Im November und Dezember habe ich drei Krimis gelesen, die mir sehr unterschiedlich gut gefallen haben und die ich jeweils kurz rezensieren möchte.
Matthew Costello/Neil Richards – Mord an der Themse
ungekürzte Lesung von Sabina Godec
Beginnen wir beim schlechtesten Buch. „Mord an der Themse“ ist der erste Band der Krimireihe „Cherringham: Landluft kann tödlich sein“ rund um eine Webdesignerin und einen New Yorker Ex-Cop. Das einzig positive, was ich über diesen kurzen Roman sagen kann, ist, dass er so schlecht und unbeholfen ist, dass ich ihn schon wieder lustig fand.
Das Ermittlerduo Sarah und Jack wird auf gänzlich unsinnige und konstruierte Art und Weise zusammengeworfen und stürzt sich mit der Subtilität eines Panzers in die Befragungen. Und ebenso plump werden auch die Figuren gezeichnet. Das Mordopfer, das zu Beginn in der Themse gefunden wird, war einst eine enge Freundin von Sarah (worauf sie auch mehrmals hinweist), aber sie trauert keinen Moment und empfindet die Mordermittlungen als aufregend und als willkommene Abwechslung. Jack definiert sich nur dadurch, ein amerikanischer Ex-Cop zu sein, der im britischen Dörfchen auffällt wie ein bunter Hund (wobei besagtes Cherringham leider noch nicht einmal ansatzweise britisches Dorfflair versprüht). Dass aus den beiden möglichst rasch ein Liebespaar werden soll, wird praktisch von Beginn an mit dem Holzhammer vermittelt.
Der Krimiplot an sich ist solide, allerdings nicht sonderlich komplex, was aber auch der Kürze des Romans geschuldet ist.
Ich habe diesen Serienauftakt bei Audible im Paket mit Band 2 und 3 erhalten, habe aber keinerlei Interesse, noch mehr Fällen von Sarah und Jack zu lauschen.
Beate Maly – Tod am Semmering
Auch bei diesem Krimi handelt es sich um den Auftakt einer Reihe – diesmal rund um die pensionierte Lehrerin Ernestine und den Apotheker Anton, die im Jahr 1922 in einem Nobelhotel am Semmering zusammen mit einer Leiche und mehreren Verdächtigen eingeschneit werden.
Mir hat das 20er-Jahre Setting gefallen, auch wenn mir manches etwas zu modern vorkam (vor allem, was die Ansichten mancher Figuren betraf). Ein Mord in einem verschneiten Hotel, das ist ein klassischer Fall von „locked-room mystery“ – eine Ausgangssituation, für die ich durchaus ein Faible habe. Obwohl das Tempo in diesem Krimi sehr gemütlich ist, fand ich den Roman auch spannend und den Fall durchaus stimmig.
Trotzdem konnte mich der Roman nicht ganz überzeugen. Ich fand Ernestine sehr anstrengend und Anton zwar ganz liebenswert, aber nicht interessant genug, um die Handlung tragen zu können.
Eine Sache noch am Rande: Wenn die Autorin im Nachwort schreibt, man könne heutzutage den Semmering von Wien aus in weniger als einer halben Stunde mit dem Zug erreichen, dann frage ich mich, was für ein Hochgeschwindigkeitszug das sein soll. 70-80 Minuten (egal ob mit Auto oder Zug) kommt eher hin …
Agatha Christie – Mord im Orientexpress
ungekürzte Lesung von Friedhelm Ptok
Als Poirot im Orientexpress von Istanbul nach Calais reist, wird ein Reisender ermordet. Während der Zug eingeschneit ist, versucht Poirot den Mörder zu entlarven. Doch alle zwölf Verdächtigen scheinen ein Alibi zu haben.
Bei diesem Krimi handelt es sich wohl um eines der bekanntesten Bücher von Agatha Christie. Ich habe es früher bereits gelesen, hatte aber nun nach der Neuverfilmung (die ich nicht besonders gelungen fand) Lust auf einen Reread. Obwohl ich also den Tathergang schon kannte, hat mich der Krimi erneut gefesselt. Das ist einfach ein wunderbar konstruierter Krimi mit einer Vielzahl an Rätseln, (falschen) Spuren, interessanten Figuren und einem wunderbar atmosphärischen Setting.
Dank der detaillierten Untersuchungen und ausführlichen Befragungen lädt der Fall zum Mitraten ein, obwohl sich selbst Poirot zunächst fast die Zähne ausbeißt. Am Ende aber fügt sich alles klar ineinander und es zeigt sich einmal mehr, wie clever Agatha Christie es versteht, ihre Fälle anzulegen. Ein Krimi, den ich wärmstens weiterempfehle – auch als Hörbuch, das von Friedhelm Ptok hervorragend gelesen wird.
Salut, Neyasha.
Krimis – ähnlich wie Liebesromanzen – gehören wohl in die Ecke leicht verderblicher Waren; sie kippen relativ schnell. Der Sarkast könnte jetzt anmerken, dass sich deshalb auch soviele davon auf dem Markt tummeln. 😉
Wie beschrieben, erinnert mich das Duo Sarah & Jack an Tess Skeffington & Sam Diamond ("…aus San Fransisco") – obschon die Parodie ('Death By Murder') Ersteren zuviel der Ehre wäre.
Obwohl…vielleicht wachen, in Band 2, Sarah & Jack ja aus einem schlechten Krimi-Traum auf. 😀
Die schnelle Verbindung "Wien-Semmering" ist vielleicht auch nur einer frühen Kindheitserinnerung geschuldet – oder dem kurzen Blick in eine blumige Werbebroschüre.
In einer ähnlichen Weise schaue ich mir den Film, aus den Siebzigern, bei Gelegenheiten, an. Was die Qualitäten einer gelungen konstruierten Story wie deren markante Umsetzung unterstreicht.
Beides kommt auch ohne Action-Einlage an.
bonté
Krimis erfordern nun mal sehr sorgfältige Plotarbeit und wenn man dann noch Hobbydetektive hat, muss man immer Erklärungen dafür finden, weshalb die sich eines Falles annehmen und mit welcher Begründung sie Leute befragen. Gerade das hat bei Sarah und Jack gar nicht funktioniert.
Beate Maly weist halt darauf hin, dass sie jedes Jahr im Februar zum Semmering reist, um dort in Ruhe schreiben zu können. Insofern fand ich es dann doch schräg, dass ihre Zeitangabe so daneben lag. Vielleicht ein Tippfehler …
Ich liebe es einfach, wie Agatha Christie ihre Handlung und ihre Figuren aufgebaut hat. Die Romane kann man immer wieder lesen und sei es nur als Zeitdokument. 🙂