Ein Thema, das bei Leseratten immer wieder mal aufkommt: Bevorzugt man die kleine Buchhandlung ums Eck, große Filialen einer Kette oder überhaupt die Bestellung übers Internet?
Buchliebhaber sind bestimmt auch Liebhaber kleiner Buchhandlungen, oder nicht? Das mag auf die meisten zutreffen, aber nicht auf meine Wenigkeit.
Wenn ich zugebe, dass ich kein Fan kleiner Buchhandlungen bin, komme ich mir immer vor wie ein totaler Exot und wie ein moralisch verdammenswerter Mensch. 😉 Aber es gibt mehrere Gründe, weshalb das so ist:
1. Ich mag beim Einkaufen Anonymität. Ich will in Ruhe stöbern können, ohne mich beobachtet zu fühlen. Ich will nicht ständig gefragt werden „Kann ich helfen?“ Ich mag keinen Smalltalk beim Einkaufen und ich will auch mal eine halbe Stunde lang stöbern können und dann trotzdem ohne Buch rausgehen, ohne dass ich deshalb ein schlechtes Gewissen haben muss.
In großen Ketten geht das wunderbar, weil sie zu groß und unpersönlich sind für „Beobachtung“ und die Mitarbeiter sich oft eh nicht gut genug mit Büchern auskennen, um sinnvollerweise ihre Hilfe anbieten zu können. 😉
2. Den hilfsbereiten, kompetenten und freundlichen Buchhändler kenne ich leider eher vom Hörensagen. Bei den zwei kleinen Buchhandlungen, die ich in der Nähe habe, trifft man eher auf den Typen „grantiger Wiener“. Fragt man nach bestimmten Büchern, wird man meist mit einem knappen „Naaa, hamma net da“ abgespeist und das wars.
3. Überhaupt, Stichwort „bestimmte Bücher“. In kleinen Buchhandlungen finde ich fast nie das, was ich gern hätte. Und dabei meine ich jetzt nicht mal die ganz unbekannten Nischenwerke. Schon mit nicht ganz aktueller Literatur wird es schwierig und von Mario Vargas Llosa gabs dort nicht mal nach dem Literaturnobelpreis auch nur einen einzigen seiner Romane.
Und wenn man dann erst noch nach Fantasy sucht … neben haufenweise Krimis, Thrillern und Liebesromanen bleibt offensichtlich kein Platz für Fantasy und die Frage danach führt oft zu einem verächtlichen „Ach, sowas liest die“-Blick.
Und wisst ihr was? Wenn erst mal so eine Reaktion auf ein Genre, das ich gern lese, kommt, möchte ich dort gar kein Geld mehr lassen und sicher auch nicht extra ein Buch bestellen.
Tja, und das waren leider fast immer meine Erfahrungen mit kleinen Buchhandlungen. Schade eigentlich.
In den üblichen großen Ketten werde ich aber auch nicht mehr glücklich, seitdem dort der Verkauf von diversem Zeug, das eigentlich gar nichts mit Büchern zu tun hat, immer mehr Überhand nimmt.
Und wo lande ich dann? Natürlich bei einem bestimmten Onlinehändler, der zudem bei englischen Büchern unschlagbar günstig ist. Meine Stöberlust befriedige ich dann wieder eher in Büchereien, wo man sowieso am allerbesten stöbern kann.
Ein bisschen ein schlechtes Gewissen hab ich ja schon, dass ich dem örtlichen Buchhandel so ganz den Rücken kehre, aber ganz ehrlich? Ich verwende einigermaßen viel Zeit und Geld darauf, Lebensmittel und Kosmetikprodukte so einzukaufen, dass ich es mit meinem Gewissen vereinbaren kann (bio, Fairtrade, keine Tierversuche, regionale Produkte). Bücher will ich dann einfach mal dort kaufen, wo ich mich sozusagen am wohlsten fühle. Und das ist nunmal online (zumal ja sowieso mein ebook-Konsum immer mehr zunimmt).
Aber zu eurer Beruhigung: Es gibt eine (nicht ganz kleine) Buchhandlung in Wien, die ich wirklich gern mag. Sie befindet sich am Unicampus, hat vorwiegend Mängelexemplare durch alle Genres hindurch inklusive tonnenweise Klassiker, daneben aber auch aktuelle Bücher zum normalen Preis, das Personal ist freundlich, lässt einen ewig in Ruhe stöbern und guckt auch nicht böse, wenn man dann trotzdem ohne Buch rausgeht (was mir dort, ehrlich gesagt, eher selten passiert …).
Und wie geht es euch so? Gehört ihr zu den Fans der kleinen Buchhandlungen? Habt ihr gar ein wahres Vorzeigeexemplar in eurer Nähe? Oder mögt ihr es auch lieber anonym?
