12. In welcher Geschichte hast du die beste Welt gebaut? Hast du ein paar Tipps dazu?
Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, denn wie ich bei der 1. Frage schon geschrieben habe, habe ich bisher im Grunde nur eine Welt gebaut.
Gut, es gibt noch die Versunkene Welt in meinem „Nachtjäger“, aber dabei handelt es sich nicht wirklich um eine eigenständige Fantasywelt. Somit bleibt nur Acarneya und die habe ich so gesehen in den „Göttersteinen“ gebaut, da sie in der Urfassung (die mit dem jetzigen Roman praktisch nichts mehr zu tun hat) erst entstanden ist.
Mit konkreten Tipps tue ich mir schwer, da ich an dieser Welt so viele Jahre gebastelt habe, dass ich mittlerweile einfach tonnenweise Material habe. Wichtig finde ich, dass man an der Welt Spaß hat und sich wirklich eingehend mit ihr beschäftigt.
Ich finde, man merkt es einem Fantasyroman sehr stark an, wenn die Hintergrundwelt sorgfältig mit Leben gefüllt wurde. Der „Herr der Ringe“ verdankt seinen Erfolg sicher zu einem großen Teil der Tatsache, dass man beim Lesen spürt, wieviel Hintergrundwelt es gibt. Man hat das Gefühl, dass man jederzeit den Pfad des Romans verlassen und die Welt darüber hinaus entdecken könnte. Und genau dieses Gefühl braucht man. Es gibt sehr viele Fantasyromane bei denen das nicht so ist – man merkt dann, dass sozusagen abseits des Weges keine Welt existiert.
Aber eine wirklich gelungene Fantasywelt besteht aus mehr als einfach ein paar zusammengeklatschten exotischen Landschaften (in vielen Hohlbein-Romanen ist das das einzige, was die Welt ausmacht). Es muss auch verschiedene Kulturen und Gesellschaften, verschiedene Sprachen, Glaubensvorstellungen geben. Das bedeutet nicht, dass man sich die alle detailliert ausdenken muss, aber man braucht doch eine gewisse Vorstellung von all diesen Dingen.
Wenn es in der gesamten Welt eine einzige Sprache gibt, ständig nur ominös von „den Göttern“ die Rede ist (und man sonst gar nichts über den Glauben erfährt) und alle Kulturen/Völker schön säuberlich in ihren abgegrenzten Gebieten leben, dann merkt man schon, dass sich der Autor/die Autorin nicht viele Gedanken über diese Dinge gemacht hat. Kulturen verändern, entwickeln und vermischen sich; Glaubensvorstellungen gehen über die lapidare Verwendung eines entsetzten „Oh ihr Götter!“-Ausrufes hinaus; eine einzige Sprache über sehr große Gebiete hinweg kann in Vor-Buchdruckszeiten kaum bestehen.
Das sind jetzt nur ein paar Beispiele. Und ich meine damit auch nicht, dass man zig Sprachen im Detail entwickeln soll oder etwas in der Art. Aber wenn eine Fantasywelt glaubhaft und auch dreidimensional wirken soll, dann wird man nicht umhin kommen, sich intensiv damit auseinanderzusetzen.
Ich lese an sich gern klassische High Fantasy, aber wenn ich etwas wirklich nicht leiden kann, dann sind es „Baukasten“-Welten, die starr und flach wirken.
Ihr merkt schon: Das ist ein Thema, worüber ich lange plaudern könnte. Ich möchte damit eigentlich nur eins sagen: Eine gute Romanidee kann über so manchen weißen Fleck einer Welt hinwegtragen und ein Fantasyroman muss nicht gleich schlecht sein, wenn er keine großartig ausgearbeitete Welt als Hintergrund hat.
Aber damit ein High Fantasy-Roman wirklich funktioniert und sich aus dem Durchschnitt heraushebt, sollte schon einige Energie in die Hintergrundwelt gesteckt werden. Das sieht man ja auch an Martins „Song of Ice and Fire“. Westeros mag sehr stark an England im Mittelalter orientiert sein, aber eines merkt man ganz deutlich: Sie geht weit über das hinaus, was man in den Romanen über sie erfährt. Und genau das macht sie glaubwürdig und lebendig.
Der Blogeintrag hat bei mir irgendwie den Nerv getroffen … ich werde mich wirklich reinhängen, meinen "Pflichtroman" mit mehr gesellschaftlichem und geschichtlichem Hintergrund auszustatten, wenn ich mich endlich nach den Prüfungen draufstürzen kann. Danke für diesen Eintrag.
Coppi
Das klingt doch gut. Ich hoffe, du hast Spaß dabei, auch wenn es nur eine "Pflichtwelt" ist. 🙂