Streifzüge

Bernsteintrail, 4. Etappe (Variante): Von Illmitz nach Podersdorf

Mitte Oktober war ich vier Tage lang auf dem Bernsteintrail unterwegs. Allgemeines über den Weg und meine Erfahrungen damit könnt ihr hier nachlesen; hier sind die bisherigen Etappenbeschreibungen: 1. Etappe, 2. Etappe, 3. Etappe

Wie schon im Titel angedeutet, handelt es sich hier nicht um die offizielle 4. Etappe des Bernsteintrails, sondern um eine eigene Variante. Eigentlich würde der Bernsteintrail von Illmitz über das Sandeck zur Fähranlegestelle führen und dann nach einer Fährüberfahrt auf der anderen Seite des Sees weiter nach Rust. Allerdings gab es in der zweiten Oktoberhälfte zumindest unter der Woche keinen regulären Fährbetrieb mehr und so blieb ich stattdessen auf dem Ostufer des Sees und beendete meine viertägige Wanderung in Podersdorf.

An meinem letzten Tag war ich erstmals nicht ganz alleine beim Frühstück und es ergab sich sogar ein kleines Gespräch mit den beiden anderen Gästen und der Gastgeberin. Und noch eine Premiere: Die Gastgeberin in Illmitz war die erste, die auch tatsächlich schon einmal vom Bernsteintrail gehört hatte.

Nach diesem netten Start in den Tag verließ ich Illmitz und wanderte eine schier endlose Straße entlang zum Sandeck.

Es handelte sich zwar nicht einmal um drei Kilometer, aber mir kam dieser Weg sehr viel länger vor. Ich begann vor lauter Langeweile damit, über Plotprobleme in meinen „Göttersteinen“ nachzudenken, was ich seit sehr langer Zeit nicht mehr gemacht hatte. Und ich muss sagen, dass das ein sehr produktives Nachdenken war.

Irgendwann hatte die Straße aber ein Ende und ich kam beim Sandeck an, das den Namen vom Sandwall des Seedammes, den der Neusiedler See hier abgelagert hat, trägt. Abgesehen von der Landschaft gibt es hier aber noch etwas besonderes: weiße Esel. Das Zuchtprojekt im Sandeck dient einerseits dazu, diese vom Aussterben bedrohte ungarische Eselrasse zu erhalten; andererseits führt die Beweidung aber auch zur Aufrechterhaltung der Biotopqualität des Seedamms. An diesem diesigen Morgen waren die Esel leider ein ganzes Stück von den Straßen und ihrem Stall entfernt. Da mein Fotoapparat über keinen großartigen Zoom verfügt, kann ich also leider nicht mit guten Bildern dienen.

Nachdem ich vom wiedererrichteten Grenzwachturm aus eine Weile die Esel aus der Ferne bewundert hatte, ging es erneut einen langen, geraden Weg entlang – nun durch eine sehr malerische Landschaft.

Durch den wunderschönen Schilfgürtel entlang des Sees ging es schließlich zu Fähranlegestelle, wo ich meine Mittagspause machen wollte.

Als ich den See erreichte, war es aber leider wieder sehr trüb und grau und noch dazu hatten alle Lokale hier, die laut Internet eigentlich noch geöffnet haben sollten, mal wieder geschlossen. Außer mir standen auch zahlreiche Radfahrer mit langen Gesichtern vor den verschlossenen Türen. Selbst die öffentliche WC-Anlage war geschlossen.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich, zugegeben, einen ziemlichen Durchhänger, da dies hier meine einzige Einkehrmöglichkeit meines heutigen Weges gewesen wäre. Zum Glück hatte ich aber vom Abendessen am Tag davor noch zwei Stücke Pizza im Gepäck, die ich nun am See aß.

Danach ging es zunächst einmal den Weg durch den Schilfgürtel wieder zurück, ehe ich Richtung Norden in einen Weg einbog, der mich nach Podersdorf führen sollte. Nun ging es über schmale Pfade, manchmal durch Wäldchen, manchmal an Weinbergen vorbei und manchmal erneut durch eine Steppenlandschaft.

Und dann – ich konnte mein Glück kaum fassen – sah ich die Herde Przewalski-Pferde, die hier lebt. Auch das ist ein Zuchtprojekt, das einerseits diese letzte Wildpferde-Rasse bewahren soll und andererseits der „Landschaftspflege“ dient.

Noch dazu verzogen sich nun allmählich die Wolken und es wurde richtig warm. Ich machte daher eine längere Lesepause auf einem kleinen Bänkchen und genoss die Sonnenstrahlen.

Kurz vor Podersdorf konnte ich dann von einem Aussichtsturm aus noch einmal die weiten Ebenen bewundern.

Danach gab es noch einmal einen etwas zähen Abschnitt, als ich eine ganze Weile am Campingplatz von Podersdorf entlangwandern musste. Aber die Belohnung für dieses letzte Wegstück und für die gesamte Wanderung der letzten Tage folgte bald:

Bei „24 Stunden Burgenland extrem“ handelt es sich übrigens um eine jährliche Wanderung, bei der man in nur 24 Stunden den Neusiedlersee umrundet. 120 Kilometer. Unglaublich, dass es Menschen gibt, die so etwas schaffen. Ich hatte nun in vier Tagen 100 Kilometer zurückgelegt und das hatte mir schon gereicht.

In Podersdorf konnte ich dann sogar noch einen Kaffee in der Sonne genießen, ehe ich die wunderschöne Abendsonne beim Leuchtturm bewunderte.

Ganz bis zum Sonnenuntergang konnte ich nicht mehr bleiben, da vorher bereits mein Bus nach Neusiedl ging. Aber immerhin konnte ich im Zug von Neusiedl nach Wien durchs Fenster noch eine schöne Sonnenuntergangsstimmung einfangen.

Und damit war meine viertägige Wanderung mit einem echten Highlight zu Ende gegangen, denn dieser letzte Tag hatte mir trotz mancher Abstriche fast am besten gefallen.

Fazit: Eine schöne kleine Wandertour, die ich sehr genossen habe, auch wenn ich nach diesen vier Tagen doch genug hatte von den endlosen Ebenen und geraden Straßen. Und ich bin wirklich froh, dass ich diese Wanderung noch machen konnte, denn nur gut eine Woche nach meiner Rückkehr gingen in Österreich die Coronazahlen durch die Decke und der nächste Lockdown wurde angekündigt. Wenn ich jetzt, zwei Monate später, zurückblicke, kommen mir diese vergleichsweise unbeschwerten Tage bereits sehr fern vor.

4 thoughts on “Bernsteintrail, 4. Etappe (Variante): Von Illmitz nach Podersdorf

    1. Ja, das war wirklich eine wunderbare Stimmung! War auch echt ein Glück, dass ich an dem Tag gerade so eine schöne Mischung aus Sonne und Wolken erwischt habe.

  1. Wie schön, dass der letzte Tag noch so viele tolle Momente gebracht hat. Mit den Tiersichtungen hattest du ja wirklich unglaubliches Glück! Und ich finde es lustig, dass du beim Wandern sogar noch schön zum Plotten gekommen bist (hat das denn auch dazu geführt, dass du in den letzten Wochen wieder etwas Zeit zum Schreiben gefunden hast?).

    1. Nein, geschrieben habe ich leider trotzdem nichts in der letzten Zeit. Kommt vielleicht irgendwann wieder, wenn mein Kopf etwas freier ist.

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