Genre: Phantastik
Seiten: 480
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3453527638
Meine Bewertung: 4,5 von 5 Sternchen
Eine geplatzte Hochzeit, ein merkwürdiger Selbstmord – eigentlich ein seltener Glücksfall, wenn man als Klatschkolumnistin Zeugin solcher Ereignisse wird. Aber Stella Schönthal erregt mit ihrem Artikel die Aufmerksamkeit von Graf Trubic und wird bald tiefer in diese Angelegenheiten verstrickt als ihr lieb ist. Den ersten mysteriösen Vorfällen folgen weitere – und sie alle scheinen mit dem Luftschiff „Fortuna“ zusammenzuhängen. Den eigentlichen Zweck des Luftschiffs hätten sich aber weder Felix noch Stella jemals träumen lassen …
Das Departement für okkulte Angelegenheiten ermittelt wieder – dieses Mal aber nicht in Prag, sondern in Wien. Vier Jahre sind vergangen, seit Dejan Sirco einen rätselhaften Fluch untersuchte und dabei auf allerlei Verwicklungen stieß. Der Nachfolger von „Des Teufels Maskerade“ ist ein wenig geradliniger, nichtsdestotrotz aber von allerlei Rätseln und Überraschungen durchzogen. Es ist beinahe unmöglich, die Handlung schon zu Beginn zu durchschauen, auch wenn ich ihr problemlos folgen konnte. Wie sich nach und nach all die Rätsel auflösen und sich ein Puzzleteil an das andere fügt, ist spannend zu lesen.
Perspektiventräger sind dieses Mal Stella Schönthal (als Ich-Erzählerin) sowie Felix Trubic (in der dritten Person). Die Wechsel wirken ab und an etwas abrupt, aber ich hatte trotzdem nie Probleme damit, mich von einer auf die andere Perspektive einzustellen. Dank der faszinierenden Figuren haben beide Perspektiven ihren Reiz: Stella als neugierige und sehr praktisch veranlagte junge Frau ist nicht nur ungemein sympathisch, sondern wirkt mit all ihren Stärken und Schwächen auch sehr glaubwürdig. Felix Trubic ist … nun ja, nicht unbedingt sympathisch, aber da er schon im Vorgänger einer meiner Lieblinge war, fand ich seine zynische Sichtweise außerordentlich faszinierend und amüsant (und manchmal auch recht erschreckend).
Ich habe aber doch Dejan ein klein wenig vermisst und mich folglich wie eine Katze vor der Sahneschüssel gefühlt, als er schließlich aufgetaucht ist. Und was für ein erster Auftritt das ist! 😉
Auch mit zahlreichen anderen Bekannten gibt es ein Wiedersehen, was wohl alle Leser der Maskerade freuen wird.
Apropos alte Bekannte: Inwieweit „Fortunas Flug“ unabhängig vom Vorgänger zu lesen ist, kann ich nicht recht beurteilen. Ich denke, dass man dem Roman auf alle Fälle gut folgen kann, man aber wohl mit einigen Anspielungen zu kämpfen haben wird.
Sprachlich gibt es wieder gar nichts zu bemängeln. Der Roman strotzt nur so vor ungewöhnlichen Wendungen, humorvollen Passagen und allerlei herrlichen kleinen Details. Das Wien vor 100 Jahren wieder zum Leben zu erwecken, gelingt Victoria ganz wunderbar. Ich muss ja zugeben, dass es mir mit Wien ein wenig so geht wie Dejan („Um der Wahrheit Genüge zu tun, ich konnte Wien nicht leiden. Auch konnte ich mich von jeher nicht des Gefühls erwehren, dass die Kaiserstadt genau dasselbe für mich empfand.“ Des Teufels Maskerade, S. 167), aber beim Lesen dieses Romans hatte ich manchmal doch das Gefühl, als müsste ich diese Stadt irgendwie lieben.
Fazit: „Fortunas Flug“ ist ein toll geschriebener Roman, der außer Wien in den letzten Jahren der Monarchie, interessanten Figuren und einem Luftschiff auch noch eine große Portion an Phantastik zu bieten hat. Lediglich im Mittelteil fiel es mir manchmal ein wenig schwer, mich auf den Roman zu konzentrieren, da es die eine oder andere kleine Länge gab. Ansonsten hab ich nichts zu bemängeln (außer vielleicht, dass es im Heyne-Korrektorat offensichtlich Beistriche im Sonderangebot gab).
Ach ja, und die verträumt-romantische Dame im anachronistischen Kleid auf dem Cover ignorieren wir lieber mal – die passt nicht so wirklich zum Inhalt des Romans.
Ach ja, und die verträumt-romantische Dame im anachronistischen Kleid auf dem Cover ignorieren wir lieber mal – die passt nicht so wirklich zum Inhalt des Romans.
4,5 von 5 Sternchen.
Was ich vor allen Dingen schade finde, ist dass das Cover dieser Fortsetzung so ganz anders aussieht als die "Maskerade", die mit dem Cover ja schon ziemlich ins Auge fiel. Diese Lady auf dem Cover von "Fortuna" dagegen reiht sich so ein in die zahlreichen Cover von jungen Cover-Damen, die wehleidig schauen – wie man es momentan irgendwie überall findet.
Aber klingt gut, was du geschrieben hast; ich war bei der "Maskerade" ja auch völlig verzaubert von der Schreibweise. Rückt also definitiv weiter nach vorne auf meiner Wunschliste. 🙂
Ja, sowas nervt mich ja grundsätzlich bei Fortsetzungen. Auch wenn die Romane eher locker zusammenhängen, will ich dennoch, dass sie im Regal ein einheitlich wirken.
Und wenn dann noch so ein 0815-Cover draus wird, das nicht mal zum Roman passt, sowas ärgert mich ohnehin fürchterlich.
Aber der Inhalt ist definitiv besser als das Cover! 🙂