Zur Beschreibung der 1. Etappe geht es hier.
Für die zweite Etappe der Via Sacra musste ich mich zwischen einer Talvariante, die an einem Radweg entlangführte und einer etwa 5 Kilometer längeren Bergvariante entscheiden. Ich wählte die landschaftlich wunderschöne Bergvariante über Klein-Mariazell, die ziemlich viel bergauf und bergab führte und stellenweise sehr schlecht ausgeschildert war.
Nach einer recht unruhigen Nacht auf einer Matratze, bei der man schon jede Feder spürte, wachte ich schon früh auf. Leider gab es Frühstück erst ab 8 Uhr und so war es dann trotzdem schon kurz vor halb 9, bis ich wieder unterwegs war. Es war bereits sehr heiß und der Weg nach Hafnerberg führte großteils über sonnige Wiesen und Straßen.
In Hafnerberg stattete ich der sehr schönen (und kühlen) Wallfahrtskirche von Hafnerberg einen Besuch ab, die ich zu dem Zeitpunkt ganz für mich alleine hatte.
Danach ging es durch den Wald bergauf und über eine Kuhweide, die aber glücklicherweise leer war. Dort traf ich auf eine ältere Frau, die von Hafnerberg nach Klein-Mariazell wanderte und ein Stück mit mir gemeinsam ging. Vor dem Gansl-Steig, der relativ steil bergab führte, blieb sie dann aber für eine Pause zurück, während ich nach Klein-Mariazell weiterging.
In Klein-Mariazell hatte ich keine Gelegenheit, die Kirche zu besichtigen, da dort gerade eine Hochzeit war. Da es inzwischen aber mittags war und ich knapp die Hälfte der heutigen Strecke geschafft hatte, machte ich in der Stiftstaverne eine kurze Pause, um mir ein kühles Getränk zu gönnen. Als ich mich um kurz nach 12 Uhr wieder auf den Weg machte, kam gerade das Pärchen mit den Hunden, das ich am Vorabend kennengelernt hatte. Wir wechselten ein paar Worte und hofften, dass wir uns später noch einmal begegnen würden.
Danach ging es zunächst über einen breiten Forstweg und dann ein Stück an der Straße entlang, ehe der Weg teilweise steil bergauf in einen Wald hineinführte (sehr schön die Beschreibung des Wanderführers hier: „… nach der Brücke rechts und sehr steil und steinig bergauf … nach rund 500 m rechts steiler bergauf“). Ich freute mich über den Schatten und vorerst war der Weg auch noch klar erkennbar.
Mit der Zeit wurde es aber immer schwieriger, den richtigen Weg zu finden und ich musste mich an den Markierungen an den Bäumen orientieren, die mit der Zeit spärlicher wurden. Es ging im Slalom durch den Wald, durch brusthohen Farn und manchmal auch quer über Wiesen.
Vor allem auf den Wiesenquerungen war es nicht einfach, auf dem richtigen Weg zu bleiben, aber dafür gab es einen tollen Ausblick.
Irgendwann hörten aber im Wald die Markierungen auf. Mein Wanderführer konnte mir an diesem Punkt auch nicht weiterhelfen und die „Pilgern in NÖ“-App war ebenfalls nicht hilfreich, da ich mich mit der Bergvariante nicht mehr auf der Hauptroute der Via Sacra befand. Ein mobiles Netz gab es hier natürlich auch nicht, wodurch Google Maps ebenfalls ausschied (wobei ich bezweifle, dass mir das weitergeholfen hätte).
Zu diesem Zeitpunkt überlegte ich, ob ich bei der letzten Markierung auf das Pilgerduo hinter mir warten sollte, das mich ja irgendwann einholen müsste. Ich riskierte es dann aber noch ein Stück weiter geradeaus durch den Wald zu gehen – und wundersamer Weise fand ich nach wenigen Minuten wieder erkennbare Markierungen. Ich war mir zwar nicht ganz sicher, ob das tatsächlich der richtige Weg war, aber nach einer Weile tauchte ein erlösender gelber Via Sacra-Pfeil auf. Zwar ging es zuerst erneut durch schmale Waldwege und durch Dickicht, aber schließlich kam ich auf eine Forststraße und wurde durch einen wunderschönen Ausblick belohnt.
Später erfuhr ich dann, dass das Pärchen mit den Hunden sich hier total verlaufen hatte. Noch immer frage ich mich, was passiert wäre, wenn ich auf sie gewartet hätte. Hätten wir dann gemeinsam den Weg gefunden oder uns alle drei verlaufen? Vermutlich hätte ich aber schlichtweg vergeblich gewartet, da es so klang, als wären sie schon ein ganz Stück früher vom Weg abgekommen. Sie waren nämlich von den unmarkierten Wiesenquerungen ohne erkennbare Wege irritiert, während ich dank meines Wanderführers zumindest wusste, dass ich ein paarmal quer über eine Wiese gehen musste.
