Lesegeplauder

Kein Händchen bei der Buchauswahl

Manchmal habe ich Phasen, in denen mich einfach kein Buch wirklich überzeugen kann. Ich weiß dann nie so recht, ob ich tatsächlich Pech mit der Buchwahl habe oder ob es an mir liegt. Sind das einfach Phasen, in denen mir nichts so wirklich gefallen kann? Fände ich manche Bücher zu einer anderen Zeit vielleicht gar nicht so schlecht?
Derzeit befinde ich mich mal wieder in so einer Phase. Ich habe nun schon eine ganze Reihe von Büchern eher mittelprächtig gefunden. Alle sind mit 2,5-3,5 Sternen bewertet, keines war wirklich schlecht, aber es konnte mich auch keines vom Hocker reißen. Leider betrifft das nun schon eine ganze Reihe von Büchern und die Phase hält bereits so lange an, dass fast schon meine Leselust schwindet.
Mit meiner aktuellen Lektüre sieht es leider nicht viel besser aus. Zuletzt habe ich „Agnes Grey“ gelesen – mit dem Gedanken, dass ja bei den Bronte-Schwestern nicht viel schiefgehen könnte. Nun ja, ich sags mal so: Der Roman ist aus gutem Grund nicht so bekannt wie etwa „Jane Eyre“ oder „Wuthering Heights“. 
„Der Fluch der Gaukler“ ist ein interessantes Buch und vermutlich noch das beste, das ich in letzter Zeit erwischt habe, aber es gibt doch eine ganze Reihe von Kritikpunkten und ich bin weit noch nicht beim Ende. „Drachenbrut“ von Naomi Novik, das ich gerade als Hörbuch habe, finde ich ganz nett, aber mehr auch wirklich nicht. Bisher bezweifle ich, dass ich danach noch weitere Temeraire-Bände lesen werde. Und schließlich tummelt sich auf meinem Reader noch „Catch-22“ von der BBC-Liste, in das ich gar nicht reinfinde. Vielleicht tu ich mir mit dem Englisch schwer oder mir ist der Roman tatsächlich zu absurd (obwohl ich ja weiß, dass er absurd sein soll). Ich kann es nicht genau sagen, aber hätte ich nicht Geld für da ebook ausgegeben (wenn auch dank eines Rabattes nicht viel), würde ich wohl einfach abbrechen. So werde ich es wohl aber doch noch ein wenig länger damit probieren.
Alles in allem wünsche ich mir aber nun wirklich wieder einmal ein Buch, das ich so richtig toll finde. Um auf Nummer Sicher zu gehen, müsste ich mich also eigentlich auf einen Reread stürzen, denn da kann nicht viel schiefgehen, oder?
Selbst das ist aber nicht so einfach. Eins der besten Bücher, das ich je gelesen habe, ist Guy Gavriel Kays „Sarantine Mosaic“. Was aber, wenn ich es nun gar nicht mehr so toll finde wie beim ersten Mal? Immerhin ist das Jahre her und seither kann sich ja auch mein Geschmack verändert haben.
Und genau das ist eins der Probleme bei solchen Phasen: Ich überlege dann ewig hin und her, was ich lesen könnte, um nur ja nicht enttäuscht zu werden. Vielleicht gehe ich aber dadurch so verkrampft an die Bücher heran, dass eine Enttäuschung vorprogrammiert ist?
Wie geht es euch mit solchen Phasen? Denkt ihr, dass so etwas eher an der eigenen Stimmung oder doch nur den aktuellen Büchern liegt? Lest ihr dann Romane, die euch empfohlen werden oder Bücher, die ihr schon mehrmals gelesen habt und die ihr bestimmt immer wieder toll findet? Oder macht ihr euch bei solchen Durstrstrecken gar nicht erst groß Gedanken – nach dem Motto „der nächste Knüller wird schon kommen“?

