Rezensionen

Chris Whitaker – In den Farben des Dunkels

erschienen bei Osterwoldaudio
ungekürztes Hörbuch, gelesen von Richard Barenberg

Der 13-jährige Patch wird entführt und in völliger Dunkelheit gefangen gehalten. Lediglich ein geheimnisvolles Mädchen namens Grace schenkt ihm mit ihren Geschichten Hoffnung. Als Patch dank der hartnäckigen Suche seiner besten Freundin Saint befreit wird, ist Grace verschwunden. Während die meisten glauben, dass sie nur Einbildung war, macht Patch es sich zur Lebensaufgabe Grace zu finden. Auch Saint versucht die Wahrheit ans Licht zu bringen – und gleichzeitig wieder zu ihrem Freund Patch durchzudringen, der von der Suche nach Grace wie besessen ist.

Vor zwei Jahren habe ich „Von hier bis zum Anfang“ von Chris Whitaker gelesen, das mich sehr begeistert hat. Daher war ich mehr als neugierig auf sein neuestes Buch. Und der Beginn rund um Patchs Verschwinden und Saints Suche nach ihm hat mich auch sehr gefesselt. Als sich dann aber die weitere Handlung über Jahrzehnte erstreckt, hat mich der Autor leider verloren. Neben dem Hauptplot, nämlich der Suche nach Grace und nach weiteren Entführungsopfern, gibt es eine ganze Reihe von Nebengeschichten: Familienkrisen, ungeplante Schwangerschaften, Mobbing, Aufopferung, Gefängnisaufenthalte, talentierte Künstler, Rache, verlorene Freundschaften, toxische Beziehungen und so weiter.

Während die Jahre voranschreiten, zerfasert die Geschichte dadurch mehr und mehr und wird immer überladener. Es ist zuviel hineingepackt und vieles ist auch so dramatisch, dass es schon sehr nah am Kitsch ist. Oft mag ich solche großangelegten Geschichten mit einer Vielzahl von Figuren, aber hier hat es für mich einfach nicht funktioniert. Die Haupthandlung tritt viel zu lange auf der Stelle, wird teilweise fast zu einer Nebensache und entsprechend blass bleibt dann auch die tatsächliche Auflösung am Ende. Das ist sehr schade, da der Roman meiner Meinung nach mit einer stärkeren Fokussierung auf den Kriminalfall und einer kräftigen Kürzung viel an Spannung gewonnen hätte. Die Figuren sind interessant, aber nicht vielschichtig genug, um die Geschichte zu tragen. Noch dazu sind die Kapitel so kurz, dass man ständig zwischen verschiedenen Perspektiven hin- und herspringt. Dadurch fand ich es schwierig mich wirklich auf die einzelnen Nebenhandlungen und Schicksale einzulassen. Oft, wenn ich mich irgendwo eingefunden, kam es zu großen zeitlichen Sprüngen und ich fühlte mich in der Luft hängen gelassen.

Da ich wissen wollte, wie alles aufgelöst wird, habe ich trotzdem nicht abgebrochen, aber ähnlich zerfasert wie die Handlung ist schließlich auch das Ende. Sehr schade, da ich mir nach „Von hier bis zum Anfang“ sehr viel von dem Roman erhofft habe. Ich weiß nicht, ob ich von Chris Whitaker noch einmal etwas lesen werde.

3 thoughts on “Chris Whitaker – In den Farben des Dunkels

  1. Wie schade, dass dich diese Geschichte so enttäuscht hat. Es muss schon sehr unbefriedigend gewesen sein, wenn du nach dieser Lektüre dem Autor keine weitere Chance geben magst, obwohl dich das andere Buch von ihm so begeistert hatte.

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