Lesegeplauder

Ich und die Listen sowie ein SuB-Ausmisten

„Hallo, ich bin Neyasha und süchtig nach Listen.“
Na gut, so schlimm ist es noch nicht, aber ich habe schon eine – manchmal fast ungesunde – Neigung, zu allem und jedem Listen zu erstellen. Das ist noch ganz gut, wenn es um meine Doktorarbeit geht, aber etwas problematischer bei Hobbies wie dem Lesen.
Dazu muss ich sagen, dass Listen auch beim Lesen für mich normal sind – man muss ja sehr viel nach Listen lesen, wenn man Germanistik studiert. Und mir macht das im Grunde auch sehr viel Spaß. Das Problem dabei ist, dass ich es vor allem auch liebe, Punkte abzuhaken und Listen also abzuarbeiten. Und wenn das so weit geht, dass man sich durch Bücher quält, weil man sie abhaken möchte, ist das eher nicht so toll.
Ich habe mir also vorgenommen, in diesem Jahr etwas weniger nach Listen zu lesen. Das sollte mit den Challenges ganz gut vereinbar sein, da ich bei keiner davon derartig „verbindliche“ Listen habe wie im letzten Jahr für die Historien-Challenge. Am ehesten vielleicht noch bei der Klassiker-Challenge, aber da ist es in Ordnung.
Tja, und wann immer ich über Listen nachdenke, folgt das böse Stichwort „SuB“. Ich habe schon öfter über dieses Phänomen nachgedacht und mir auch schon ab und zu gesagt, dass ich mir hier keinen Druck machen sollte. Aber das ist leichter gesagt als getan, wenn man nun einmal so gern Listen abarbeiten möchte. Es würde einfach nicht funktionieren, wenn ich meine SuB-Liste auflösen und nicht mehr darüber nachdenken würde, wieviele Bücher da nun genau drauf sind (allein deshalb schon nicht, weil ich es ja in meiner Buchverwaltungssoftware, der Bookpedia, dennoch sehe ;-)).
Gerade zum Jahresende war mal wieder Zeit, meinen SuB intensiver zu betrachten, und mir ist aufgefallen, dass darauf Bücher sind, die dort seit Jahren vor sich hinvegetieren und bei denen ich noch nie das Bedürfnis verspürt habe sie zu lesen. Über meine „SuB-Leichen“ hab ich mir ja bereits hier und hier Gedanken gemacht.
Nun habe ich beschlossen, hier noch einmal auszumisten und ein paar Bücher entweder per Bookcrossing freizulassen oder sie in einen Offenen Bücherschrank zu stellen. Hier folgt nun meine (eh recht kurze) Auflistung, welche das sind und warum.
Richard Adams – Tales from Watership Down
Dieses Buch habe ich schon seit mehr als 10 (!) Jahren. Der Punkt ist, dass ich „Watership Down“ zwar liebe, der Roman für mich aber eigentlich abgeschlossen ist. Schon mehrmals hätte ich mit dieser Sammlung an Kurzgeschichten (in der auch einige Erzählungen über El-ahrairah zu finden sind) begonnen, aber sie lockt mich einfach nicht. „Watership Down“ ist für mich als Roman perfekt – und das gilt auch für sein Ende. Ich will gar nicht mehr wissen, wie es den Kaninchen weiter ergeht – wenn, dann möchte ich mir das in meinem Kopf frei ausmalen können.
Georg Büchner – Dantons Tod
Bei all meinen Vorsätzen, sämtliche Klassiker auf meinem SuB noch zu lesen, weiß ich doch, dass das mit diesem Drama nichts mehr wird. Ich kann mit Büchner nichts anfangen („Woyzeck“ fand ich furchtbar) und mich interessiert auch ehrlich gesagt die Thematik dieses Stückes nicht besonders. 
Dafür schäme ich mich jetzt mal ausgiebig 😉 und dann sortiere ich dieses Büchlein aus. Das habe ich ja auch schon fast seit Studienbeginn bei mir stehen und wenn ich mich in all den Jahren des Studiums nicht dazu aufraffen konnte es zu lesen, wird das jetzt noch weniger geschehen (zumal das Thema meiner Dissertation ja überhaupt nichts mit Neuerer deutscher Literatur zu tun hat).
Thomas Mann – Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
Obwohl ich die „Buddenbrooks“ mochte, habe ich keine große Lust auf mehr Thomas Mann, wie ich ganz ehrlich zugeben muss.
Vor allem aber habe ich bei den beiden Klassikern folgendes im Hinterkopf: Meine Bücherregale platzen aus allen Nähten und sowohl „Dantons Tod“ als auch „Felix Krull“ waren Flohmarktfunde, für die ich nicht mal einen Euro bezahlt habe. Es ist also für mich kein großer Verlust, wenn ich sie weitergebe und da es sich dabei um mittlerweile rechtefreie Texte handelt, die ich problemlos gratis als eBook bekomme, sollen sie nicht länger Regalplatz einnehmen.
Sollte ich doch auf einmal Lust darauf bekommen sie zu lesen, werde ich sie mir einfach für meinen Reader runterladen, aber nun sitzen sie mir wenigstens nicht mehr auf meinem SuB so unangenehm „im Nacken“.