10 thoughts on “Kein Händchen bei der Buchauswahl

  1. Oje, ja, ich kenne solche Phasen auch. Eigentlich glaube ich sogar, dass ich gerade in einer drin stecke. Ich lese zwar einiges zur Zeit, finde die Bücher auch alle nicht übel – aber eben nicht mehr. Da ist keins dabei, das mich staunen lässt und bei dem ich beim Buchdeckel-Zuklappen denke "Wow. Was für ein geniales Stückchen Literatur." Ist lange her, dass ich so ein Gefühl mal hatte.
    Aber ich denke, es ist normal, dass man solche Phasen mal durchlebt, immerhin kann man nicht immer nur Weltklasse-Literatur lesen, oder das, was man selbst dafür hält. Es gibt halt auch Bücher, die einem nicht so viel geben. Oder ja, da geht es mir wie dir, bei denen ich mir denke, wenn ich sie zu einem anderen Zeitpunkt gelesen hätte, hätten sie mehr Eindruck bei mir hinterlassen. Aus dem Grund würde ich nie ein Buch definitiv nur 1x lesen wollen. Es gibt ja Menschen, die sagen, sie lesen ein Buch ein einziges Mal und dann verschenken/ verkaufen sie es, weil sie jedes Buch nur 1x lesen. Das könnte ich nicht. Das ist doch auch so davon abhängig, in welcher Stimmung und allgemeinen Gefühlslage man ein Buch liest – da kann doch 1x Lesen nicht stellvertretend für immer sein.
    Aber es stimmt natürlich, und ich kenne das auch von mir: was, wenn mir ein Buch, das mich schonmal sehr begeistert hat, mir beim nächsten Mal gar nicht mehr so gefällt?! Ich habe die Angst auch. Ich will seit Ewigkeiten mal wieder ein Buch von John Irving lesen, sozusagen "wiederlesen", aber ich habe wirklich Befürchtungen, dass ich es dieses Mal total doof finde und es mir nicht mehr gefällt. Das ist irgendwie albern, ich weiß, aber so ist es nun mal.
    Ich würde mir da an deiner Stelle keine großen Gedanken machen. Lies einfach weiter wie bisher oder greif dir ein Buch, das du immer gern gelesen hast und das dir immer wieder gefällt. Einfach, damit du die Lust am Lesen zunächst wiederfindest. Oder mach gar nichts – lies mal einige Tage gar nicht. Auch keine Hörbücher oder so. Das hilft auch, das Bedürfnis, sich ein Buch zu schnappen, kommt dann irgendwann von ganz alleine. Und dann weißt du auch wieder, welches, denn dann hat man plötzlich ein Buch im Kopf, und das nimmt man sich dann. So gehts mir zumindest meistens.

    1. Ja, es stimmt schon, vermutlich ergibt es sich eh von selbst. Das Bedürfnis zu lesen hab ich aber durchaus auch jetzt – nur bin ich dann eben enttäuscht, wenn mich das Buch dann wieder nicht so begeistert.

      Übrigens könnte ich mich nicht aufraffen, ein Buch noch einmal zu lesen, das ich schon beim ersten Mal nicht gut fand – ganz ungeachtet der Stimmung. Deshalb gibt es bei mir schon eine ganze Reihe von Büchern, bei denen ich weiß, dass ich sie bestimmt nicht wieder lesen werde.

  2. Und was wäre, wenn du kein Buch, das dich umgeworfen hat, sondern bewusst eins wieder liest, das du einfach nett fandest? Ein Wohlfühlbuch, um wieder Lust am Lesen zu bekommen, aber ohne große Erwartungen anzusetzen, die dann vermutlich enttäuscht werden.

    Ansonsten würde ich dich einfach auf Buchdiät setzen. 😉 Auch wenn uns Viellesern das komisch vorkommt, so ist es doch möglich einfach mal ein paar Tage oder Wochen gar nicht zu lesen bis die Lust aufs Buch so groß ist, dass man es gar nicht erwarten kann die ersten Seiten aufzuschlagen und in eine andere Welt abzutauchen. Manchmal ist diese Unlust nämlich gar nichts anderes als eine Übersättigung – der Kopf ist all der Wörter müde und kann sich so für nichts mehr begeistern …

    1. Das mit dem Wohlfühlbuch ist eine gute Idee – das wäre dann am ehesten ein Kinderbuch, das ich schon oft gelesen habe. Aber die hab ich leider alle nicht in Wien, sondern bei meiner Familie.

      Nichts zu lesen, würde mir tatsächlich schwerfallen. Ich bin so dran gewöhnt, in den Öffis zu lesen und wüsste auch gar nicht, was ich dann machen sollte, falls ich in der Arbeit mal wieder einen Leerlauf habe.
      Ich weiß also nicht, ob ich mich zu einer Buchdiät überwinden kann, auch wenn es vielleicht helfen könnte.

