erschienen bei Hoffmann und Campe
Nachdem ich mich schon im Jänner erfolgreich auf ein Blind Date mit einem Buch begeben habe, habe ich mich im Mai bei einem weiteren Besuch im Innsbruck wieder blind auf ein Buch eingelassen. Dieses Mal habe ich eines ergattert, zu dem ich vielleicht auch unverpackt gegriffen hätte. In „Eine verdächtig wahre Geschichte“ wird ein Traum für die Lektorin Violaine Lepage wahr: Der von ihr entdeckte Roman „Die Zuckerblumen“ ist für den Prix Goncourt nominiert. Dumm nur, dass Violaine mit dem Autor bisher nur über E-Mail kommuniziert hat und dieser (oder diese?) nun unauffindbar ist. Dumm auch, dass kurz darauf die Polizei bei Violaine auftaucht, weil sich Morde ereignet haben, die genauso im Roman beschrieben werden. Was also hat es mit „Die Zuckerblumen“ auf sich?
Ich finde es bemerkenswert, wie viel Handlung der französische Schriftsteller Antoine Laurain in diesem Roman auf gerade einmal 200 Seiten unterbringt. Er verknüpft nicht nur mehrere Handlungsstränge (sowohl in der Gegenwart als auch in Rückblicken) miteinander, sondern führt auch eine Vielzahl an schrulligen Figuren ein. Ganz allgemein hat „Eine verdächtig wahre Geschichte“ einen humorvollen, oft skurrilen Ton, was ihn sehr unterhaltsam macht. Die Rätsel und Fragen, die im Laufe der Handlung aufgeworfen werden – vor allem, wer „Die Zuckerblumen“ geschrieben hat und was es mit den Morden auf sich hat -, machen den Roman auch sehr spannend.
Trotz des Humors schwingt aber ein dunkler, stellenweise trauriger Unterton mit, was zum Ende des Buches hin zunimmt. Das Ende ist es schließlich auch, das mich nicht ganz überzeugt hat. Es wird alles ein wenig zu schnell abgehandelt. Zwar kündigt sich der Plottwist schon früh an und die losen Enden werden miteinander verknüpft, aber das Tempo passt nicht mit dem Rest der Geschichte zusammen. Möglicherweise hätten dem Buch etwas mehr als 200 Seiten doch gut getan.
Fazit: Ein Roman mit viel Augenzwinkern, dessen Logik man nicht zu sehr hinterfragen sollte. Ich hatte damit viel Freude und habe ihn fast in einem Rutsch durchgelesen; nur das Ende konnte leider nicht ganz mithalten.