Mir geht es da ganz genauso wie dir. Ich stöbere lieber anonym im Buchladen und wenn ich dann doch mal Hilfe haben möchte, dann kann ich ja auch einfach einen Mitarbeiter ansprechen. Generell gucke ich mich auch aber gern mal in kleineren Buchläden um, aber auch dort habe ich das selbe erlebt wie du: die Bücher, die mich interessieren haben sie nicht da und/oder das Personal ist oft unfreundlich oder guckt doof, wenn man dann doch nichts kauft. (Ich sage damit jetzt nicht, dass in Buchladenketten das Personal immer freundlicher ist ^^'). Und dann denke ich mir: Hey, wenn ich das Buch jetzt im Laden bestellen muss, was dann häufig eine Woche dauert und dann wieder zum Laden gehen muss, um es abzuholen, dann kann ich es doch auch gleich selbst im Internet bestellen.
Manchmal habe ich da den kleinen Buchläden, die leider eben doch immer weniger werden, auch ein schlechtes Gewissen gegenüber, aber ich bin was einkaufen angeht nunmal einsehr bequemer Mensch. 😉
Das ist ja schon mal beruhigend, dass es mir nicht als einzige so geht. 🙂
Ich mag eigentlich alle 3 Sachen.
Online-Shop: Ich liebe Online-Shops, vor allem wenn es Merklisten gibt. Da kann ich in Ruhe nebenbei auch noch Rezensionen lesen und gleichzeitig neue Bücher suchen bzw. Empfehlungen folgen.
Buchhandlung: Ich bin ein absoluter Fan von thalia.at. Hier geb ich gerne viel Geld aus. Obwohl mein Thalia im Moment, mit der neuen Aufstellung, etwas seltsam ist.
Kleine Buchhandlung: Zahlt sich für mich nur aus, wenn ich weiß, was ich will. In Wien hab ich am liebsten die Restpostenshops und ich finde den Buchladen Nähe Schwarzenbergplatz sehr nett (hier wird man auch nicht ständig genervt mit: kann ich helfen?). Mein absoluter Lieblingsshop ist aber in meiner Heimstadt. Der ist teilweise besser ausgerüstet als mancher Großhandel und das Bestellen hat meist nur 24 Stunden gedauert.
Die Buchhandlung bei mir "zuhause" fand ich eigentlich auch recht nett, aber die hatte den Schwerpunkt so dermaßen auf Kinderbücher und Ratgeber gelegt …
Bestellen war natürlich möglich und ging immer schnell, aber zum Stöbern waren dann doch zu wenig Bücher da, die mich interessiert hätten.
Merklisten liebe ich ja auch. Und vom Rezensionen lesen kann ich mich einfach nicht abhalten, obwohl ich mich gerade vor kurzem wieder übelst gespoilert habe dadurch. 🙁
Ich habe eine wirklich nette Buchhandlung gefunden und mir eigentlich auch vorgenommen, da meine Bücher einzukaufen. Eigentlich.
Uneigentlich stöbere ich aber äußerst selten, sondern kaufe immer bestimmte Bücher, die ich in der Regel im Internet entdeckt habe, und da ist es schon wirklich so: Es ist einfach tausendmal bequemer, das mit wenigen Klicks im Netz zu bestellen und nach Hause geliefert zu bekommen, als einmal zur Buchhandlung zu dackeln, das Buch zu bestellen und am nächsten Tag wieder hinzulatschen, um es abzuholen.
Bei unserer Universitätsbuchhandlung ging das noch eher, da stand ich erstens eh oft an der Bushaltestelle direkt davor, und zweitens geht das bei denen auch über online-Bestellung und dort abholen. Inzwischen ist die aber Teil einer Kette und hat außerdem den leicht erreichbaren Teil des Ladens aufgegeben (kompliziert zu erklären, Neyasha müsste das noch wissen – ich sag nur: der psychedelische Fahrstuhl?). Und ob ich bei einer Kette kaufe oder online … naja. Zudem ist die Bestellprozedur da ziemlich benutzerunfreundlich.
Und englische Bücher sind sowieso im Internet besser zu bestellen, wenn ich da die kleine Buchhandlung bemühe, dauert das lang und ich weiß nicht mal, welche Ausgabe ich bekomme, wenn ich nicht eh schon vorher recherchiert habe und die ISBN durchgebe. Und teurer sind sie im Zweifel dann eben auch.
Oh, und dann kommt dazu, dass ich bei amazon eben auch oft DVDs oder CDs bestelle, und um Versandkosten zu sparen, nimmt man dann eben noch ein Buch dazu …
Haha, der FAHRSTUHL(TM). Den werd ich so schnell nicht vergessen!
Ich find halt auch das Bestellen im Internet deutlich praktischer (und zeitsparender) und im Falle von englischen Büchern eben auch günstiger.
