Lesegeplauder

[Tag] Unpopular Opinion

Dieser Tag ging schon vor einer ganzen Weile durch die Booktube-Welt und seit einer gefühlten Ewigkeit tummelt sich bei mir ein halbfertiger Beitrag dazu. Da ich den Tag aber ganz spannend finde, habe ich nun endlich einmal die Fragen fertig beantwortet:
1. A popular book or series that you didn’t like
Da gibt es einige, die mir einfallen würden, aber ein Buch, bei dem ich selbst auch erwartet hätte, dass es mir gefallen würde, ist Tintenherz. Rundherum waren damals alle davon begeistert, aber ich war davon sehr enttäuscht. Dabei war die Grundidee schön, aber mich hat das Buch überhaupt nicht gefesselt und ich hatte auch den Eindruck, dass sich irgendwann alles wiederholt hat. Den zweiten Band habe ich dann gar nicht mehr gelesen.
2. A popular book or series that every one else seems to hate but you love
Ich würde nicht unbedingt behaupten, dass ich es liebe, aber mir hat Effi Briest wirklich gut gefallen. Aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann, scheint es für alle das Schul-Hassbuch sondergleichen zu sein. 
3. A love triangle where the main character ended up with the person you did NOT want them to end up with OR an OTP that you don’t like. (OTP = „One True Pairing“)
Mal abgesehen davon, dass mich love triangles an sich nerven, wollen mir keine einfallen, wo ich mir eine andere Entscheidung gewünscht hätte. 
Daher greife ich auf eine Serie zurück, bei der ich mit meiner Ansicht, glaube ich, komplett außerhalb der populären Meinung liege. Und zwar finde ich, dass bei Gilmore Girls (Achtung, Spoilergefahr!) Lorelai besser mit Christopher als mit Luke zusammenpassen würde. Gut, beide Männer haben sich in einigen Punkten unmöglich verhalten, aber auch seltsam out of character (vermutlich musste man da Komplikationen reinbringen, um weitere Staffeln zu füllen). Trotzdem habe ich den Eindruck, dass Lorelai und Christopher einander deutlich besser verstehen.
4. A popular book genre that you hardly reach for 
Romantik. Es ist nicht so, dass ich das Genre prinzipiell nicht mag, aber ich lese es nur eher selten und bin dann auch meistens nicht der größte Fan davon. Ich habe Liebesgeschichten gern als Nebenplot verpackt, mag sie aber nicht unbedingt als Hauptplot.
5. A popular or beloved character that you do not like 
Ich hätte hier zunächst fast mit Daenerys Targaryen geantwortet, bis es voriges Jahr mal im Eis-und-Feuer-Forum (wo ich sehr sporadisch mitlese) mal ein großes Charakter-Beliebheits-Turnier gab und Dany abgeschlagen ganz weit hinten landete (noch weit hinter diversen Nebenfiguren). Da scheine ich mit meiner Meinung durchaus im Trend der Buchleser zu liegen; offensichtlich ist sie nur in der TV-Serie so beliebt.
Wer aber anscheinend bei den meisten Harry Potter-Fans gut ankommt, ist Snape. Ich finde ihn furchtbar. Ein erwachsener Mann, der es nach zig Jahren nicht schafft, über eine unerwiderte Liebe hinwegzukommen und seinen Frust mal eben an einem Kind auslässt, das dafür nichts kann. Und das auch noch als Lehrer. Das ist für mich ein dermaßen unreifes und ungerechtes Verhalten, da kann für mich die ganze Tragik am Ende nichts mehr rausreißen.

