Streifzüge

Das war London

Falls sich jemand gewundert hat, wo ich die letzte Woche hinverschwunden bin: Ich war mit meiner 13jährigen Nichte in London. Eigentlich hätte ich vorher noch einen Blogbeitrag geplant, aber dann war noch so viel zu tun, dass ich nicht mehr dazu gekommen bin. Das ist auch der Grund, weshalb ich erst jetzt Kommentare freischalte und beantworte und mich wohl erst in den nächsten Tagen mal durch all eure Blogbeiträge der letzten Woche wühlen werde.
Nun aber zu unserem London-Urlaub: Es waren fünf aufregende, interessante, spannende, aber auch extrem anstrengende Tage. Wir haben wahnsinnig viel unternommen und noch dazu war in London einfach nur die Hölle los, weshalb mir Wien nach der Rückkehr sehr lauschig-ruhig vorgekommen ist.
Wir waren in Museen, haben uns auch sonst vieles angeschaut, waren im Musical/Theater („Wicked“ und „War Horse“) und und und.
Hier zunächst mal ein kleiner Eindruck unserer Reise:

Tower Bridge
St. Paul’s Cathedral
Blick über London von der Galerie der St. Paul’s Cathedral
Hyde Park
Big Ben
Sherlock Holmes Museum
Da steht doch tatsächlich eine Tardis ganz unschuldig herum 😉
Da es für meine Nichte der erste längere Besuch in London war (sie war vorher nur einmal im Zuge einer Schiffsreise für ein paar Stunden dort), haben wir im Wesentlichen das übliche Touistenprogramm gemacht (das ungewöhnlichste waren wohl die Suche nach der Blue Police Box bei der Station Earl’s Court sowie der Besuch des skurrilen Sir John Soane Museums). Ich habe daher nicht viel gesehen, was ich nicht schon von früheren Besuchen kannte, aber das hat mich nicht gestört.
Was aber auch auf dem Programm stand und auch für mich noch gänzlich neu war, das waren die Harry Potter Filmstudios. Die waren im Grunde der Hauptzweck unserer Reise und letztendlich auch das Highlight. Wir waren fast einen ganzen Tag lang dort und völlig überwältigt. Harry Potter hat mich 12 Jahre lang begleitet – vom Lesen der ersten drei Bände im Jahr 1999 bis zum Erscheinen des letzten Films 2011 – und die so vertrauten Kulissen der Filme praktisch in Echt zu sehen, ist ein ganz besonderes Erlebnis.
Im folgenden bekommt ihr auch davon ein paar Foto-Eindrücke, wobei es wirklich schwierig ist, die Kulissen dort vernünftig zu fotografieren, da überall so viele Menschen herumwuseln und die Beleuchtungssituation mitunter schwierig ist. Die Fotos können daher nur einen sehr vagen Eindruck davon vermitteln, wie die Studios tatsächlich sind.

Große Halle von Hogwarts
Gryffindor-Gemeinschaftsraum
Die geniale, riesige Pendeluhr aus dem 3. Film
Diagon Alley
Läden in der Diagon Alley
Godric’s Hollow
Modell von Hogwarts
Außerdem sind wir gleich am ersten Nachmittag beim großen Waterstones am Piccadilly Circus eingefallen und haben uns dort beide ein wenig vergessen: meine Nichte hat in der Jugendbuchabteilung gestöbert, ich ein Stockwerk weiter unten bei der Fantasy und der allgemeinen Literatur und zwischendurch haben wir uns immer wieder mal getroffen, um uns unsere aktuellen Funde zu zeigen und einander bei der Entscheidung zu beraten. Das lief dann in etwa so ab, dass ich mich bemühte, meiner Nichte klarzumachen, dass sie alle diese Bücher im Koffer unterbringen müsste, sie vielleicht nicht gleich am ersten Tag ihr ganzes Geld ausgeben sollte und ich ihr einige dieser Bücher sowieso leihen könnte. Sie wiederum riet mir eher, ich sollte doch einfach alle Bücher kaufen, die ich mir zusammengesucht hatte, denn so schnell würden wir hier nicht wieder herkommen und überhaupt: Bücher. Sehr hilfreich war das nicht. *gg*
Schließlich siegte bei mir die Vernunft (und – ich gebe es zu – der Gedanke, dass man diese Bücher auch problemlos von zuhause aus bei Amazon bestellen könnte) und es durften drei Bücher mitkommen:

