Lesegeplauder

„Endlos ist das Meer der Zeit“ – das etwas andere Buch

Ich habe ja schon erwähnt, dass meine Schreibgruppe mir ein absolut geniales Geburtstagsgeschenk gemacht hat: Sie haben mir einen kurzen Roman geschrieben. Vor ein paar Monaten haben wir nämlich einmal ein Gespräch über Zeitreise-Roman geführt und darüber, weshalb eigentlich immer Frauen diejenigen sind, die in der Vergangenheit landen. Einige Spekulationen darüber, wie es denn wäre, wenn ein nicht ganz so kerniger Kerl in der Vergangenheit landen und sich dort um gewaltfreie Konfliktlösungen bemühen würde, führten zu der Feststellung, dass man so etwas eigentlich schreiben müsste und meinem folgenreichen Ausspruch: „Den Roman wünsche ich mir dann von euch zum Geburtstag!“
Ich hatte seither völlig darauf vergessen und dementsprechend erst einmal einen Lachanfall bekommen, als ich das Geschenk geöffnet habe, denn das Cover … na, seht selbst:

Das Bild ist ein wenig abgeschnitten, da ich die Namen oben weggelassen habe und das Cover verspricht mehr pikante Details als der Roman letztendlich hat. 😉 Aber da wir schon öfter über die fürchterlichen Cover von Nackenbeißern diskutiert haben und dabei die eine oder andere Theorie über den Zusammenhang zwischen Pferden und/oder Wikingerschiffen sowie dem Detailgrad der Sexszenen aufgestellt haben (fragt nicht …), waren einige Motive natürlich ein absolutes Muss. *g*
Der Titel ist übrigens ein Zitat aus einem Lied aus dem Musical „Tanz der Vampire“, das ich einmal sehr mochte, ehe ich es bei einem Nebenjob im Theater zwangsläufig unzählige Male gesehen habe …
So, und worum geht es nun in dem Roman?
Psychologie-Student und Vegetarier Hannes lebt als Langzeit-Student in einer WG, schlägt sich mit Gelegenheitjobs durchs Leben und ist allgemein nicht so der Mann, von dem alle Frauen träumen. Umso glücklicher ist er mit seiner Freundin Luisa – bis sie ihn abserviert und er feststellen muss, dass sie im Grunde ihres Herzens von einem braungebrannten Muskeltypen wie auf den Cover der Nackenbeißer träumt. Frustriert und ziemlich alkoholisiert äußert Hannes daraufhin folgende Worte:
„Ich schwöre dir, ich bin so ein ganzer Kerl! Ich schwöre, ich werde meine Muskeln einsetzen, nicht mein Hirn. Ich schwöre, ich werde meinen Gegner den Schädel einschlagen. Und die Frauen werde ich in mein Bett zerren. Das schwöre ich!“
Nach diesen Worten schlägt es Mitternacht (in der Halloween-Nacht) und Hannes verliert das Bewusststein. Als er wieder zu sich kommt, findet er sich in der Wildnis, umgeben von einer Gruppe schottenberockter Krieger, wieder. Einer davon, ein rotgelockter Mann mit beachtlichem Bauchumfang, hat frappierende Ähnlichkeit mit Hannes‘ Mitbewohner Bertl, der stets begeistert an Reenactments teilnimmt. Es dauert eine Weile, ehe Hannes begreift, dass es sich nicht um Bertl, sondern um einen Schotten namens Jamie Fraser (hehehe) handelt und er auch nicht in einem Reenactment, sondern im Schottland eines früheren Jahrhunderts gelandet ist.
Und als wäre das noch nicht genug, begegnen die Schotten und Hannes auch noch dem Ungeheuer von Loch Ness und drei Hexen, die geradewegs aus Macbeth stammen könnten. Dummerweise spricht Hannes den Namens des Ungeheuers, dessen Name nicht genannt werden darf, laut aus und macht somit alle Bemühungen der Hexen, das Monster wieder zurück in seinen See zu bannen, zunichte.
Das wiederum finden die Hexen nicht so lustig, und so verbannen sie Hannes mitsamt Jamie und dessen Onkel Randolph nach Island. 
Dort stolpert das ungleiche Trio mitten in einen Elfenhügel, wo sie nicht nur auf tolkieneske Elben, sondern auch auf Robin Goodfellow höchstselbst treffen. Dieser eskortiert sie zur Königin der Anderwelt, die für Hannes‘ Misere verantwortlich ist, da sie seinen folgenreichen Schwur vernommen hat und ihn nun für den geeigneten Helden hält, um das Seeungeheuer zu töten.
In einem seltenen mutigen Moment beschließt Hannes, sich seinem Schicksal zu stellen und so geht es nach einem Crashkurs in Kriegskunst zurück zum Loch Ness. Doch anstatt das Ungeheuer zu töten, erinnert Hannes sich an sein Seminar über „Gewaltlose Interaktion in Krisensituationen“ und beschließt, mit Nessie zu reden.
Und tatsächlich führen die beiden ein äußerst ergiebiges Gespräch, bis der nicht ganz so friedfertige Jamie seine Waffe zückt und das Ungeheuer niederstreckt.
Somit ist die Sache erledigt und Hannes freut sich darauf, wieder nach Hause zu kommen – aber war da nicht noch etwas? Ja, genau, der zweite Teil seines Schwurs. Und so findet Hannes sich nicht in seine WG wieder, sondern inmitten von haschischrauchenden Kurtisanen …
Ja, das war er also, der schrägste Roman, der jemals den Weg zu mir gefunden hat. Leider ist es unmöglich, in einer Zusammenfassung all die witzigen Details, Insider und Querverweise zu anderen Werken wiederzugeben, die sich in der Geschichte finden. 
Ich kann nur sagen, dass ich mich prächtig amüsiert habe und dieses ganz besondere Geschenk wohl noch öfter zur Hand nehmen werde. Das muss ich auch, da ich bei der Geburtstagsfeier volltönend versprochen habe, die Figuren zu „casten“ (wie ich es auch bei meinen Romanfiguren immer mache). Solltet ihr also einen beleibten Schauspieler mit roten Locken kennen, der als schottischer Krieger durchgehen könnte, dann immer her mit den Vorschlägen ….