6. A hated character that you like
Analog zur vorigen Frage hätte ich hier mit Sansa Stark antworten wollen, aber die war bei besagtem Charakter-Turnier ganz weit oben, also offensichtlich kein „hated character“. 
Emma Woodhouse vielleicht? Die meisten scheinen sie ja tatsächlich sehr anstrengend und unsympathisch zu finden, aber ich mag sie selbst in ihren nervigsten Phasen. 
7. A popular author that you can’t seem to get into
Tad Williams. Ich habe den „Drachenbeinthron“ begonnen und abgebrochen, habe „Die Insel des Magiers“ ziemlich seltsam gefunden und bei „Otherland“ irgendwo im 2. Band aufgegeben.
Terry Pratchtett, Brandon Sanderson und Umberto Eco könnte ich hier aber ebenfalls nennen.
8. A popular book trope that you’re tired of seeing 
Ich habe es weiter oben schon erwähnt: love triangles
Allerdings scheinen sich diese weitgehend auf Young Adult zu beschränken (bzw. nerven sie mich nur dort so richtig). Was ich aber in praktisch allen Genres über habe: Figuren, die für tot gehalten werden, es aber nicht sind. Dabei nervt es mich besonders, wenn als Cliffhanger der vermeintliche Tod einer Figur präsentiert wird oder schon jemand weinend über dem leblosen Körper hängt. Besonders anstrengend, wenn es in Genres passiert, wo ohnehin klar ist, dass keine wichtige Figur sterben wird (z.B. gern in Liebesromanen oder auch in Disneyfilmen).
Dieses „vermeintlich tot“ hat für mich nur einmal wirklich gut funktioniert und zwar beim „Herr der Ringe“. George R.R. Martin dagegen hat das irgendwann dermaßen überstrapaziert, dass ich in Band 5 bei einer wohl schockierend gedachten Sterbeszene nur noch gedacht habe „jaja, wers glaubt …“.
9. A popular series that you have no interest in reading 
„Divergent“
10. The saying goes „The book is always better than the movie“, but what movie or T.V. show adaptation do you prefer more than the book? 
Ich fand „Stardust“ von Neil Gaiman ganz nett, aber begeistert hat mich das Buch nicht, während ich die Verfilmung liebe.
Außerdem gefällt mir die TV-Serie „Outlander“ besser als die Bücher. Ich finde Claire als Ich-Erzählerin sehr anstrengend und konnte Jamie nicht leiden, aber in der Serie mag ich interessanterweise beide ganz gern.
Und wie gehts euch? Bei welchen Büchern oder Figuren habt ihr das Gefühl, dass eure Meinung gegenläufig zu der vorherrschenden ist?

21 thoughts on “[Tag] Unpopular Opinion

  1. Mhh, Tintenherz habe ich auch nur den ersten Band gelesen und es macht mich überhaupt nicht an, weiter zu lesen. Obwohl ich das Gefühl habe, die Bücher sollen doch gut sein.
    Von Divergent las ich aus Neugier den ersten Band, fand ihn aber zu schwach um weiter zu lesen. Dank einer Freundin konnte ich die ersten Filme schauen und fand sie ganz nett. Überhaupt nicht nett find ich, dass das dritte Buch nun auch gesplittet wird für den Film. Und damit ist mir die Lust ganz auf die Geschichte vergangen. Wie bei Panem, ich liebte die Bücher, aber ich fand es doof, dass es auch hier einen Zweiteiler am Schluss gab – ich habe die Filme nicht mehr geguckt.

    Und um deine Frage zu beantworten. Red Rising (Autor grad vergessen) fand ich… nun ja, ich kann die Begeisterung über die Bücher nicht richtig verstehen. Für mich war es eine Mischung aus Panem und Ritter der 40 Inseln. Und der Held hat es nicht geschafft, mich in seinen Bann zu ziehen. Naja, vielleicht habe ich auch nur zu viel von der Geschichte erwartet.
    Liebe Grüsse

    1. Die beiden abschließenden Filme von den Hunger Games hab ich auch nicht mehr geguckt. Nicht nur, weil mich die Teilung stört, sondern auch, weil ich die ersten beiden Verfilmungen schon nicht besonders mochte (für mich passt Jennifer Lawrence auch überhaupt nicht als Katniss).

      Red Rising hab ich noch nicht gelesen, aber Die Ritter der 40 Inseln haben mich ziemlich enttäuscht. Insofern schreckt mich der Vergleich jetzt ein wenig ab. 😉

  2. Besonders bei Snape stimme ich dir uneingeschränkt zu!
    Es geht auch nicht in meinen Kopf rein, weshalb er – und ich rede wirklich nur von ihm als Charakter und nicht vom Schauspieler – so gut ankommt und in der amorösen Gunst so weit oben steht.
    Dieser Snapeism nervt mich. 😉

    1. Ha, endlich nicht mehr allein mit der Snape-Abneigung! Ich kann es auch wirklich nicht verstehen, schon gar nicht, dass das noch als so romantisch betrachtet wird. Wenn jemand über Jahre hinweg praktisch sein Leben von einer unglücklichen Liebe bestimmen lässt, finde ich das nicht romantisch, sondern eher creepy …

  3. Ich bin Tag-Fetischistin, glaube ich. Ich lese mir die immer total gerne durch!^^

    Bei den meisten Antworten kann ich gar nicht mitreden. Vom Namen her sind mir viele Titel bekannt, aber bis jetzt gelesen habe ich die meisten nicht.

