Lesegeplauder

Das Warten auf ein Buch mit dem gewissen Etwas

Momentan habe ich mal wieder das Gefühl, eine besonders nörgelige Leserin zu sein. Umso mehr ich ernsthafter ich selbst schreibe, umso anspruchsvoller werde ich beim Lesen. Das ist vermutlich ganz normal, auch wenn ich noch nie zu denen gehört habe, die sich vor lauter Kritik und Analyse schon die Lust am Lesen genommen haben. Und wenn ich mir da einige Schreibkollegen ansehe, habe ich das Gefühl, als wäre ich eigentlich doch eine recht wohlwollende und leicht zufriedenzustellende Leserin.

Derzeit kommt es mir aber so vor, als wäre ich selbst für meine Verhältnisse ungewöhnlich kritisch. Erst zwei Romane habe ich in diesem Jahr mit meiner Höchstnote von 5 Sternchen bewertet, obwohl mir bisher viele Bücher wirklich gut gefallen haben. Aber meistens hat dennoch das gewisse Etwas gefehlt. Das „gewisse Etwas“ bedeutet bei mir im Wesentlichen, dass ich einen Roman so toll finde, dass ich ihn für nahezu perfekt halte – oder aber, dass ich an einem Roman zwar einige Schwächen sehe, beim Lesen aber so reingezogen wurde, dass sie mir schlichtweg egal sind.
Dieses „reingezogen werden“ ist mir in letzter Zeit selten passiert. Ich denke, es war sogar seit den „Hunger Games“ nicht mehr der Fall (und die habe ich letztes Jahr im Oktober gelesen). Dazwischen haben mir zwar einige Romane sehr gut gefallen, aber sie haben mich alle nicht so nachhaltig beschäftigt – und mich auch nicht so sehr zu fieberhaftem Weiterlesen gebracht.
Ich erinnere mich, dass ich auch früher schon öfter solche Phasen hatte und dann manchmal sogar Angst hatte, ich hätte vielleicht die Fähigkeit verloren, mich ganz von einem Buch gefangennehmen zu lassen. Gottseidank gab es dann trotzdem immer mal wieder einen Roman, der mich vom Gegenteil überzeugt hat. Insofern bin ich auch diesmal hoffnungsvoll.

Ich habe übrigens die letzten Tage einige Bücher ausgelesen – „Arkadien erwacht“ von Kai Meyer (sehr guter Roman, aber keine 5 Sternchen ;-)), „Lisa“ von Thomas Glavinic (eher eine Enttäuschung) und „Platero und ich“ von Juan Ramón Jiménez (sehr schöne Einzelbilder).
Was ich als nächstes lese, weiß ich gerade nicht so recht. Vielleicht „Fool on the Hill“ von Matt Ruff, oder aber eins der Bücher, die ich noch von der Bücherei daheim habe. Auf alle Fälle sollte ich mich schnell entscheiden, denn in einer Stunde muss ich in die Arbeit fahren – und da möchte ich Lesestoff mitnehmen. 😉

Und als Abschluss noch die Frage: Kennt ihr solche unzufriedenen Phasen? Zeiten, wo ihr gute Bücher lest und einige davon auch ganz toll findet, aber doch irgendetwas fehlt?

5 thoughts on “Das Warten auf ein Buch mit dem gewissen Etwas

  1. Ich kenne solche Phasen nur zu gut. Eigentlich stecke ich momentan sogar in einer drin. Da lese ich Bücher, die im Prinzip wirklich gut sind. Trotzdem sitze ich dann an der Rezension und denke mir "nein, keine vollen 5 Sterne, irgendwie fehlt dafür was…", aber genau in Worte fassen, WAS denn das gewisse Extra noch hätte sein müssen – das kann ich fast nie. Höchst merkwürdig.
    Übrigens wär´ ich mal sehr gespannt, wie du "Fool on the hill" findest. Ich hab das Buch mal vor ein paar Jahren angefangen, fand es aber irgendwann so… abstrus und merkwürdig…, dass ich es irgendwie wieder beiseite gelegt habe. Und bisher nie fertig gelesen habe. Hmmmm…

  2. Ich hab grad so ne Phase, in der ich in kein Buch richtig reinfinde, und deswegen auch irgendwie alle schlecht bewerte :/ Is nich schön, aber so Phasen sind glaube ich normal 😉
    Grüßle Caro

  3. Es beruhigt mich ja, dass es nicht nur mir so geht. Dann bleibt wohl nur zu hoffen, dass wir diese Phase bald überwinden!

    Auf "Fool on the Hill" bin ich schon gespannt, allerdings hab ich vorerst doch ein anderes Buch vorgezogen …

  4. Ja, ich kenn das auch. Wobei diese Phasen bei mir meist auftreten, wenn ich eigentlich gerade an einem Buch lese, dass mich ein bisschen anstrengt, aber ich kein zweites Buch parallel lesen möchte.
    Ich könnte die aktuell "Gute Geister" empfehlen. Ich kann deinen Buchgeschmack zwar noch nicht ganz einschätzen, aber es könnte dir auch gefallen. Kannst dir ja mal bei mir die Rezi durchlesen. 🙂

    Lieben Gruß und ein fröhliches Fünf-Sterne-Lesen 🙂

  5. "Gute Geister" hab ich gleich nach Lesen deiner Rezension auf meine Wunschliste gesetzt. 😉
    Und deine zusätzliche Empfehlung hier bestätigt mich jetzt darin, dass ich das Buch lesen möchte. Allerdings wünsch ich mir Hardcover fast immer nur als Geschenk oder leih sie in der Bücherei aus. Also mal sehen, ob ich das Buch hier in der Bücherei auftreiben kann; sonst wär das vielleicht was für meinen Geburtstag. 🙂

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