7 thoughts on “Ich und die Listen sowie ein SuB-Ausmisten

  1. Jaja, der Fluch des Listen-Abstreichens… Ich kann es dir so gut nachempfinden – ich liebe Listen auch. Allerdings bewegt sich das bei mir noch im "normalen" Rahmen, ich komme mit meinen Listen noch gut zurecht. Aber seit ich über das Lesen blogge, neigte ich eine Weile auch dazu, mir immer wieder die verschiedensten Leselisten zu erstellen, was mich noch wahnsinnig gemacht hat!! Ich hab da auch keine Lust mehr drauf, sobald ich mich "zwingen" muss, ein Buch zu lesen, weil es auf einer Liste von mir steht – obwohl ich vielleicht gerade gar keine Lust drauf habe – dann läuft da etwas falsch. Ich nehme mich bei meinen Bücherlisten jetzt sehr zurück und hoffe mal, dass sich die Challenges, an denen ich teilnehme, auch mehr oder weniger ohne vorherige Listen ergeben. Und meine SuB-Liste… die hab ich komplett gestrichen. Das war nur noch eine Farce, die ich seit Monaten nicht mehr aktualisiert habe, ähäm… 😉

  2. Neyasha, mit deiner Liebe zu Listen bist du nicht alleine, ich mag es, wenn alles geordnet und überschaubar ist. Ich mache immer wieder neue Listen.
    Als mein Leben heuer im Sommer ein wenig durcheinandergeraten ist, habe ich meine Leseliste aber nicht mehr weitergeführt. Was für eine Katastrophe! *lach* Jetzt hab ich am Jahresende für die Lese-Bilanz mein Hirn ganz schön anstrengen müssen und ich hab sicher ein paar Bücher vergessen, weil ich nichts mehr notiert habe.
    Die SuB-Liste habe ich übrigens auch gestrichen, da hab ich inzwischen jede Übersicht verloren…

    Die Bücher die du weggeben willst, kann du ja via bookcrossing registrieren und dann in den Offenen Bücherschrank stellen. Mach ich auch so. (Weil du "oder" schreibst. Man kann ja beides machen.)

    Ganz liebe Grüße,
    evi

  3. Möglich, Nanni. Zumindest scheint es viele zu geben, denen es so geht wie mir. 😉 Ich bin ja froh, dass ich damit nicht alleine bin.
    Ich wünsch dir auch ein frohes neues Jahr!

    evi, das stimmt natürlich, dass ich auch Bookcrossing-Bücher in den Offenen Bücherschrank stellen kann. Eins der Bücher hat aber jetzt ohnehin schon ein neues Zuhause gefunden (zum Glück sind nicht alle so uninteressiert an der Französischen Revolution wie ich *g*), damit bleiben nur noch zwei.

    Das mit dem Streichen der SuB-Liste erübrigt sich bei mir eben dadurch, dass ich ja meine Bücher in der Bookpedia verwalte und dort ohnehin sehe, wieviele noch ungelesen sind. Und mir hilft diese Liste schon sehr, um nicht zu viele Bücher zu kaufen oder ständig ganze Stapel von den Büchereien heimzuschleppen (was schön ist, aber auch irgendwie kontraproduktiv, solange man noch so viele Bücher ungelesen zuhause stehen hat).

  4. Ein interessantes Phänomen, dass gerade so viele Buchliebhaer auch Listenfanatiker sind – selbstverständlich gehöre ich auch dazu ;). ich mache einfach für alles Listen – regelmäßig arbeite ich meine ToDo-Listen ab und freue mich abends, wenn ich alles erledigt habe und noch Zeit zum Lesen bleibt. 😀

  5. Hiya Neyasha!

    Endlich habe ich es zeitlich geschafft, deinen Blog zu verlinken 🙂

    Ein Frohes Neues wünsche ich dir, viel Glück, Gesundheit und vor allem viel Erfolg für deine schriftstellerischen Aktivitäten!

    lg
    Ivy
    (aus dem TZ)

    PS.: diese Neigung mit den Listen kenne ich nur zu gut 😉

  6. Hallo Ivy!
    Vielen Dank, ich wünsche dir auch ein schönes neues Jahr mit viel Kreativität und Schreiberfolgen!
    Das mit den Listen dürfte ja wirklich ein weitverbreitetes Phänomen zu sein. 🙂
    LG Neyasha

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