Genre: Romantik, Afrikaroman
Seiten: 416
Verlag: Knaur TB
ISBN: 978-3426503591
Meine Bewertung: 3 von 5 Sternchen
Bei diesem Roman hat mich vor allem der Hintergrund interessiert – Tansania in den 60er Jahren, sowie die Arbeiten an einem Film in dieser Zeit -, während ich bei der Handlung vor allem mit viel Kitsch gerechnet habe.
In der Hinsicht wurde ich aber positiv überrascht, denn die Liebesgeschichte spielt in diesem Roman weniger Rolle als erwartet. Vielmehr geht es um eine junge Frau, die lernt, sich selbst zu behaupten und ihre eigenen Träume zu verwirklichen.
Es ist schön, Maras Entwicklung mitzuerleben, die mich ein wenig an „Rebecca“ erinnert hat. Aus der unsicheren Frau, die sich fehl am Platz fühlt, wird eine selbstbewusste Memsahib, die die Lodge auf ihre ganz eigene Weise leitet. Die Veränderungen, die sich dabei auf Raynor Lodge vollziehen, passen zum politischen Hintergrund: Tansania ist seit kurzem unabhängig und bemüht, die Spuren der britischen Herrschaft abzuschütteln und parallel dazu verliert die Raynor Lodge mehr und mehr ihren britischen Flair und besinnt sich stärker auf die tansanische Kultur.
Diese Entwicklung war schön beschrieben, so wie überhaupt das gesamte Setting von der Autorin anschaulich und mit viel Liebe gezeichnet wird. Die Savanne, die Tiere, die Lodge selbst … all das stand mir klar vor Augen.
Weniger gelungen war das gesamte Umfeld der Dreharbeiten. Gut, der Produzent hat Probleme mit dem Budget und es sollen auf Raynor Lodge auch nur wenige Szenen gedreht werden, aber dennoch vermittelt die Autorin hier eher das Bild einer kleinen Laienproduktion und nicht das eines großen Hollywoodfilms. Es sind nur wenige Mitarbeiter da (weshalb der Produzent auch in allen möglichen Bereichen auf Angestellte des Hotels sowie auf Mara selbst zurückgreifen muss) und das Equipment dürfte auch recht überschaubar sein. Dazu kommt, dass der Film an sich nicht greifbar wird, da man kaum erfährt, worum es darin überhaupt geht. Das ist schade und wirkt ein wenig so, als hätte Katherine Scholes selbst nicht gewusst, was für ein Film das genau sein soll.
Sehr gelungen fand ich hingegen die beiden Hauptdarsteller. Gut, Peter ist schon ein wenig der typische „Love Interest“ für diese Sorte von Roman, kam aber dennoch sehr sympathisch und glaubwürdig rüber. Lillian Lane hat zwar einige Züge der typischen Filmdiva, aber es wird immer wieder mit den Erwartungen gebrochen. Ihr Charakter ist deutlich vielschichtiger und differenzierter gezeichnet, als ich es zunächst vermutet hätte.
Alles in allem ein wirklich schöner Roman, wäre da nicht noch ein großes Aber. So ist leider das Ende sehr überhastet, wäre aber immer noch gut gelungen, wenn Katherine Scholes nicht noch einen Epilog draufgepackt hätte, den ich besser gar nicht gelesen hätte.
Ohne Epilog hätte es trotz Schwächen im letzten Viertel ein sehr stimmiges Ende gegeben – nicht gerade ein Happy End, aber doch alles in allem ein positives, das den Fokus auf die Entwicklung von Mara legt und daher auch schön zu dem Roman passt.
Dann aber folgt noch ein Epilog, der (ich versuche, nicht zu spoilern) nicht nur im Schnelltempo ganze 25 Jahre rekapituliert, sondern zuletzt auch noch einen kitschigen und unglaubwürdigen Abschluss präsentiert.
WARUM? Wirklich, ich war so enttäuscht und verärgert. Wieso musste die Autorin auf diese Weise das leicht offene, aber einfach wunderbar stimmige Ende verderben? Hielt man einen derartigen Epilog für notwendig, um noch alle Leser glücklich zu machen? Wirklich, wirklich schade.
„Roter Hibiskus“ ist ein Roman, der einen ganz in das Tansania vor etwa 50 Jahren entführt und die Entwicklung einer jungen Frau zeichnet, die selbst immer mehr ihre Liebe für dieses Land entdeckt. Ein Buch zum Träumen und Genießen, das über weite Strecken durchaus realistisch geschildert ist und die sich ruhig entwickelnde Liebesgeschichte auch nicht zu sehr in den Mittelpunkt stellt.
Leider endet es mit einem Epilog, der nicht notwendig gewesen wäre und auch nicht recht zum restlichen Buch passen will.
Freut mich, dass dir das Buch im Großen und Ganzen gefallen hat. Das mit dem Epilog ist natürlich total blöd; leider kenne ich sowas aber auch. Bücher-Enden, mit denen ich gut leben könnte, die dann aber durch einen Epilog, der völlig unnötig gewesen wäre, kaputt gemacht werden. Da platzt dann förmlich die Gedankenblase, die man sich selber über das Ende hinaus gemacht hat. Schade sowas.
Ach, das mit den Epilogen, über die man sich nur ärgern kann, kenne ich auch. Hatte ich auch schon öfter und hab mich dann gefragt: War das jetzt nötig? Und hab mir auch gewünscht, ich hätte es nicht mehr gelesen.
Manchmal hatte ich sogar schon das Gefühl, da habe wohl der Verlag gesagt: da gehört aber noch was dran hinten, schreiben's noch was dazu! Und das ist aber dann leider so eine halbherzige Sache geworden, weil der Autor das vielleicht selber gar nicht wollte, wer weiß…
Ich kenne ja echt viele, die solche Epiloge nicht mögen. Für wen werden die denn bitte geschrieben? *g*
Es gibt ja auch gute Epiloge, aber sowas von wegen "25 Jahre später" geht meistens eher schief, weil man sich dann eben gar nichts über das Ende hinaus ausmalen kann.
Dass ich den Epilog bei Harry Potter nicht einfach ausgelassen habe, ärgert mich ja jetzt noch …