Genre: Schelmenroman (mir fällt wirklich keine passendere Bezeichnung dafür ein)
Seiten: 416
Verlag: carl’s books
ISBN: 978-3570585016
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternchen
An seinem 100. Geburtstag steigt Allan Karlsson klammheimlich aus dem Fenster des Altersheims, in dem er seit einigen Monaten wohnt, und macht sich vor seiner eigenen Geburtstagsfeier aus dem Staub. Am Busbahnhof gerät er durch Zufall an einen Koffer mit einem recht … nun ja … unkonventionellen Inhalt und hat so bald eine kleine Bande von Ganoven auf seinen Fersen. Zum Glück stößt Allan auf einige Helfer, die sich ihm anschließen, während auch die Polizei auf diesen seltsamen Fall aufmerksam wird.
Dieser Roman ist eines der Bücher, auf das ich nur wegen des Titels aufmerksam geworden bin. Und ich bin wirklich froh, dass ich darauf gestoßen bin, denn so ein urkomisches und schräges Buch habe ich schon lange nicht mehr gelesen.
Parallel zu Allans aberwitziger Flucht durch Schweden (in deren Folge auch ein Elefant zu seiner kleinen Gruppe stößt) wird sein Leben erzählt, das um keinen Deut weniger abenteuerlich war. So bereiste Allan – aufgrund von Zufällen und der Verkettung seltsamer Umstände – die halbe Welt und mischte bei fast allen politisch wichtigen Ereignissen des letzten Jahrhunderts mit, obwohl er selbst keinerlei Interesse an der Politik hat. Im Zuge dieser Rückblicke erfährt man also, wie es dazu kam, dass Allan Tequila mit Präsident Truman trank, den Anstoß für die Entwicklung der Atombombe gab, Stalins Tod versursachte, von Mao einen Urlaub auf Bali spendiert bekam und den Himalaya überquerte.
„Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ hat ein bisschen etwas von Forest Gump und ist vor allem ein Schelmenroman, der einen Streifzug durch die gesamte Geschichte der letzten 100 Jahre bietet. Ohne großartige eigene Ziele stolpert Allan von einer seltsamen Situation in die nächste und nimmt auch noch die schlimmsten Erlebnisse mit einer großen Gelassenheit.
Wer diesen Roman allzu ernst nimmt oder nach Realismus und Logik fragt, wird daran keine Freude haben. Auch wer nicht bereit ist, die Weltpolitik einfach mit einem Augenzwinkern zu betrachten, sollte diesen Roman vielleicht nicht lesen. Denn Jonas Jonasson zeigt keinerlei Respekt vor großen Persönlichkeiten und beschreibt zudem einen Helden ohne allerlei moralische Bedenken.
Wer sich einfach auf den Roman einlässt, wird aber seinen Spaß an diesem intelligent und witzig geschriebenen Abenteuer haben.
Vor allem empfand ich das Buch als einen richtigen Gute-Laune-Bringer, was vor allem an Allan Karlsson liegt, der sich mit der Einstellung „Es ist, wie es ist, und es kommt, wie es kommt“ durchs Leben treiben lässt und dabei selbst noch einen Polizisten mit seiner lebensbejahenden Gelassenheit ansteckt.
Ich habe wirklich jede einzelne Seite genossen und die Verrücktheiten der Handlung einfach hingenommen (anders kann man den Roman auch gar nicht lesen). Am Ende war ich tatsächlich wehmütig, dass ich von Allan und all den anderen herrlichen Figuren Abschied nehmen musste. Ich hätte gern noch weitere hundert Seiten lang dem rüstigen Alten folgen wollen.
Ein völlig absurder, politisch inkorrekter, witziger und fantasievoller Roman, der kaum mit etwas vergleichbar ist, das in den letzten Jahren erschienen ist.
Mein erstes 5-Sterne-Buch in diesem Jahr.
Au ja. 🙂 hört sich gut an!
Juhu, juhu, juhu.
Ich hab, als ich die Überschrift gesehen habe, nur gedacht: "Bitte, bitte, bitte, lass es sie gut finden."
Eine Freundin von mir hat das von der Herbstlese ihres Buchlandes vorgestellt, seit dem spiele ich mit dem Gedanken, es zu verschenken und/oder selbst zu lesen.
Falls dich das Video interessiert: Sarah kann man auch sehr gut zuhören:
http://www.youtube.com/watch?v=2bV74Zuqudc
Danke für den Link – das Buch wird da wirklich super und passend beschrieben. 🙂
Ich denke, dass das ein Roman ist, den man entweder liebt oder mit dem man gar nichts anfangen kann. Falls du ihn mal liest, hoffe ich sehr, dass du zu Ersteren gehörst. 🙂
Das hatte ich ja auch schon auf dem Schirm, war mir aber etwas unsicher, ob das was für mich ist …
Aber nach deiner Rezension und dem wirklich netten Vorstellungsvideo habe ich gerade in der Stadtbücherei nachgeschaut und es gleich als ebook vorbestellt. Ich bin mal gespannt. 🙂