12 thoughts on “„Endlos ist das Meer der Zeit“ – das etwas andere Buch

  1. Das nenne ich mal ein ungewöhnliches Geschenk! Klingt herrlich schräg. XD

    Hm, beleibter Schauspeler mit roten Locken – vielleicht Colm Meaney? Der müsste vorher noch a bisserl was für den Bierbauch tun, aber der Rest müsste passen. 😉

  2. Was für ein tolles Geschenk und was für eine schräge Geschichte! 😀

    Mein erster Gedanke war übrigens "Natürlich gibt es Zeitreiseromane mit männlichen Protagonisten" – nur um dann festzustellen, dass ich spontan nicht an Zeitreiseromane, sondern bestimmte Fantasygeschichten (Bannsänger, Zauberer Ihrer Majestät u.ä.) gedacht habe.

    Ich wünsche dir noch viele tolle Stunden mit der Geschichte (und viel Erfolg beim Casting).

    1. Ich hab auch selbst tatsächlich mal einen Zeitreiseroman mit einem männlichen Protagonisten gelesen – allerdings fallen mir weder Titel noch Autorin jetzt ein …
      Das war aber auch wirklich das einzige Beispiel, das wir alle vier damals zusammengebracht haben, also war das wohl die eine glorreiche Ausnahme. *gg*

    2. Kann es sein, dass dein Kommentar vom Blog verschluckt wurde? (Das hatte ich in der letzten Woche auch bei einem meiner Blogposts.) Auf jeden Fall würde es mich interessieren welcher Titel das war, wenn es dir/euch noch einmal einfallen sollte. 🙂

    3. Huch, ja, da ist meine Antwort verschwunden. Sehr seltsam. *Kopf kratz*
      Auf alle Fälle habe ich inzwischen durch ein wenig Googeln den Titel herausgefunden: Es war die "Schwert der Zeit"-Reihe von Julianne Lee.

    4. Schau mal in deinem Spam-Ordner nach – bei mir waren meine Kommentare da gelandet und mussten nur "entspammt" werden, damit sie dann auf dem Blog angezeigt wurden.

      Ah, okay! Die Reihe kenne ich nicht. Hm, dann muss ich noch etwas in meiner Erinnerung kramen. Es muss doch noch mehr Titel geben! 😀

  3. Klingt wirklich super und vor allem eine tolle Geschenkidee.

    Apropos, Geschichten für jemanden schreiben. 😉 Bekommen wir eigentlich da einmal eine Zusammenfassung oder Fortsetzung von einem Herrn mit seinem Schwert ;P

    1. Macht euch keine Hoffnung auf eine Fortsetzung. Die Geschichte war so völlig out of character, dass ich jetzt, da ich ja inzwischen viel an den Göttersteinen weitergeschrieben habe, so nicht mehr mit meinen Figuren umspringen könnte. Das käme mir selbst auch zu seltsam vor.
      Aber zumindest die Göttersteine wird es irgendwann einmal zu lesen geben – wobei die weder lustig noch schräg sind.

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