Lesegeplauder

Der Anschlag oder: Ein unerwartete Reise nach Derry

Ich glaube, ich habe schon mehrmals erwähnt, dass ich äußerst ängstlich bin und mich von Horror tunlichst fernhalte, nicht wahr? Tja, nun muss ich euch etwas erzählen, das dem ganzen quasi die Krone aufsetzt. Es ist genau genommen sogar schon etwas peinlich, wenn man dermaßen ängstlich ist, aber was solls – entweder ich ernte überraschenderweise verständnisvolle Kommentare oder ihr habt wenigstens etwas zu lachen. 😉

Okay, es geht um Stephen King. Ich habe von seinen Horrorromanen „Shining“ und „Das Mädchen“ gelesen und fand beide zwar schaurig, kam aber ganz gut damit klar. Dennoch habe ich mich ansonsten von seinen gruseligen Büchern tunlichst ferngehalten und ganz besonders von einem: „Es“. „Es“ ist quasi mein unbekanntes Schreckgespenst. Ich weiß ungefähr, worum es geht, habe einiges darüber erzählt bekommen und vor allem auch von Leuten, die sonst durchaus härter im Nehmen sind, Aussagen gehört wie „Ahhh, erwähne bloß nicht Es, mir kommt jetzt noch das nackte Grausen, wenn ich daran denke“ oder „Wenn ich einen Clown sehe, renne ich schreiend davon“.
Nun ja, diese Reaktionen gepaart mit dem, was ich über den Inhalt weiß, reicht für mich aus, um mir bei dem Gedanken an „Es“ einen Schauder über den Rücken zu jagen. Ich werde den Roman niemals lesen, denn er weckt schon schaurige Assoziationen in mir, ohne ihn gelesen zu haben.
Soweit die „Vorgeschichte“. Nun lese ich derzeit ja von King „Der Anschlag“. Ich habe mir dabei nicht großartig was gedacht – der Roman ist nicht als Horror deklariert und klang auch vom Inhalt her nicht so als gäbe es da etwas zum Fürchten. Per Zeitreise soll das Attentat auf Kennedy verhindert werden – das klingt doch, so gesehen, „harmlos“. 
Tja, und dann folge ich also dem Helden nichtsahnend nach Derry, das eine recht morbid-gruslige Atmosphäre an den Tag legte. Schon da klingelte etwas in mir – Derry? War das nicht …? Ja, war es. Der Schauplatz von „Es“. Spätestens, als dem Helden von kürzlich passierten Morden berichtet wird, war alles wieder da, was ich jemals über den Inhalt von „Es“ gelesen habe.
Mein erster Gedanke also: „Ach du Scheiße.“ (sorry)
Mein zweiter: „Okay, jetzt stell dich mal nicht an, das ist nur temporärer Schauplatz und mehr Verbindungen zu Es wird es auch nicht geben.“
Dennoch war ich nervös geworden und wollte mich vergewissern, dass wir Derry bald wieder den Rücken kehren würden. Und so las ich also im Internet (Achtung, Spoiler), dass der Roman nicht nur zu großen Teilen in Derry spielt, sondern dass der Held offensichtlich sogar einmal auf Es trifft. Was? WAS?
Da trete ich also panisch den Rückzug an, sobald es irgendwo um „Es“ geht und stolpere in einem anderen Roman von King darüber? WAS SOLL DENN DAS?
Nun ja, und das ist der Punkt, an dem ich ernsthaft darüber nachdenke, „Der Anschlag“ abzubrechen. Mir läuft es nämlich schon wieder kalt den Rücken hinunter, wenn ich nur an Derry denke, so wie es bisher in dem Roman geschildert wurde. Und selbst, wenn man vielleicht nur ein Fünftel des Buches dort verbringt, sind das bei einem 900-Seiten-Wälzer noch immer mehr als 100 Seiten.
Und es ist ja auch nicht so, dass mich der Roman ansonsten bisher komplett überzeugt hätte …
Trotzdem: Ist es nicht völlig verrückt, ein Buch deshalb abzubrechen, weil es einen auf einen unangenehme Weise an ein anderes Buch erinnert, das man noch nicht mal gelesen hat? Ich gebe ja immer äußerst freizügig zu, dass ich eher mit schwachen Nerven ausgestattet und nicht der mutigste Mensch auf Erden bin, aber das ist nun vielleicht selbst für meine Verhältnisse ein wenig überzogen.
Ich werde also wohl noch ein wenig mit mir hadern und mich fragen, ob ich das Risiko eingehe, dass der Roman mir eventuell ängstliche Stunden alleine im Dunkeln bescheren könnte. Vorerst werde ich ihn mal nur unterbrechen.
Hat eigentlich jemand von euch schon „Der Anschlag“ gelesen und kann mir Auskunft darüber geben, ob Derry tatsächlich noch länger Schauplatz sein wird und wie schlimm die Anklänge an „Es“ sind?

8 thoughts on “Der Anschlag oder: Ein unerwartete Reise nach Derry

  1. Du weißt ja, dass ich ein großer King-Fan bin, aber ausgerechnet den Anschlag habe ich noch nicht gelesen… 🙂 "Es" hab ich natürlich gelesen, es ist eines meiner Lieblingsbücher von ihm. Ich finde es jetzt nicht so arg, kann aber nachvollziehen, dass es manche gruselig finden. Vielleicht haben dir die anderen auch ein bisschen mehr Angst eingejagt, als notwendig? Aber wenn du Bedenken hast, ist es vielleicht besser, es dir nicht anzutun, hat ja keinen Sinn, sich unnötig fertigzumachen.

  2. Nachsatz: Aber wenn du willst, ich wollte den Anschlag eh schon länger lesen, ich kauf ihn mir und sag dir Bescheid, okay? 🙂

    1. Also so lang kann ich das ebook nicht aus der Onleihe ausleihen. 😉 Ich glaub auch nicht, dass ich nochmal anfange, wenn ich mal eine Weile unterbreche.
      Aber ich hab heute einfach mal weitergelesen, weil ich bei meinem Dienst unerwartet zum Lesen gekommen bin und vorerst hat sich die unheimliche Atmosphäre verzogen. Also mal schauen …

  3. Das wäre bei mir auch das absolute No-Go – ich weiß nicht mal grob, worum es in "Es" geht, aber ich habe mich schon als Kind vor ganz gewöhnlichen, eigentlich lustig sein sollenden Clowns gegruselt (und tu das heute eigentlich auch immer noch ein bisschen), da ist das quasi wie Kankra für einen extremen Spinnenphobiker … 😉

    1. Es war jetzt dann beim Weiterlesen vorerst doch nicht so schlimm (die Morde und das ganze wurden nicht mehr weiter erwähnt). Also werd ich es einfach noch ein wenig probieren und aufhören, wenns doch noch schlimm wird. 😉

      Kankra … buärg. Bei ersten Mal lesen war die echt heftig (also quasi zusammen mit dem Überraschungseffekt), aber im Film fand ich sie dann weniger schlimm als die Spinnen im 2. Harry Potter. Die waren ja vielleicht mal eklig …

  4. Du hast mein absolutes und vollstes Verständnis. Ich würde auch abbrechen! Mein gestörtes Verhältnis zu "Es" hab ich ja schon öfter mal erwähnt, aber der Film dazu hat mir eine absolute Horror Phobie verpasst!

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