten in den Büchern? Gibt es auch Zeichnungen? Schwanke noch ein bisschen hin und her, tendiere aber zum Lesen der gedruckten neuen deutschen Ausgaben. Wird wohl nur ziemlich teuer, wenn ich dann alle Bände kaufe – aber so ist das Leben.
Was mir übrigens lustigerweise erst jetzt durch deinen Überblick aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass es im Weg der Könige gar keinen Sex gab. Aber hat auch gar nicht gefehlt und ich denke mir, dass der bestimmt später noch kommt.
Ja, es gibt mehrere Karten in den Büchern – am Anfang mal nur zwei, später kommen dann noch Detailkarten und einzelne Ausschnitte dazu. Zeichnungen sind nicht darin.
Es sind nur in der amerikanischen Ausgabe (ob auch in der britischen, weiß ich nicht) ein paar verschnörkelte Ornamente bei jedem Kapitel und hinten im Personenglossar die heraldischen Zeichen der Adelshäuser.
Gewalt und Sex … ich sags mal so: Man muss sich da in der Serie schon auf einiges gefasst machen. Das entspricht wohl so etwa einer Altersfreigabe ab 16 Jahren. 😉
Zur deutschen Übersetzung wollte ich nochmal was schreiben. Wichtig ist es – wenn du es auf Deutsch liest – dass du dann gleich von Anfang an mit den neuen Ausgaben beginnst. Sonst hast du dann mitten in der Serie Unterschiede in der Übersetzung der Namen.
Nachtrag: Wie die neuen deutschen Ausgaben innen gestaltet sind, weiß ich übrigens gar nicht. Aber zumindest die Karten sind natürlich alle auch vorhanden.