Auf Seite 385 von 786 habe ich nun aufgegeben. Ich muss allerdings vorweg gleich sagen, dass ich nie großes Interesse an diesem Roman hatte und allgemein mit dem ganzen „Mantel&Degen“-Genre nicht viel anfangen kann. Aber nachdem mir Der Graf von Monte Christo so gut gefallen hat, wollte ich auch dem Erstling von Dumas eine Chance geben.
Nun ja, leider ist „Die drei Musktiere“ aus meiner Sicht deutlich schwächer als „Der Graf von Monte Christo“ und meine Vorurteile dem Genre gegenüber haben sich bestätigt. Achtung, die folgenden Erläuterungen, was mir an dem Roman nicht gefallen hat, sind voller Spoiler!
Mein Hauptproblem waren ohne Zweifel die Figuren und d’Artagnan macht da gleich einen guten Anfang. Eingeführt wird er als aufbrausender und unglaublich eitler junger Mann, der ganz und gar von sich überzeugt ist und sich ständig von allem und allen in seinem Stolz angegriffen fühlt. Ich hatte das Gefühl, ihn nicht wirklich für voll nehmen zu können – und war umso überraschter, als er sich in kurzer Zeit zum Wortführer der drei (älteren und erfahreneren) Musketiere mausert, bei allen hoch im Ansehen steht, überall respektiert und ob seiner Klugheit gerühmt wird. Tatsächlich macht er eine sprunghafte und allzu extreme Entwicklung durch – und so ist der Junge vom Anfang kaum noch wiederzuerkennen. Ich kann aber nicht behaupten, dass mir der „neue“ d’Artagnan sympathischer gewesen wäre.
Denn nach einigen Wochen in Paris wendet sich sein Wirt Bonacieux mit Bitte um Hilfe an ihn, aber als er festgenommen wird, muss d’Artagnan es geschehen lassen, um nicht selbst verdächtigt zu werden und will ihn später aus dem Gefängnis holen. So weit noch nicht verwerflich, aber dann vergisst d’Artagnan völlig auf den armen Bonacieux in der Bastille und bandelt stattdessen mit seiner Ehefrau an ohne einen Funken von schlechtem Gewissen!
Was aber war mit Monsieur Bonacieux, den d’Artagnan in die Fänge der Häscher getrieben, den er lauthals verleugnet und dem er ganz leise Rettung versprochen hatte? Wir müssen unseren Lesern gestehen, dass d’Artagnan in keiner Weise daran dachte oder dass er, wenn er auch daran dachte, sich höchstens sagte, der Mann sei ganz gut da, wo er sich befinde, wo immer dies auch sein mochte.
(weil das unserem reizenden Helden nämlich erstmal den Weg zu der schönen Madame Bonacieux freiräumt …)
Wie schön, dass der Wirt sich als ziemlich dämlicher Opportunist entuppt – dann ist es ja in Ordnung, ihn zu hintergehen. Tja, ganz ehrlich: Unter diesen Umständen kann man es dem Wirt doch gar nicht verübeln, dass er sich von Richelieu einwickeln lässt.
Was aber war mit Monsieur Bonacieux, den d’Artagnan in die Fänge der Häscher getrieben, den er lauthals verleugnet und dem er ganz leise Rettung versprochen hatte? Wir müssen unseren Lesern gestehen, dass d’Artagnan in keiner Weise daran dachte oder dass er, wenn er auch daran dachte, sich höchstens sagte, der Mann sei ganz gut da, wo er sich befinde, wo immer dies auch sein mochte.
(weil das unserem reizenden Helden nämlich erstmal den Weg zu der schönen Madame Bonacieux freiräumt …)
Wie schön, dass der Wirt sich als ziemlich dämlicher Opportunist entuppt – dann ist es ja in Ordnung, ihn zu hintergehen. Tja, ganz ehrlich: Unter diesen Umständen kann man es dem Wirt doch gar nicht verübeln, dass er sich von Richelieu einwickeln lässt.
Auch sonst ist d’Artagnan recht schnell damit, seine Freunde in Notlagen zu vergessen. Er muss Porthos, Athos und Aramis der Reihe nach bei der Erfüllung eines wichtigen Auftrages zurücklassen – soweit ebenfalls wieder nicht verwerflich, aber nach dem Auftrag denkt er erst dann wieder an seine Freunde, als er ihre Hilfe braucht. Es ist zu dem Zeitpunkt durchaus denkbar, dass alle drei tot sind, aber dennoch verschwendet d’Artagnan zunächst keinen weiteren Gedanken an sich.
Tja, und die drei Musketiere selbst erweisen sich im Zusammenhang mit diesem Auftrag sehr schnell als totale Pfeifen. Statt sich ruhig zu verhalten und Streit aus dem Weg zu gehen, um den Auftrag nicht zu gefährden, lassen sie sich natürlich auf jede kleine Provokation ein und sind dann dank diverser Gefechte/Duelle erst einmal aus dem Weg geräumt.
