Genre: Historischer Roman
Seiten: 465
Verlag: Berkley Books
ASIN: B00DGZKYAW
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternchen
Seiten: 465
Verlag: Berkley Books
ASIN: B00DGZKYAW
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternchen
Während die Borgias nach mehr Macht und Einfluss streben, drohen die Menschen um sie herum in dem Gewirr von politischen Hochzeiten, Geheimnissen und Gewalt unterzugehen. Giulia Farnese muss erkennen, wie ihr Einfluss auf den Papst mehr und mehr schwindet und ihr die Menschen, die sie einst lieben gelernt hat, mit einemmal fremd werden. Carmelina, die selbst einige Geheimnisse mit sich herumträgt, erregt die Aufmerksamkeit der falschen Leute und Leonello schließlich begibt sich mit seiner Suche nach einem Mörder auf gefährliche Wege.
„The Lion and the Rose“ schließt fast nahtlos da an, wo The Serpent and the Pearl aufgehört hat. Es wird aber schnell klar, dass die Zeiten, in denen Giulia sich mit ihren Zofen im Garten gesonnt und Carmelinas Leckereien genascht hat, vorbei sind. War die Nähe zu den Borgias bislang noch eine Art Sicherheit, kommt nun die eigentliche Gefahr aus der Familie selbst.
Diese bedrohliche Situation vermittelt Kate Quinn so eindrucksvoll, dass ich beim Lesen selbst ein Gefühl der Angst und Hilflosigkeit verspürte. Teilweise wollte ich kaum weiterlesen, aus Angst, dass alles noch schlimmer wird und gleichzeitig habe ich jede freie Minute zum Lesen genutzt, weil ich so gefesselt war.
Schon der 1. Band beinhaltete einige grausame Szenen, aber hier wird es nun deutlich schlimmer und man sollte wirklich nicht zu zimperlich beim Lesen sein. Obwohl es manchmal ziemlich gewalttätig zugeht, hat man aber nie das Gefühl, dass die Autorin diese Szenen nur zum Selbstzweck eingebaut hat oder die Skandale rund um die Borgias als Anlass genutzt hat, genüßlich blutrünstige Taten auszuschmücken. Ganz im Gegenteil: Die Szenen wirken nie überzogen, sondern sehr realistisch (was sie vielleicht umso schlimmer macht) und man hat auch das Gefühl, dass Quinn sich sehr darum bemüht, bei allen Gerüchten um die Borgias das herauszufiltern, was der wahre Kern sein könnte. Das ist natürlich auch immer Interpretationssache, aber für mich hat sich Quinns Roman sehr glaubhaft gelesen. Wer allerdings wilde Orgien, Inzest oder ähnliches erwartet, wird hier vielleicht eher enttäuscht werden.
Dennoch kommt kein Zweifel daran auf, wie gefährlich es ist, sich gegen die Borgias zu stellen. Das muss Giulia erfahren, die sich mehr und mehr gegen Rodrigo behauptet und das müssen auch Carmelina und Leonello erfahren, die sich einen gefährlichen Feind schaffen.
Sie alle drei machen in diesem 2. Band eine große Entwicklung durch, am stärksten wohl Giulia, die zu immer mehr Selbstbewusstsein findet und auch ein wenig die Stimme der Vernunft darstellt. Bei Leonello führt die Entwicklung über weite Teile dagegen eher bergab und er gerät zu sehr in den Dunstkreis von Cesare Borgia, der vor nichts zurückschreckt, wenn es um die Sicherheit seiner Familie geht. Das wird auch Carmelina schmerzhaft klar, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wird.
Aber nicht nur die drei Hauptfiguren entwickeln sich weiter, sondern auch die Borgias, die sich gewissermaßen alle in einer Abwärtsspirale befinden. Ihnen steigt mehr und mehr die Macht zu Kopf und es ist schmerzhaft zu lesen, wie sich etwa Lucrezia zu ihrem Nachteil verändert (wobei ich oft auch einfach Mitleid mit ihr hatte) und wie blind Rodrigo ist, wenn es um die Fehler seiner Kinder geht, obwohl er sonst ein durchaus intelligenter und fähiger Mann ist.
Obwohl in „The Lion and the Rose“ die vermeintliche Idylle des 1. Bandes nun in Scherben fällt, ist bei weitem nicht alles negativ. Es gibt stets Hoffnungsschimmer, es gibt Liebe von unerwarteter Seite und es gibt auch Veränderungen zum Guten.
Mich hat dieser Roman gefesselt wie schon länger kein Buch mehr. Es gibt eine rasante und spannende Handlung und interessante Figuren, mit denen Kate Quinn auch sehr mutig umgeht – einerseits, indem sie sie nicht schont und andererseits auch, indem sie nicht davor zurückschreckt, sie auch moralisch zweifelhaft handeln zu lassen. Da sie mir alle sehr ans Herz gewachsen sind, habe ich um sie und mit ihnen gebangt, mich mit ihnen gefreut und inständig gehofft, dass die Sache für alle ein gutes Ende nimmt.
Mir hat auch schon der 1. Band gut gefallen, aber den 2. habe ich noch als eine deutliche Steigerung empfunden. Ein wirklich toller Roman, der mich emotional mitgerissen und mir einige sehr spannende Lesestunden beschert hat.
Latha math, Neyasha.
Im Netz einer Spinne mag es sich zunächst ja angenehm liegen – man/frau kann sich hängen laßen – allerdings bleibt die Spinne ihren Vorsätzen treu.
Vobei ich die Spinnen wohl vor dem Sumpf der Borgias in Schutz nehmen sollte. 🙂
Geschichte ist per se ein spannungsreiches Terrain – schreibt jetzt einer der die wöchentliche Stunde in der Schule ausgesprochen mochte. 😉
bonté