Nachdem der schwierige Wegabschnitt gemeistert war, ging es an der Straße entlang bis hinunter auf den Radweg, wo sich die beiden Varianten der Via Sacra wieder vereinten. Hier ging ich ein Stück in die „falsche“ Richtung zum Gasthof Renzenhof zurück, für eine Mittags-/Abendessen-Kombi etwa um 15:30. Um diese Zeit hatte ich den sehr urigen Gastgarten für mich alleine und die Wirtin unterhielt sich mit mir über meine Wanderung.
Nach dieser Pause und mit dem Bauch voller Gemüse und Kartoffeln fiel es mir nicht ganz leicht, mich für die letzten drei Kilometer aufzuraffen, zumal ich erst einmal in der prallen Sonne zurück zur Abzweigung gehen musste. Hier konnte ich aber die Straße wieder verlassen und es ging bergauf und bergab durch Wald und über Wiesen.
Eine knappe Stunde später erreichte ich Kaumberg und meine Unterkunft Brandtner Komfortzimmer, wo mich ein Zettel im Zimmer darüber informierte, dass heute Abend Zumba wäre und deshalb für eine Stunde die Musik etwas lauter sein könnte – alle Gäste aber willkommen wären mitzumachen. Darauf verzichtete ich aber und ich setzte mich lieber auf die schöne Dachterrasse, um meine Erlebnisse des Tages aufzuschreiben und zu lesen.
Nach einer Weile bekam ich dann Gesellschaft von einem Mutter-Tochter-Gespann, das ebenfalls auf der Via Sacra unterwegs war. Natürlich unterhielten wir uns sofort über die bisherige Strecke, allerdings waren die beiden die Talvariante gegangen, daher konnten wir uns nicht über die schwierige Passage austauschen.
Obwohl die zweite Etappe nicht ganz einfach war, habe ich diesen Tag sehr genossen. Landschaftlich war die Strecke ein Traum und ich würde daher trotz der stellenweise mangelhaften Markierungen diese Wegvariante über Klein-Mariazell empfehlen.
Hach, das ist aber auch immer ein Abenteuer! Deine Beiträge lesen sich wirklich sehr kurzweilig und unterhaltsam!
Ich kann deine Freude darüber, endlich wieder den gelben Pfeil entdeckt zu haben, total gut verstehen. Ich verstehe nicht, warum solche „wichtigen“ Wanderwege teilweise so schlecht beschildert sind. Das kenne ich auch.
Die Kirche sieht übrigens wirklich wunderschön aus!
Möööp! Ich war mal wieder zu vorschnell und nun ist mein bereits geschriebener Kommentar weg. Hier also die Kurzversion:
– deine Beiträge = spannend, unterhaltsam und kurzweilig
– fehlende Wegbeschilderung = nervig
– Freunde über gelben Pfeil = total gut nachvollziehbar
– Kirche = wunderschön
😉 LG, T. 😉
Wenn von dir oben der anonyme Beitrag war, dann war er nicht weg, sondern ich musste ihn erst freischalten.
Danke für dein Lob, ich freue mich, dass dir die Beiträge gefallen! 🙂
Ich frage mich ja manchmal bei schlecht beschilderten Wegen, ob da nie jemand „testwandert“. Bei einer Wanderung in der Nähe von Wien hatte ich unlängst auch mal wieder eine ganz schlechte Beschilderung.
Uff, nur gut, dass dein Wanderführer dich an einigen Abschnitten schon vorgewarnt hatte, dass das unangenehm wird, auch wenn eine etwas bessere Beschilderung schon schön gewesen wäre … Aber du scheinst die Strecke trotzdem genossen zu haben und bist ja heil in der Pension angekommen – und der Ausblick ist wirklich wunderschön! 🙂 Danke, dass du uns auf diese Weise noch einmal detaillierter auf deine Wanderung mitnimmst. 🙂
Ich bin ja immer noch sehr überrascht, dass ich diesen Abschnitt gemeistert habe ohne mich zu verlaufen, obwohl ich sonst einen katastrophalen Orientierungssinn habe. Mit einer besseren Beschilderung wäre es aber auf jeden Fall ein entspannterer Nachmittag gewesen.
Ich freue mich, wenn ihr in meinen Berichten meiner Wanderung folgt. Und vielleicht hilft es ja auch anderen, die diesen Weg gehen wollen. Als ich im Vorfeld auf Erfahrungsberichte gesucht habe, habe ich kaum welche gefunden und von diesem Teil des Weges hat überhaupt niemand geschrieben.