    2. Dann guck doch mal in der Bibliothek nach einem der Kinderbücher. Die dürfte näher liegen als deine eigenen Bücher bei deiner Familie – und vielleicht stolperst du ja über weitere Geschichten, die dich ansprechen.

      Kinderbücher sind wunderbar, wenn man keine so hohe Erwartungen setzen und sich beim Lesen entspannen mag. 🙂

      Was die Öffentlichen und den Leerlauf bei der Arbeit angeht: Wie wäre es mit kleinen Schreibskizzen zu deinen Geschichten? Manchmal ist ja gerade dieses ungezielte und spontane notieren ganz hilfreich. 😉

    3. Vielleicht versuch ich es wirklich mal mit einer kleinen Pause, sobald ich "Der Fluch der Gaukler" zu Ende gelesen habe. "Catch-22" hab ich ohnehin schon unterbrochen, mit dem wird es momentan einfach nichts.

      Ich glaub, ich halt dann in der Bücherei mal Ausschau nach der roten Zora, die hab ich ja schier ewig nicht mehr gelesen.

  3. Vielleicht ist dann meine Challenge auch was für dich 🙂 Ich werd sie am Donnerstag starten, dann gibt es auch Details 😉

    Aber ansonsten halte ich es ganz mit Winterkatze: Eine Lesepause ist auch kein Beinbruch und muss manchmal einfach sein. Zumindest ich habe immer wieder mal Phasen, wo ich kaum bis gar nicht lese. Meistens ist mein Kopf in dieser Zeit zu voll mit Gedanken. Dann schaue ich unterwegs einfach in die Landschaft oder spiele und surfe auf meinen mobilen Geräten.

    1. Auf die Challenge bin ich jetzt natürlich sehr gespannt!

      Früher hatte ich auch öfter mal Phasen, in denen ich nicht gelesen habe, vielleicht hat mir das auch wirklich ganz gut getan.

  4. Habe so was auch ab und zu – meist nicht ganz so schlimmer, aber je länger ich blogge und je mehr Bücher ich dafür lese, desto kritischer bin ich auch. Sehe das an meinen ersten Rezibüchern, die würde ich heute vermutlich alle einen Tick oder sogar mehr schlechter bewerten.
    Aber das hilft dir auch nicht.
    Würde dir zunächst auch raten: Lies eines deiner All-time-Favourites-Bücher, also eines, von dem du weißt, es verschafft dir gute Laune. Bei mir klappt das mit Kay, aber ich habe meine (bis auf die Fürsten des Nordens) auch alle schon mehrfach gelesen. Wenn bei mir gar nichts mehr geht, hilft nur Harry Potter oder Die Fährte des Blinden. Fast immer kann ich auch Der Herr der Ringe lesen, aber dafür muss man auch in der richtigen Stimmung sein (geht im Winter beispielsweise besser als im Sommer…).
    Wenn ein Favorit auch nichts bringt, würde ich auch mal eine Lesepause einlegen. Es hilft ja alles nichts und du sollst ja entspannt an die Sache rangehen. Man kann sich auch mal mit Zeitungen und Magazinen unterhalten. Vielleicht findest du dann mit der Zeit auf anderen Blogs/Lovelybooks und Co. ja genug Inspiration, um danach frisch ans Werk zu gehen.
    Ich drücke die Daumen
    Nia

    1. Das stimmt schon, auch das Bloggen macht mich kritischer (und das viele Lesen sowieso). Ich würde inzwischen auch einige Bücher anders bewerten als noch vor ein paar Jahren.

      Ich habe übrigens inzwischen die kanadische Gesamtausgabe von Fionavar gebraucht bestellt, um das endlich mal zu lesen. Vermutlich wird es noch eine Weile dauern, bis das bei mir ankommt, also vielleicht schnapp ich mir inzwischen tatsächlich nochmal ein anderes.
      Herr der Ringe ist bei mir auch so ein Stimmungsbuch. Da ich es in der Weihnachtszeit zum ersten Mal gelesen hatte und dann auch die Kinofilme immer zu Weihnachten rauskamen, ist es bei mir lustigerweise auch sehr mit dem Winter verknüpft. Momentan könnte ich mir das daher gar nicht vorstellen.

      Naja, mal sehen. Vielleicht les ich die Hunger Games nochmal – zumindest beim 1. oder 2. Band kann ich da nicht viel falsch machen (der 3. hat mich dann ein wenig enttäuscht).

      Danke für deine Tipps!

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