Genre: Historischer Roman
Seiten: 368
Verlag: Knecht
ISBN: 978-3782009089
Meine Bewertung: 3 von 5 Sternchen
Historien-Challenge (Griechische Antike)
Als Periander, ein gefeierter Olympiasieger, ermordet aufgefunden wird, soll Nikomachos, der Hauptmann der Bogenschützen beauftragt den Mörder zu finden. Auf diese Weise gerät er nicht nur in die philosophischen Kreise rund um Sokrates, sondern findet sich auch in einem politischen Machtkampf zwischen Demokratie und Oligarchie wieder.
„Mord im Garten des Sokrates“ ist in zwei Teile aufgeteilt, und diese zwei Teile lesen sich fast wie zwei verschiedene Bücher: Zeigt sich der erste Teil noch als beinahe klassischer Krimi mit falschen Fährten, beschäftigt sich der zweite Teil (der 4 Jahre später einsetzt) in erster Linie mit Politik und Kriegen.
Die Verbindung zwischen dem Mord und den politischen Wirren ist durchaus erkennbar und wird zum Ende hin nochmal klarer herausgearbeitet, aber trotzdem wirkt der Roman seltsam zerfasert. Es ist vor allem der 4-Jahres-Sprung, den ich nicht für allzu glücklich halte. Außerdem erscheinen manche Zusammenhänge eher etwas gezwungen, so als hätte der Autor einen Krimi begonnen, wäre auf etwas anderes umgeschwenkt und hätte nun irgendwie eine Verbindung herstellen müssen.
Versteht mich nicht falsch: Mich stört nicht der Genremix (für mich müssen auch Krimis nicht stur auf die Ermittlungen ausgerichtet sein), sondern die Tatsache, dass ich manchmal einen durchgängigen Plot bzw. Spannungsbogen vermisst habe. Mit dem Ende des ersten Teils bricht die Handlung erst einmal ganz in sich zusammen, um dann allmählich wieder neu aufgebaut zu werden. Das nimmt dem Roman ausgerechnet in der Mitte völlig den Wind aus den Segeln und somit auch die Spannung. Mir war dann auch die Aufklärung des Mordes relativ egal – und als dann ganz zum Ende hin endlich der Mörder präsentiert wird (was recht schnell und schließlich ohne weitere Eigenleistung von Nikomachos geschieht), hat mir das nicht mehr als ein müdes Achselzucken entlockt.
Interessanter sind da tatsächlich die politischen Wirren, die aber anfangs trotz einiger Andeutungen zu wenig aufgebaut werden.
Die Figuren waren ein weiteres Problem: Nikomachos blieb mir – obwohl ein Ich-Erzähler – völlig fern und war mir eher gleichgültig. Für mich blieb er recht farblos, wobei ich nicht einmal genau benennen kann, weshalb das so war. Wenn ich da mal an einen Decius aus den SPQR-Krimis denke: Was für ein herrlicher Ich-Erzähler, dessen Persönlichkeit, Gefühle und Ansichten aus jeder Zeile hervorschimmern!
Nikomachos hingegen hat keine klaren Konturen. Er ist die meiste Zeit recht modern und „gut“ in seinen Ansichten, was ihn aber dennoch nicht sehr sympathisch macht. Die Fehler, die er vor allem später im Roman zeigt, kamen mir eher alibihaft untergebracht vor.
Die Nebenfiguren sind da teilweise interessanter, wobei mir einige doch sehr eindimensional vorkommen. Sascha Berst erwähnt einige Charakterzüge dermaßen penetrat, dass ich einige Male genervt die Augen verdreht habe – wenn etwa jenseits der 300 Seiten zum wiederholten Mal darauf hingewiesen wird, dass Nikomachos‘ Ehefrau Aspasia sehr eifersüchtig ist und den (ehemaligen) Geliebten ihres Mannes nur ungern in ihrem Haus sieht.
Dafür ist aber Sokrates sehr schön beschrieben, wobei ich aber gern noch viel mehr von Platon gelesen hätte, der nun wirklich interessant eingeführt wird, später aber nicht mehr vorkommt.
Unterm Strich ergibt das einen Roman, der nicht unbedingt durch faszinierende Figuren überzeugt und in der Handlung oftmals zerfasert, dafür aber die politischen Gegebenheiten und philosophischen Ansichten jener Zeit in Athen sehr anschaulich darstellt. Er liest sich auch locker und flüssig, und die ausführlichen Anhänge (Informationen zu den historischen Personen sowie eine Auflistung jener Gegebenheiten, die für den Roman geändert wurden) runden das ganze nochmal ab.
Ich kann den Roman nicht uneingeschränkt weiterempfehlen, aber historisch interessierte Leser werden wohl ihren Gefallen daran finden.
Der Titel ist mir übrigens mal wieder ein Rätsel: Ja, es gibt einen Mord und ja, es kommt Sokrates vor, aber der Mord findet keineswegs in seinem Garten statt. 😉
Da ich mich trotz aller Kritikpunkte nicht mit dem Roman quälen musste, gibt das von mir doch noch 3 Sternchen.
Da man sich den Roman auf der Webseite des Verlags gratis als pdf-Dokument runterladen kann (wie auch einige andere Romane dort), ist es übrigens kein Problem, einfach mal reinzuschnuppern (falls man keinen Reader besitzt und nicht am Bildschirm lesen möchte) oder ihn eben gänzlich auf einem eBook-Reader zu lesen. Dafür ein großes Dankeschön an den Verlag – das ist mal wirklich ein leserfreundliches Angebot!
Ein Buch, das mir inhaltlich auf jeden Fall auch gefallen könnte! Vor allem die römische Antike fand ich immer sehr faszinierend, die griechische hat es aber auch in sich.
Lieben Gruß!
Ja, ich les auch gern über die Antike – und grad über die griechische findet man ja derzeit nicht so viel.
Ich würd mir einfach mal das pdf runterladen und da reinlesen – dann siehst du ja, ob das was für dich wäre. 🙂