Mit auf dem Bild dabei ein Lesezeichen aus dem Sherlock Holmes Museum
Diese entzückende Ausgabe von Alice’s Adventures in Wonderland und Through the Looking Glass konnte ich einfach nicht dort lassen und es wird eh Zeit, dass ich Alice mal im Original lese.
Von A Natural History of Dragons kenne ich bereits die Leseprobe und eigentlich wollte ich mir einfach das ebook kaufen, aber es handelt sich um ein wirklich wunderschönes Buch mit Illustrationen, also durfte doch das Paperback mitkommen.
Und schließlich stolperte ich schon auf dem Weg zur Kassa noch über ein traumhaft schönes Hardcover von His Dark Materials, das auch sehr hochwertig gemacht ist – und wofür ich dann diese tolle Ausgabe von McKillips Ombria in Shadow zurückließ.
Weitere Bücher, die ich beinahe mitgenommen hätte, waren übrigens diverse Klassiker in verschiedenen, schönen Ausgaben, Go Set a Watchman von Harper Lee und Poul Andersons The Broken Sword, das ich schon längst lesen wollte und das es in derselben „Fantasy Masterworks“-Ausgabe wie „Ombria“ gab. Inzwischen habe ich festgestellt, dass es das auf der deutschen Amazon-Seite nur noch gebraucht zu horrenden Preisen gibt. Tja. Hätte ich es eben doch besser in London gekauft …
Dieses gemeinsame Bücherkaufen war ein weiteres Highlight der letzten Woche. Ich hatte zunächst gedacht, ich müsste mich bei der Auswahl beeilen, weil meiner Nichte sonst wohl langweilig werden würde – aber letztendlich war ich dann diejenige, die sie schon fast nach draußen schleifen musste.
Ich bin sonst ja gar nicht so die exzessive Buchkäuferin, aber das hat wirklich Spaß gemacht – und ich frage mich noch immer ein wenig, ob ich nicht mehr Bücher hätte mitnehmen sollen. Mein bei der Heimreise ziemlich voller und schwerer kleiner Koffer dankte es mir aber, dass ich mich dann doch noch am Riemen gerissen habe.
Wir hatten also wirklich eine tolle Zeit in London und ich wünschte mir, dass ich nicht schon wieder in den Alltag zurückkehren müsste.

12 thoughts on “Das war London

  1. Latha math, Neyasha.
    Reisen ist ein solider Grund dafür nicht zuhause zu sein, denke ich. 🙂
    Wenn frau dies dann auch in angenehmer Gesellschaft tun kann, segelt die Perfektion am Horizont entlang.
    Die klassische Konstelation der Belle Époque, daß die Tante die Nichte auf einer vergnüglichen Bildungsreise begleitet.

    Ich darf vermuten, daß selbst ein ganzer Tag einfach zu kurz für Hogwarts war. 🙂

    Du beschreibst mit den Buchladen-Dialogen sehr eindrücklich den jugendlichen Drang zum völligen Enthusiasmus; während die weise Tante unauffällig die Bremsklötze der Vernuft anbringen will.*

    Carroll, Pullman, Anderson – Klassiker der englischsprachigen Fantasy; was Wunder, daß Du hier in Versuchungen geraten bist.
    Wobei mir einfällt, daß ich endlich einmal eine Ausgabe von "Alice" erwerben sollte. Schließlich begegnet mir die Geschichte als Zitat ausdauernd in der Phantastik, seit 5 Jahrzehnten! 🙂

    Mademoiselle Nichte dürfte nach der Reise einiges zu erzählen gehabt haben, denke ich.

    Bienvenu et

    bonté

    * könnte man/frau einen schönen Zeitreiseplot daraus stricken

    1. Ja, das beschreibt unsere Gespräche im Buchladen sehr gut. 😉 Und der jugendliche Enthusiasmus vs. Bremsklötze der Vernunft hat sich auch in den nächsten Tagen noch fortgesetzt, als meine Nichte im Sherlock Holmes Shop am liebsten sämtliche Werke von Arthur Conan Doyle zusammengekauft hätte und dann nochmal in der British Library, als sie im angeschlossenen Shop dort schon wieder Bücher in der Hand hatte (aber kein Geld und keinen Platz mehr).

