erschienen bei Diogenes
ungekürzt; gelesen von Nicolas Batthyany
Als die 17-jährige Victoria Roubideaux ungewollt schwanger wird und ihre Mutter sie aus dem Haus wirft, wendet sie sich an ihre Lehrerin Maggie Jones. Diese sorgt dafür, dass die beiden alten Brüder McPheron, die auf eine abgeschiedenen Farm leben, Victoria bei sich aufnehmen. Obwohl sie sich auf dieses Arrangement zunächst nur widerwillig einlassen, schließen sie das Mädchen schnell ins Herz. Währenddessen müssen Maggies Lehrerkollege Guthrie und seine beiden Söhne Ike und Bobby damit klarkommen, dass die Mutter sie verlassen hat.
„Lied der Weite“ des US-amerikanischen Autors Kent Haruf ist in einen längeren Romanzyklus rund um die fiktive Kleinstadt Holt in Colorado eingebunden. Obwohl das Buch in sich abgeschlossen ist, merkt man doch, dass es sich hier um einen Teil eines größeren Ganzen handelt, da sowohl die Stadt Holt als auch viele ihrer Bewohner sehr sorgfältig eingeführt und vorgestellt werden. In den vielen kleinen Nebenhandlungen stecken einige Schicksale, bei denen ich vermute, dass die einen oder anderen vielleicht in den späteren Romanen noch einmal aufgegriffen werden.
Im Mittelpunkt des Romans stehen klar die Figuren und ihre Beziehungen zueinander. Besonders die Brüder McPheron habe ich schnell ins Herz geschlossen und es ist sehr schön zu lesen, wie sie und Victoria allmählich aufeinander zugehen und das Leben von allen dreien dadurch um vieles reicher wird. Auch die Erlebnisse der Kinder Ike und Bobby werden sehr liebevoll, mitunter aber auch schonungslos beschrieben. Denn so warmherzig und einfühlsam der Roman auch erzählt ist, das Leben in Holt ist oft hart und es gibt einige recht brutale Szenen.
„Lied der Weite“ ist ein Buch der leisen Töne, das sehr unaufgeregt erzählt wird und ein schönes Bild von Holt und seinen Bewohnern zeichnet, wobei es sich bei der Stadt beileibe nicht um eine Idylle handelt. Die Stimme von Nicolas Batthyany und die Art, wie er das Hörbuch liest, passt auch perfekt zu dem Roman. Ich freue mich schon darauf, in den anderen Büchern von Kent Haruf weiter in das Leben in Holt einzutauchen.
Obwohl ich mir sicher bin, dass ich von Kent Haruf noch nie etwas gelesen habe, kommt mir die Geschichte so bekannt vor. Vielleicht, weil ich schon mehrere Romane gelesen habe, in denen sich ältere Brüder um eine (schwangere) junge Frau kümmern? So bin ich mir nicht sicher, ob mich dieses Buch reizt, weil ich zwar grundsätzlich solche Geschichten mag, aber eben auch das Gefühl habe, dass inzwischen all diese Geschichten in meinem Kopf zu sehr verschmelzen …
Lustig, dieses Motiv ist mir vorher noch nie untergekommen. Der Roman ist allerdings auch nicht ganz aktuell, also vielleicht hast du ja früher schon mal davon gehört.