Jugendbuch Phantastisch Rezensionen

Suzanne Collins – The Hunger Games

Genre: Dystopie
Seiten: 384
Verlag: Scholastic
ISBN: 978-0439023481
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternchen

An dieses Buch bin ich mit mehr als nur ein wenig Skepsis herangetreten. 24 Jugendliche, die sich in einer postapokalyptischen Welt auf Leben und Tod bekämpfen müssen? Kann das denn anders sein als unnötig brutal und reißerisch? Es kann!

Suzanne Collins entwirft hier das erschreckende Szenario eines Nordamerika, in dem das übermächtige Capitol über eine Reihe von Distrikten herrscht. Katniss, die Ich-Erzählerin, stammt aus dem 12. Distrikt und weiß, was Hunger und Entbehrungen bedeuten. In krassem Gegensatz dazu steht das Capitol mit weitentwickelter Technologie, Wohlstand und „Spielemachern“, die Reality-Shows auf die Spitze treiben: Zur Belustigung der Bewohner des Capitols und um die Bewohner der Distrikte an das blutige Ende ihrer Rebellion zu erinnern, werden jährlich aus jedem Distrikt jeweils ein Junge und ein Mädchen ausgewählt, um bei den „Hunger Games“ gegeneinander zu kämpfen – bis nur noch eine(r) von ihnen übrigbleibt.
In diesem Jahr ist die 16jährige Katniss unter diesen Jugendlichen, und fortan muss sie nicht nur um ihr Leben kämpfen, sondern auch damit, dass auch Peeta, der Junge aus ihrem Distrikt, nun ihr Rivale ist – aber Katniss hat nie vergessen, dass er ihr vor Jahren das Leben gerettet hat.

Es ist unmöglich, den Inhalt dieses Romans in ein paar Sätzen so zu beschreiben, dass er weder total dämlich klingt noch dass man zuviel verrät. Ich kann nur sagen, dass diese wenigen Sätze es nicht vermögen, die Handlung angemessen zu beschreiben.
„The Hunger Games“ ist viel mehr als ein sinnloses Gemetzel, wie man vielleicht befürchten könnte. Es ist ein sehr kritisches Buch, das zeigt, wie weit das Reality-Fernsehen gehen kann. Und man stellt sich beim Lesen die erschreckende Frage: „Wie weit sind wir noch davon entfernt?“ Aber in diesem Roman zeigt sich nicht nur Medienkritik, sondern auch ein klaffender Gegensatz von Arm und Reich – und das ist ein Punkt, an dem wir längst angekommen sind. Dadurch ist der Roman trotz seiner Ansiedlung in einer fernen Zukunft nicht weit von unserer jetzigen Gesellschaft entfernt.

Aber diese großen gesellschaftlichen Themen alleine würden noch kein gutes Buch machen. Es sind der packende Schreibstil von Collins und die Figur der Katniss, die den Roman so großartig machen. Katniss ist nicht perfekt, kein liebes hilfloses Mädchen, das in eine böse Umgebung gestoßen wird. Sie ist durchaus berechnend und tut, was nötig ist um zu überleben. Dass sie dennoch im Zuge der grausamen Spiele nicht verroht und ungemein sympathisch bleibt, ist eine gefährliche Gratwanderung, die die Autorin meisterhaft bewältigt.
Schließlich ist auch die Liebesgeschichte, falls man sie überhaupt als solche bezeichnen kann, sehr  interessant. Peeta ist zunächst doch sehr undurchschaubar, und als man dann allmählich dahinterkommt, was nun Strategie ist und was echte Gefühle, da ist es wiederum Katniss, die vor lauter strategischem Denken das Offensichtliche nicht mehr erkennen kann.

Abschließend noch eine kleine Anekdote: Ich habe dieses Buch am Samstag während meines Dienstes gelesen. Rundherum Kollegen, Musik und laute Stimmen von der Bühne (man hört von meiner Position aus das gesamte Stück) – das sind nicht unbedingt die besten Zutaten, um ganz in ein Buch eintauchen zu können. Dennoch ist es mir mit den „Hunger Games“ gelungen und mehr noch: Es gab eine Stelle, bei der ich kaum noch die Tränen zurückhalten konnte. Und obwohl ich durchaus mal die eine oder andere Träne bei Büchern vergieße, bin ich nicht allzu nahe am Wasser gebaut. Außerdem passiert mir sowas üblicherweise nur, wenn ich alleine bin.
Aber der Roman hat mich so sehr in seinen Bann gezogen, dass ich meine Umgebung komplett ausgeblendet habe. Und ich musste noch ziemlich lang gegen meine Tränen ankämpfen.

Und daher bleibt mir nur eine begeisterte Empfehlung für diesen Roman. Er bietet interessante Figuren (auch neben Katniss und Peeta), eine mitreißende Handlung, kritische Fragen und einiges zum Nachdenken.
Obwohl er in sich abgeschlossen ist, wird man danach gern wissen wollen, wie es mit Katniss weitergeht – und so habe ich auch gleich mit „Catching Fire“, dem Folgeband, begonnen. 🙂

4 thoughts on “Suzanne Collins – The Hunger Games

  1. Oh ja, wie wahr! Du sprichst mir aus der Seele.

    Auch ich hab dieses Buch in einem Stück verschlungen, war gefesselt bis hin zur letzten Seite.
    Ich kann nur sagen, freu dich auf den zweiten Band, da gehts genauso spannend und herzzerreissend weiter!

    Sehr schöne Rezension!

    lieber Gruss, mirjam

  2. Liebe Neyasha,
    wirklich eine schöne Rezension. Ich glaub ich fang als nächstes mit diesem Buch an ^_^

    Und Danke für deinen Blog. Ich bin übers Federfeuer hierhergekommen – ich lese nur mit, die Anmeldung verpass ich jedesmal – und hab angefangen zu lesen: deinen Blog, den Blog anderer Buchverrückten… und hach, ich muss sagen, ich fühl mich zuhause. Ich häte nicht erwartet, dass es noch mehr Leute gibt, die Buchlisten machen und die Bücher zählen, die sie im Jahr gelesen haben. Nur das mit den Seitenzählen hab ich noch nicht getan, das werd ich nachholen. Ich freu mich drauf *grins*
    Un die Buch-Challenges. Das ist ja was intressantes. Es hat sich eine ganz neue Welt aufgetan. ^_^
    Danke, für deinen Blog, deine Links ^_^

    Liebe Grüsse
    Silas

  3. Hallo Silas,

    Freut mich sehr, dass du hierher gefunden hast. Für mich war es auch der reinste Augenöffner, andere zu finden, die auch solche Listen führen und Bücher zählen usw. Das ist schon schön, wenn man Gleichgesinnte findet. 🙂 Die Challenges hab ich dann auch erst vor kurzem entdeckt.
    Ich wünsch dir weiterhin noch viel Freude in der Welt der Bücher-Blogs!

    Liebe Grüße,
    Neyasha

  4. mirjam, es freut mich, dass dir die Rezension gefällt. 🙂
    Ganz so schnell hab ich das Buch zwar nicht verschlungen, aber jetzt beim 2. Band kann ich kaum aufhören. Bin echt gespannt, wie es weitergeht!
    LG Neyasha

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