Streifzüge

[Wiener Streifzüge] Augarten

LiteraturWien für kluge Leute Nr. 29+30
Wien geht track 14
StartpunktGaußplatz (31, 5A)
EndpunktSchottenring (U2, U4, 1, 31, 3A)
Gehzeiteine knappe Stunde
Ich eröffne diese Kategorie mit einem kleinen Parkspaziergang, der sich prima mit gemütlichen Lesepausen verbinden lässt. Der Weg beginnt am Gaußplatz, wo man gleich durch ein Tor den Augarten betritt. Anna Ehrlich bezeichnet den Augarten etwas abfällig als „uneinheitliches Gemisch von Beton, Schotter und Grün“, aber mir ist gerade deshalb der Park irgendwie sympathisch. Er wirkt chaotisch, aber man findet (anders als etwa im schönen Stadtpark) zig Liegemöglichkeiten in den Wiesen, die sich auch prima für ein Picknick eignen und durch die Weitläufigkeit ist man in seinem Zentrum dem Straßenlärm recht fern.
Fast schon wildnisartige Wäldchen wechseln mit kleineren und größeren Wiesen, die teilweise von breiten Wegen umgeben sind.
Oft grenzen auch hohe Hecken und Bäume einzelne kleine Bereiche voneinander ab, sodass man mit etwas Glück auch gänzlich ungestörte Fleckchen finden kann.
Kennengelernt habe ich den Augarten übrigens in meiner Anfangszeit in Wien durch Wolf Haas‘ Krimi „Wie die Tiere“. Darin spielt nicht nur der Augarten, sondern auch einer der beiden Flaktürme eine handlungsrelevante Rolle, weshalb eine Freundin und ich einmal eine „Expedition“ in den Park unternommen haben. Seither war ich schon öfter dort, aber dennoch bleibt der Augarten für mich immer untrennbar mit den Brenner-Krimis von Wolf Haas verbunden.
Nach einer ausgedehnten Streiftour durch den Park geht es vorbei an der Augartener Porzellanmanufaktur und durch das Haupttor hinaus.

Der Spaziergang führt weiter in die Große Sperlgasse, vorbei am Café Sperlhof, wo man überall Bücher findet, sogar vor den Fenstern.

Schräg gegenüber befindet sich das Wiener Kriminalmuseum, das ein sehr faszinierendes Museum wäre, wäre es nicht sträflich vernachlässigt. Es ist schon einige Jahre her, seit ich dort war, aber ich befürchte, dass sich seither nichts geändert hat. Die Texte sind viel zu lang und so sehr voller Fehler in Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion, dass ich am liebsten zum Rotstift gegriffen hätte; die Zusammenstellung der Exponate wirkt eintöniger als bei dieser Thematik zu erwarten.
Nichtsdestotrotz sind die dokumentierten Kriminalfälle spannend und ein Besuch lohnt sich – auch wenn man für manche der Tatortfotos und Exponate starke Nerven braucht.
Weiter geht es über den Karmelitermarkt zum Donaukanal und an diesem ein Stück entlang zur U-Bahnstation „Schottenring“, die in meinem Fall den Endpunkt darstellte (der track 14 von „Wien geht“ führt am Ende in die entgegengesetzte Richtung zum Schwedenplatz).
Fazit: Ein netter, wenn auch unspektakulärer Spaziergang, der viel Park und auch etwas Stadt beinhaltet. Der Augarten lädt zu ausgedehnten Lesepausen ein, weshalb man den Weg unbedingt bei warmem Wetter unternehmen sollte.

7 thoughts on “[Wiener Streifzüge] Augarten

  1. Ich kenne die Strecke. Wirklich ein schöner Spaziergang und der Augarten ist auch sehr schön. Vielleicht geht sich mal im Sommer das Kino dort aus. 😉

  2. "Fast schon wildnisartige Wäldchen wechseln mit kleineren und größeren Wiesen, die teilweise von breiten Wegen umgeben sind."

    Das klingt sehr schön und weniger "geordnet" als es städtische Parks sonst sind. 🙂

    Das Café Sperlhof scheint eine hübsche Atmosphäre zu haben – hast du da schon mal eine Pause gemacht?

    Und nach deinen Zeilen über das Wiener Kriminalmuseum habe ich das Bedürfnis dir eine große Packung mit roten Stiften zu schenken, damit du deinem Korrekturbedürfnis nachgehen kannst. Denn wie sollte sich in so einem Museum etwas ändern, wenn alle Besucher den Mund halten und einfach nicht mehr kommen? 😉

    1. Nein, ich war noch nie im Café Sperlhof. Mir ist es nur im Vorbeigehen aufgefallen wegen der Bücher in den Fenstern und als ich einen Blick reingeworfen habe, habe ich gesehen, dass es drinnen auch reihenweise Bücher (und ganz viele Gesellschaftsspiele) gibt. Wär also definitiv mal einen Besuch wert. 🙂

      Ich hab nach meinem Besuch im Kriminalmuseum übrigens sogar eine Mail hingeschrieben – aber nie eine Antwort bekommen. %-)

    2. Wer weiß, vielleicht kann man da sogar eine schöne Auszeit zum Schreiben finden. Ich schreibe gern in Cafés – keine Ablenkung durch Internet, PC-Dateien, Katzen oder sonstige Störungen. 😀

      Ach, so eine Mail kann man doch gut ignorieren. Nimm den Rotstift zur Hand und beschrifte einfach die Ausstellungsstücke neu! *g*

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