erschienen bei Ballantine Books
Als Ryland Grace aus dem Koma aufwacht, findet er sich als einziger Überlebender der Crew auf einem Raumschiff wieder. Als nach und nach seine Erinnerung zurückkehrt, wird ihm klar, dass die Zukunft der Erde in seinen Händen liegt: Er muss herausfinden, was es mit den Astrophagen, einer winzigen Lebensform auf sich hat, die sich von der Energie der Sonne ernährt – bevor es auf der Erde zu kalt wird und alles Leben stirbt.
Wie schon beim „Marsianer“ fand ich die Ausgangssituation in „Project Hail Mary“ sehr interessant. Besonders die Art der Bedrohung ist originell und wirkt viel realistischer als böse Außerirdische, die die Erde überfallen. Trotzdem fand ich das Buch letztendlich eher mühsam zu lesen und vermutlich ist das auch wenig überraschend, da das, was ich am Marsianer schon nicht mochte, hier erneut mein Problem war:
Die Frage, wie ein Mensch mit dieser Extremsituation und Einsamkeit umgeht, wird kaum thematisiert. Ryland Grace ist ein zweiter Mark Whatney, er ist ebenso ironisch, ebenso fokussiert auf seine Aufgaben, er zweifelt kaum jemals, zeigt keine Anzeichen psychischer Belastung. Auch die Handlung ist wieder sehr geradlinig darauf ausgerichtet, dass ein Problem entsteht und gelöst wird, dann das nächste Problem entsteht und gelöst wird, usw.
Es kam dann aber doch noch ein Handlungselement hinzu, das ich ganz interessant fand (zuviel möchte ich nicht verraten) und das mich bei der Stange hielt – zumindest, was die Plotebene auf dem Raumschiff betrifft. Was für mich hingegen gar nicht funktioniert hat, sind die Rückblicke in die Vergangenheit. Zunächst einmal fand ich die Art und Weise, wie Ryland seine Erinnerung zurückgewinnt, nicht sehr überzeugend. Diese kehrt zwar nur nach und nach zurück, aber immer zum „perfekten“ Zeitpunkt, nämlich immer dann, wenn er sich an eine bestimmte Sache erinnern muss, um ein Problem lösen zu können.
Und dann fand ich auch die gesamte Handlung in der Vergangenheit eher unrealistisch: Eine Katastrophe bedroht die gesamte Menschheit und alle Nationen und Mächte geben ihre Kompetenz gänzlich an eine einzelne Frau ab, die schalten und walten kann wie sie will,. Es werden dann noch Vertreter einzelner Nationen ins Team mit hineingeworfen (meistens ganz auf die jeweiligen Klischees reduziert, wie etwa die trinkfeste Russin, der disziplinierte Chinese, …), um dem ganzen irgendwie einen internationalen Anstrich zu geben. Aber schon alleine die Vorstellung, dass alle Länder für eine diffuse Bedrohung in der Zukunft (in einigen Jahrzehnten wird die Erde zu kalt werden) nach dem Motto „koste es, was es wolle“ zusammenarbeiten, finde ich angesichts dessen, wie wir Menschen mit dem Klimawandel umgehen und welches Chaos bei Corona herrschte, sehr unglaubwürdig.
Dieser Roman wurde sonst sehr begeistert aufgenommen und ich kann durchaus nachvollziehen, weshalb. Für mich persönlich war er aber leider nichts und ich habe daraus gelernt, dass ich keine weiteren Bücher mehr von Andy Weir lesen werde. Zumindest hat mir aber das Ende von „Project Hail Mary“ gut gefallen, sodass ich das Buch noch auf einer positiven Note zuklappen konnte.