Von einem Tag auf den anderen verändert sich das Leben der fünf Kabitzki-Geschwister von Grund auf: Nach dem Unfalltod ihrer Eltern müssen sie alleine zurechtkommen, unterstützt von ihrer Tante Erna, mit der sie nicht unbedingt auf eine Wellenlänge liegen. Noch dazu sieht es finanziell nicht gut aus und sie befürchten, das Haus zu verlieren, das der große Lebenstraum ihrer Eltern war. Als der älteste Sohn Niklas erfährt, mit welchen Vorurteilen und Schikanen seine internationalen Studienkollegen bei der Wohnungssuche zu kämpfen haben, hat er eine Idee …
Dieses Buch ist mein erster Beitrag zur Challenge Zurück in die Vergangenheit und damit habe ich mich ganz schön weit zurück in die Vergangenheit begeben. „Ahornstraße 5“ habe ich zuletzt als etwa 10jähriges Kind gelesen (auch wenn ich den Roman eher als Jugendbuch einstufen würde) und fand es damals ganz toll. Ich hatte es aber nur aus der Bücherei ausgeliehen und im Laufe der Zeit den genauen Titel und den Namen der Autorin vergessen. „Irgendetwas mit Ahorn“ war alles, was ich noch wusste, und obwohl ich den Roman später gerne nochmal gelesen hätte, konnte ich ihn nicht mehr ausfindig machen.
Als ich nun mit etwas Internetrecherche endlich den vollständigen Titel herausfand und noch ein schönes, gebrauchtes Exemplar auftreiben konnte, war natürlich die Freude groß, aber gleichzeitig hatte ich auch Angst, dass mir der Roman nun – aus erwachsener Sicht – nicht mehr gefallen würde.
Die Angst war allerdings umsonst, auch wenn ich mich jetzt durchaus an einigen Punkten gestört habe, die mir als Kind wohl nicht weiter aufgefallen sind.
„Ahornstraße 5“ lebt vor allem von den vielen charmanten Figuren. Aus meiner Kindheit war mir noch immer Federle in Erinnerung, die 17jährige Tochter, die den Spitznamen ihrer zarten und etwas kränkelnden Konstitution verdankt, obwohl sie in sich sehr viel Stärke trägt. Wie sie energisch dafür sorgt, dass das Leben weiter in geordneten Bahnen verläuft und die ganze Familie zusammenhält, hat mir auch jetzt wieder gefallen.
Aber auch die anderen Geschwister und all die Nebenfiguren wissen zu überzeugen. Zwar gibt es die eine oder andere etwas klischeehafte Figur, aber von manchen wird man auch überrascht und die meisten bewegen sich durchaus in leichten Grauzonen.
Die multikulturelle Mischung von Niklas‘ Studienkollegen hat mich als Kind besonders fasziniert und sie macht auch tatsächlich einen Reiz des Buches aus. Gleichzeitig sind aber genau in diesem Zusammenhang einige Schwächen zu finden. Zunächst einmal wird bei einigen von ihnen nicht klar, weshalb sie denn ausgerechnet in Wien studieren bzw. was sie überhaupt hierher verschlagen hat. Und wann studieren die denn überhaupt einmal? Es scheint, als hätten sie den lieben langen Tag Zeit, um in der Ahornstraße 5 mitzuhelfen.
Die ganze Ausländerproblematik, die eine große Rolle in dem Buch spielt, wirkt teilweise ein wenig überzeichnet (war das in den 80er Jahren wirklich noch so schlimm?), teilweise aber auch erschreckend aktuell („Der eine muss ein Araber sein. Hoffentlich kriegt er keinen Rappel und knallt uns mal über den Haufen! Das sind ja alles Terroristen!“, S. 147).
Dass die Autorin bei den Figuren dabei selbst immer wieder in gängige Klischees abrutscht, führt die Aussage manches Mal leider ein wenig ad absurdum, aber insgesamt funktioniert das Plädoyer für Toleranz und gegenseitiges Verständnis dennoch.
Der Tonfall und die Wortwahl wirken manchmal ein wenig antiquiert, etwa, wenn auch die jüngeren Kinder immer wieder sagen „die Eltern“ anstatt einfach „Mama und Papa“. Trotzdem liest sich der Roman gut und flüssig, wenn man erst ein wenig in die Erzählstimme hineingefunden hat.
Die Autorin springt zwar durch viele Perspektiven, aber man kann trotzdem gut mit allen Geschwistern mitfühlen und hofft stets, dass sich am Ende alles in Wohlgefallen auflösen wird. Denn man muss die Kabitzki-Kinder einfach gernhaben und wünscht ihnen nichts mehr als ein glückliches Leben trotz aller Widrigkeiten.
Ein warmherziges Buch mit liebenswerten Figuren, das mir wohl auch ohne den nostalgischen Blick gefallen hätte.
Schön, dass dir das Buch auch nach all den Jahren noch so gut gefallen hat. Die Klischees und die Frage, ob es wirklich so schlimm war, scheinen einfach dazu zu gehören – auch bei aktuellen Büchern, die sich mit "kritischen" Themen beschäftigen. Vermutlich deshalb, weil selbst "aufgeschlossene" Autoren nicht gegen ihre (auch umgebungsgeprägten) Vorurteile ankommen.
(Gratuliere übrigens zur erfolgreichen Internetsuche nach dem Titel! Ich scheitere da immer ganz schrecklich, weil ich zu wenige Titelbruchstücke weiß und stattdessen mit Handlungsdetails arbeiten muss, die nichts über die gesamte Geschichte aussagen. *g*)
Bei der Suche nach dem Titel bin ich auch nicht immer so erfolgreich wie hier. Ich habe aus meiner Kindheit noch einen Roman im Kopf, bei dem ich vom Titel nichts mehr weiß und von der eigentlichen Handlung auch nichts. Ich erinnere mich nur noch an eine Szene und anhand derer konnte ich das Buch bislang noch nicht ausfindig machen …
Das ist dann der Nachteil, wenn man die Bücher aus der Bücherei hatte. 🙁
Vielleicht sollten wir alle mal diese Bruchstücke und Szenen auf unseren Blogs posten und hoffen, dass jemand sich für uns an den Titel erinnert. *g*
Bei mir hatte es zwar vor einiger Zeit nicht mit der Suche nach einer "orangen Katze" nicht geklappt, aber vielleicht hätten wir bei anderen Büchern mehr Glück. 🙂
Ich hab auch so ein Buch, was ich unbedingt nochmal lesen möchte, aber so gar nicht mehr weiß, wie der Titel lauten könnte. Hab da sogar irgendwann mal eine öffentliche Frage zu gestellt, aber auch die Antworten haben nicht geholfen. ;(
Schön übrigens, dass dein Kindheits-Reread so erfolgreich war 🙂
Hattest du die Frage auf deinem Blog gestellt? Dann würde ich nämlich mal gucken gehen, ob ich das vielleicht kenne. 😉
Bisher hab ich sie nicht auf meinem Blog gestellt, aber das werde ich vielleicht die nächsten Tage noch machen.
Leider weiß ich nur noch so wenig von dem Buch, dass es mir direkt peinlich ist. Ich bezweifle sehr, dass mir mit den wenigen Angaben jemand helfen kann …
Vielleicht fallen dir beim Schreiben ja noch ein paar Details ein oder du hast eben genau die eine Szene oder das eine Stichwort parat, das bei einem deiner Leser die Erinnerung weckt. 🙂