Ich wundere mich immer, das man sich in kleineren Buchhandlungen immer beobachtet fühlt. 😉
Ich habe hier vor Ort alles. Kleinere Buchhandlungen und Filialen. Und auch bei den Filialen habe ich große Ketten und kleinere Ketten.
Die großen Ketten betrete ich gar nicht mehr. Das Sortiment ist ziemlich ausgedünnt, es scheint nur noch die üblichen Bestseller zu geben, davon aber gleich Riesenstapel. Und auf den ganzen anderen "Non-Books-Mist" habe ich keine Lust.
Stattdessen habe ich hier zwei wunderbare, kleinere Buchhandlungen. In beiden arbeiten wunderbare Menschen, denen man richtig anmerkt, wie viel Spaß sie an Büchern haben. Beide haben sich auf allgemeine Belletristik spezialisiert und in dem Bereich haben sie eine unglaubliche Vielfalt zu bieten. Eine der Buchhandlungen bietet auch ab und zu Lesungen an, sie setzen sich für die Leseförderung ein, einmal gab es sogar ein kleines Konzert in der Buchhandlung.
Ich werde in keinem der beiden Läden andauernd angesprochen – einmal kurz am Anfang kommt die freundliche Frage, bei der ich fast immer dankend Hilfe ablehne und dann stöbere ich einfach rum. Ich kaufe auch nicht immer ein Buch und habe tatsächlich überhaupt kein schlechtes Gewissen, wenn ich ohne gehe.
Ich weiß nicht – habe ich in der Beziehung einfach nur ein unglaublich dickes Fell oder sind andere Buchhandlungen wirklich so anders?
Wenn ich Fantasy will, dann gehe ich dort aber erst gar nicht hin. Die sind einfach auf ein anderes Genre. In dem Fall gehe ich zu Bücher Pustet – ist auch eine Kette, aber viel kleiner als Thalia und Co, die Filialen wirken auch individueller. Dort stöbere ich dann nach Fantasy und dergleichen. Es wäre natürlich toll, wenn ich nun hier vor Ort auch noch eine Fantasybuchhandlung hätte, aber wahrscheinlich lohnt es sich einfach nicht.
Ich bestelle aber auch online. Ich führe bei Amazon meine Wunschliste und ebooks kaufe ich auch dort. Aber wenn ich mir mal ein Buch kaufen will, dann bestelle ich eigentlich nie bei Amazon (es sei denn, gebraucht über Marketplace). Wenn ich ein bestimmtes Buch haben will, dann bestelle ich es im Internet über der Homepage der kleineren Buchhandlung und hole es dort ab. Geht genauso schnell wie Amazon.
Also "deine" Buchhandlungen dürften deutlich anders sein. Schon alleine, dass das Sortiment da offensichtlich teilweise besser/vielfältiger ist als in den großen Ketten. Das hab ich noch in keiner einzigen kleinen Buchhandlung erlebt – selbst mit dem riesigen Anteil an sonstigem Kram ist z.B. bei Thalia praktisch jedes Genre besser vertreten als in kleinen Buchhandlungen. Dort hingegen habe ich eher festgestellt, dass neben den üblichen Bestsellern kaum noch Platz für anderes bleibt.
Was das Stöbern betrifft, da hab ich wohl einfach ein sehr dünnes Fell bzw. neige viel zu schnell zu schlechtem Gewissen (also wenn ich ewig rumstöbere und dann nichts kaufe). Ich fühle mich einfach irrsinnig schnell beobachtet, was wohl eher an mir liegt und eben meiner Vorliebe für anonymes Einkaufen. 😉
Solltest du mal nach Regensburg kommen, dann solltest du mal bei Dombrowsky reinschauen. Ich kann da stundenlang stöbern und setze mich meistens mit einem Stapel Bücher auf das Sofa. Ein paar Bestseller aus anderen Genres gibt es auch, aber das Hauptaugenmerk liegt wirklich auf allgemeine Belletristik und innerhalb dessen sind sie wirklich genial.
Und ich bin jetzt schon gespannt, welche Veranstaltungen es im Herbst geben wird. 😉
Ich sehe ein Geschäft immer als Angebot – man macht mir das Angebot, etwas zu kaufen. Das kann ich annehmen oder sein lassen. Gezwungen fühle ich mich da gar nicht.
Aber, und das ist wahrscheinlich auch ein Grund, warum ich große Läden inzwischen meide: Große Läden überfordern mich schnell. Da sind mir zu viele Menschen, die Luft ist stickig, es ist zu laut, zu…alles. Ich bekomme die Krise, wenn es irgendwo Gedränge gibt.
Okay, dass man da ganz gut ungestört stöbern kann, kann ich mir vorstellen, da die Buchhandlung ja echt groß ist. Bei mir in der Gegend gibt es außer den Ketten nur so Winzbuchhandlungen, wo man an jedem Regal den Buchhändler quasi im Nacken sitzen hat – und wo eben auch kein Platz für vielfältiges Angebot ist.