Schlimmer wird es noch, als d’Artagnan sich aufmacht, um sie sozusagen wieder aufzusammeln. Denn nun verhält sich wirklich einer dümmer und rüpelhafter als der andere, am meisten sogar Athos, der anfangs seiner Umsicht und Vernunft wegen gerühmt wurde. Ja, es ist ungemein vernünftig (und freundschaftlich), vor einer wichtigen Reise um die Pferde und sogar einen wertvollen Diamantring von d’Artagnan zu spielen – ohne dessen Wissen natürlich. Porthos und Aramis waren auch nicht viel klüger, weshalb die vier erstmal wieder etwas dumm dastehen.
Das war der Punkt, an dem ich den Roman dann abgebrochen habe.
Dass die ach so edlen Musketiere die meisten, die niedrigeren Standes sind als sie (vornehmlich Wirtsleute), ohne jeglichen Respekt behandeln und der Meinung sind, dass denen eine Bezahlung ihrer Dienste kaum zusteht, hat sie mir nicht gerade sympathischer gemacht. Dafür, dass sie ständig von Ehre faseln, verhalten sie sich oftmals recht ehrlos.
Nun könnte man behaupten, dass das „damals eben so war“, aber Dumas schreibt ja doch über eine Zeit, die für ihn über 200 Jahre zurückliegt, daher erlebt man wohl kaum das 17. Jahrhundert in dem Roman, sondern lediglich das, was Dumas sich unter dem 17. Jahrhundert vorstellte. Das ist natürlich bei modernen historischen Romanen nicht anders, da wir nun mal alle nur in unserer eigenen Zeit gelebt haben, aber als Zeugnis der Gesinnung um 1625 kann man „Die drei Musketiere“ daher auch nicht lesen.
Die Handlung fand ich bis zur Hälfte durchaus interessant, wenn auch nicht besonders spannend. Es gibt zahlreiche Intrigen, verbotene Liebe und politische Machtkämpfe im Königshaus, alles eher behäbig geschildert, trotzdem aber unterhaltsam zu lesen.
Letztendlich hat die Handlung aber nicht gereicht, um mich bei der Stange zu halten. Mir ist natürlich klar, dass „Die drei Musketiere“ in erster Linie leichte Unterhaltung sein soll – und es gibt auch so einige witzige Szenen. Aber das ändert nichts daran, dass ich es nicht ertragen hätte, noch viel länger über d’Artagnan und die drei Musketiere zu lesen.
In „Der Graf von Monte Christo“ beweist Dumas übrigens, dass er durchaus faszinierende Figuren entwerfen kann, mit denen man atemlos mitfiebert. Lieber lese ich diesen Roman noch einmal und stelle „Die drei Musketiere“ also zur Hälfte ungelesen in mein Regal zurück.
Mist, jetzt kann ich nach dem ersten Absatz garnicht weiterlesen :p
Ich weiss aber noch, dass ich das Buch vor Ewigkeiten auch mal abgebrochen habe, allerdings noch in den zweistelligen Seitenzahlen. Naja, ich bin dann mal gespannt.
Den zweiten Absatz könntest du auch noch lesen, die Spoiler beginnen erst danach. *gg*
Ich glaube inzwischen, dass ich als Jugendliche nur eine gekürzte Variante des Romans in die Finger bekommen hatte, denn an die Sache mit dem Wirt z.B. erinnere ich mich gar nicht mehr. 😀 Richtig sympathisch waren mir die Figuren damals auch nicht, aber ich habe den Abenteuer- und Mantel-und-Degen-Teil dafür gemocht. Vielleicht sollte ich das heute noch einmal antesten (oder doch lieber das Buch in guter Erinnerung halten?).
Nur gut, dass du erst den Grafen von Monte Christo kennengelernt hast und nicht Dumas gleich in die "nicht lesbar"-Schublade stecken musstest. 😉
Es dürfte wohl so einige gekürzte Ausgaben geben, zumal bei meiner groß und deutlich im Impressum "Ungekürzte Ausgabe" steht. Wenn man das schon mal extra erwähnen muss … 😉
An deiner Stelle würde ich es einfach in guter Erinnerung behalten. *gg* Vielleicht gefällt einem der Roman aber auch besser, wenn man ihn mit nostalgischem Blick liest.
Ich habe ja auch noch ein paar andere Sachen zu lesen … aber neugierig wäre ich schon. 😀
Den Grafen von Monte Christo fand ich recht faszinierend. Aber die drei Musketiere – ich habe das Buch mal mit Anfang 20 gelesen und habe NULL Erinnerung daran. Vielleicht wars auch was gekürztes…
Ich habe den Roman so mit 17-18 gelesen und fand ihn toll. Aber zwischen 14-18 habe ich auch sämtliche Abenteuerschinken gelesen, die ich finden konnte. 😉