      Ein Tag in Hogwarts war insofern zu kurz, als man da einfach von Eindrücken erschlagen wird und gar nicht alles erfassen kann. Zuhause haben wir dann noch so einige Details auf den Fotos entdeckt und konnten nicht fassen, dass die uns entgangen waren.

  2. Hach, das hört sich richtig toll an. Irgendwie sehr herzerwärmend. Schön, dass dir das zusammen gemacht habt.
    Und bei der Beschreibung von euren gegenseitigen Beratungen hinsichtlich des Bücherkaufs musste ich ein bisschen kichern. 😀

    1. Meine Nichte und ich fanden es im Nachhinein auch ziemlich witzig. Vor allem, wie wir uns immer wieder einen Treffpunkt ausgemacht haben, dann wieder ratlos vor einem ganzen Stapel hockten und nach dem Ausmachen eines weiteren Treffpunktes erneut ausgeschwärmt sind. *lol*

  3. Wie schön, dass ihr eure gemeinsame Reise so sehr genossen habt! So ein normales Touristenprogramm verknüpft mit einem ausführlichen Buchhandelsbesuch klingt gar nicht schlecht und hat deiner Nichte bestimmt einen schönen ersten Eindruck von London verschafft!

    Deine Beschreibung eures Buchrausches hat mich daran erinnert, wie ich mit einer Freundin in New York war. Während sie in Ruhe jedes einzelne Buch inspizierte und überlegte, ob es einen Kauf wert wäre, saß ich mit einem großen Stapel schon bezahlter Bücher da und fing schon mal an zu lesen. 😉

    1. Ich denke auch, dass sie einen guten Eindruck von London bekommen hat, zumal wir auch wirklich unsere Zeit dort sehr intensiv genutzt haben. Sie war auf jeden Fall begeistert. 🙂

      Ich habe ja das Gefühl, dass wir beide noch mehr Zeit bei Waterstones gebraucht hätten – und mehr Geld und mehr Platz. *gg* Wir sollten wohl auch mal eine gemeinsame Reise ins "Bücherdorf" Hay-on-Wye machen, zumal eine Bekannte von uns in der Nähe wohnt.

    2. Mehr Geld und mehr Platz – ja, das könnten wir wohl alle gebrauchen. 😀 Als ich in New York war, habe ich vor der Abreise einen großen Karton voller Bücher nach Hause geschickt. Aber das war auch noch, bevor man mal eben so englische Bücher in Deutschland kaufen konnte. 😉

      Über Hay-on-Wye hatte Ariana ja so einen verlockenden Bericht geschrieben. Da solltet ihr auf jeden Fall mal hin!

    3. Das stimmt, dass das jetzt deutlich einfacher ist. Mein Hauptargument gegen den Kaufrausch meiner Nichte (und meinen eigenen) war ja auch, dass man die Bücher auch problemlos von Österreich aus bestellen kann (wenn vielleicht auch nicht alle, wie ich gerade bei dieser einen Anderson-Ausgabe feststellen muss).
      Wobei es ja vor ein paar Jahren sogar noch ein wenig besser war, da gabs nämlich noch den British Bookshop in Wien. Und ich finde es schon schön, wenn man die Bücher auch mal vor dem Kauf in die Hand nehmen kann, da gerade englische Taschenbücher in der Qualität gern ein Lotteriespiel sind.

  4. Jetzt hätte ich wieder übel Lust auf einen Kurztrip nach London, wenn ich wüsste mit wem *g* Die Harry-Potter-Filmstudios würde ich zu gern mal sehen, die gab es beim letzten Mal noch gar nicht, und bei Waterstones war ich leider auch noch nie.

    Auf jeden Fall scheint der Ausflug ein voller Erfolg gewesen zu sein 🙂

    1. Bei Waterstones war ich auch schon bei meinem vorigen Besuch in London (2005), aber die Harry Potter Studios gab es damals auch noch nicht. Oder besser gesagt: gegeben hat es sie natürlich schon, aber nicht für die Öffentlichkeit, denn damals wurden dort ja noch die Filme gedreht.

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