Mitzi Schlager scheint Verbrechen magisch anzuziehen. Auf diese Weise hat sie vor ein paar Jahren auch die Kriminalbeamtin Agnes Kirschnagel kennengelernt, die inzwischen ihre engste Freundin ist. Als in Kufstein die sterblichen Überreste einer lange verschollenen Ausreißerin entdeckt werden, finden sich Zusammenhänge zu einem anderen Fall. Schnell befürchten die beiden Freundinnen, dass es sich um einen Serienmörder handelt.
Dieses Buch habe ich bei meinem Urlaub in Innsbruck als Blind Date gekauft, da die Beschreibung mich angesprochen hat. Als ich es ausgepackt habe, war ich erst einmal wenig begeistert, da ich zu einem Buch mit diesem Titel wohl nie gegriffen hätte – und noch dazu handelt es sich um den vierten Teil einer Krimireihe. Umso mehr hat sich dieser Zufallsfund gelohnt, da ich das Buch sehr gern mochte und ich mir gut vorstellen kann auch die Vorgängertitel zu lesen. Ich hatte nie das Gefühl, als würden mir die vorigen Bände zum Verständnis dieses Krimis fehlen, aber es gibt doch genug Hinweise auf die Vergangenheit, die mich neugierig gemacht haben.
Das besondere an diesem Buch sind vor allem die beiden Protagonistinnen: Agnes wurde von ihrem Vorgesetzten wegen ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft zu Schreibtischarbeit verdonnert, was sie überhaupt nicht erfreut, sie aber nicht davon abhält sich mit Feuereifer auf die Ermittlungen zu stürzen. Eine schwangere, aber äußerst kompetente Ermittlerin – das fand ich mal erfrischend anders, zumal Agnes mir sehr sympathisch war. Mit Mitzi tat ich mir ein wenig schwerer, da ich sie für ihr Alter (Anfang 30) als seltsam altmodisch und naiv sowohl in Ausdrucksweise als auch Verhalten empfand. Aber angesichts ihrer Vergangenheit ist das wiederum passend: Als Kind hat Mitzi durch eine eigene unbedachte Handlung ihre Eltern verloren, was ihr den grausamen Spottnamen „Mördermitzi“ einbrachte. Sie wuchs daraufhin bei ihren Großeltern auf und kämpft als Erwachsene sichtlich noch immer mit den Ereignissen.
Die Freundschaft zwischen den beiden ungleichen Frauen kommt in dem Krimi schön heraus, und die Art und Weise, wie Mitzi in den Fall involviert wird, fand ich auch passend. Der Kriminalfall selbst ist spannend und auch nicht zu überzogen. Bei Serienmorden in einem Regionalkrimi war ich zunächst etwas skeptisch, aber die Fälle wirken so, als könnten sie sich tatsächlich so in Österreich ereignet haben.
Es gab nur zwei Sachen, die mich ein wenig gestört haben: Die Figuren kommen aus unterschiedlichen Bundesländern, verwenden aber alle dieselben sehr generisch wirkenden Dialektwörter. Es kommt mir ein bisschen so vor, als hätte der Verlag auf diese Weise versucht, einerseits den österreichischen Regionalcharakter hervorzustreichen, es aber andererseits noch verdaulich für ein deutsches Publikum zu halten. Für mich klang es ziemlich gekünstelt und eher „Pseudo-Österreichisch“, aber vielleicht ist es das, was von einem Regionalkrimi erwartet wird.
Das andere ist, dass mir der Mörder einige Kapitel vor der Auflösung klar wurde, die Autorin aber auf sehr angestrengte Weise darum bemüht ist ihn bis zuletzt geheimzuhalten. Das führt dann am Ende zu einem krampfhaften Vermeiden von Namen oder allem, was irgendwie die Identität verraten könnte. Ich weiß nicht, ob mich das auch genervt hätte, wenn für mich der Täter nicht schon sonnenklar gewesen wäre – so empfand ich das aber als etwas anstrengend.
Obwohl ich diesen beiden Kritikpunkten nun sehr viel Platz gewidmet habe, haben sie mir nicht das Lesevergnügen genommen. Angesichts der Tatsache, dass ich von wenigen Ausnahmen abgesehen noch nicht einmal gern Regionalkrimis lese, hat es mich wirklich überrascht, wieviel Freude ich an diesem Buch hatte. Insofern war das ein sehr erfolgreiches Blind Date!
Ein Buch-Blind Date? Was für eine coole Idee, das hab ich ja noch nie gesehen/gehört! Und der Krimi klingt echt nett – der Titel ist aber tatsächlich etwas abschreckend …
In Österreich gibt es das seit einigen Jahren recht häufig in Buchhandlungen und Büchereien, wobei ich das vorher nur in Büchereien genutzt habe. Aber da dieses Blind Date so erfolgreich war, habe ich in derselben Buchhandlung (ich war letzte Woche für einen Kongress in Innsbruck und bin übers Wochenende noch für einen Kurzurlaub geblieben) ein weiteres Buch gekauft – das ich im Zug schon halb gelesen habe. Das zweite Bücher-Blind Date hat sich also wieder gelohnt. 🙂