Gedränge mag ich auch nicht – aber außer in der Vorweihnachtszeit ist das eigentlich auch selten der Fall.
"Die sind einfach auf ein anderes Genre _spezialisiert_" sollte der Satz eigentlich heißen… ^^
Also ich hab früher eigentlich alle Bücher bei Amazon gekauft, weil da die englischen Bücher deutlich günstiger sind als anderswo. Die deutschen gingen dann einfach mit. Inzwischen stehe ich den Geschäftspraktiken von Amazon aber einfach so kritisch gegenüber, dass ich dort nicht mehr gern einkaufe. Wo es möglich und finanziell machbar ist, weiche ich auf andere Läden/Onlineshops aus.
– Bei deutschen Büchern hat man ja wegen der Buchpreisbindung freie Wahl. Daher kaufe ich die wenigen deutschen Bücher gezielt über den Online-Shop unserer örtlichen kleinen Buchhandlung (ich muss dann ja nur zum Abholen hin, also kaum zusätzlicher Aufwand).
– Englische Bücher sind bei Amazon natürlich immer noch unschlagbar billig, da kommt die kleine Buchhandlung vor Ort leider nicht infrage. Aber vor Kurzem habe ich mal den kleinen Online-Shop Calle Arco ausprobiert. Das gewünschte englische Buch hat dort 10 Cent mehr gekostet als bei Amazon, das war also nicht der Rede wert. Der Versand hat etwas länger gedauert als beim großen Konkurrenten, dafür wurde mein Buch aber auch nicht von einem völlig ausgebeuteten Menschen verpackt.
– Bei E-Books bleibe ich (zwangsläufig) Amazon treu, weil ich einen Kindle habe. Lizenzfreie Klassiker lade ich mir aber über gutenberg.org runter und per Calibre dann auf den Kindle – mit den kostenlosen E-Book-Klassikern von Amazon habe ich bisher sowieso keine so guten Erfahrungen gemacht, da fiel diese Entscheidung nicht schwer.
Davon abgesehen leihe ich mir in letzter Zeit sehr viele Bücher aus der Bücherei aus – und mein SuB zu Hause ist auch so gigantisch, dass ich die nächsten Jahre sowieso keine Bücher mehr kaufen dürfte. 😉
Zum Informieren, Führen von Merklisten etc. verwende ich (etwas inkonsequent, ich weiß) immer noch Amazon.
Das Argument mit dem Beobachtetwerden und dem schlechten Gewissen, wenn man nix kauft, kann ich übrigens gut nachvollziehen, da ich aber nie stöbern gehe (ich will ja eigentlich meinen SuB abbauen), komme ich in diese Situation sehr selten.
Nein, bist kein Exot. Das geht mir nämlich ganz genauso 😉
Vielleicht liegt es auch ein bisschen daran, dass man in einer großen Stadt lebt. In kleineren Ortschaften ist es vielleicht anders. Meine Gründe wären nämlich die gleichen, wie bei Dir. Was geht es die Händler an, welches Buch ich kaufe? Freundlich finde ich übrigens die wenigsten, die meisten sind einfach nur gestresst, weil sie oft mehrere Sachen auf einmal machen (müssen?); gerade in den großen Ketten. Und ehrlich: Mit eins/zwei Klicks ist es doch SO einfach! Zu mehr bringe nach der Arbeit ohnehin keine Entergie auf – außer natürlich mich irgendwohin zu setzen und noch etwas zu lesen.
Ich kaufe neue Bücher grundsätzlich und generell im stationären Buchhandel. Zum einem ist hier die Infrastruktur, die es zu unterstützen gilt, zum anderen weiß ich, dass die Bücher dort wie Bücher behandelt werden und nicht bloß wie Ware.
Zudem mokiere ich mich über die Aussage, dass man in Ketten nur Menschen findet, die keine Ahnung von der Materie haben. Ich selber habe 12 Jahre als Buchhändler für ein Warenhaus gearbeitet. Und es geschafft, mir einen großen Kundenstamm zu erarbeiten, der schon allein deshalb zu mir kam (und immer wieder gerne wiederkam), weil ich sehr sehr viel Ahnung von Büchern hatte.
Nicht jeder Verkäufer ist nur Regalauffüller!!
Ich wollte mit meinem Beitrag niemandem auf die Füße treten, der begründet sich nur auf meinen Erfahrungen und auch meinen eigenen Vorlieben beim Einkaufen.
Dass man in Ketten nur Menschen findet, die keine Ahnung haben, habe ich allerdings nicht geschrieben! Ich habe geschrieben "oft" – was lediglich meinen persönlichen Erlebnissen entspricht.