    "Gilmore Girls" kann ich nicht gucken – ich kann Lorelai irgendwie nicht ernst nehmen mit ihrer Art.

    Hm, von Harry Potter habe ich ja ein paar Filme gesehen, weiß aber meine Meinung zu Snape nicht mehr… Ich glaube, ich war verwirrt: irgendwie wusste ich nicht, ob der zu den Guten oder den Bösen gehört, aber anscheinend war das ja wirklich unentschieden. 😀

    Also bitte, in Disneyfilmen darf es ruhig schnulzig werden, ich heule da sowieso schon genug. 😀 Allerdings sind die älteren nicht ganz so "rosig" wie die neueren, oder? Ich meine, Mufasa stirbt, bei Pocahontas stirbt auch jemand, und nicht zu vergessen Bambis Mutter! Ich glaube, bei Disney bin ich vorbelastet und eindeutig emotional getrimmt.

    Ich glaube, so richtig gegensätzliche Meinungen habe ich nicht… Ich gehe mit anderen Klassiker-Lesern ziemlich konform, glaube ich. Auf meinen Freundeskreis übertragen stehe ich mit meiner Klassiker-Liebe allerdings schon ziemlich konträr da. 😀

    1. Stimmt schon, es gibt einige Tode in Disney-Filmen. Ich habe eher an so Fälle gedacht mit dem vermeintlichen Tod einer Hauptfigur, wo dann oft auch noch die Tränen der anderen Hauptfigur magische Kräfte entwickeln …

      Ja, stimmt, die meisten können mit Klassikern eher nicht so viel anfangen. Ich mag sie ja am liebsten dazwischengestreut zwischen andere Genres.

  4. Ich mag Pratchett ganz gerne – das letzte Buch, das ich von ihm gelesen habe, ist vielleicht auch was für Leute, die nichts mit ihm anfangen können. "Eine Insel". Kein Scheibenwelt-Buch und mal eine ganz andere Stimmung. Vielleicht wäre das mal einen Versuch wert? 🙂

    Gruß
    Vinni

    1. Ich hab sogar mal außerhalb der Scheibenwelt eine Jugendbuch-Trilogie von ihm gelesen, die ich ganz nett gefunden habe, aber so richtig hat es leider auch da nicht gezündet. Aber vielleicht starte ich nochmal einen Versuch.

  5. Ich bin schockiert: Christopher? Ernsthaft? Luke ist doch tausendmal besser und toller und sowieso und überhaupt. 😀
    Vielleicht muss ichd ir jetzt die Blogfreundschaft kündigen. 😉

    1. Ich habs mir schon gedacht, dass das eine tatsächliche unpopular opinion ist. Überraschend, dass hier noch keine solche Diskussion in den Kommentaren entstanden ist als damals, als ich mit meiner Erwähnung von Prinzessin Fantaghiro eine Romualdo/Tarabas-Diskussion ausgelöst habe. *lol*

    2. Also wenn ich mich hier mal eben frech einklinken darf… Ich finde, Christopher ist in der Serie eine richtige Schlaftablette. Irgendwie so langweilig. Und dann verhält er sich halt auch doof, die ganze Sache mit Sherry (wird sie so geschrieben?) und Gigi (wird sie so geschrieben? Und eigentlich völlig egal, denn dieser Name gehört verboten!!!). Da hat er ja keinen Mumm und geht einfach wieder feige zu Sherry zurück, obwohl er doch eigentlich mit Lorelai zusammen sein will. Fand ich doof. Luke mochte ich von Beginn an, allerdings wurde die Story mit ihm und seiner blöden Tochter (die konnte ich nicht leiden) mir dann zu anstrengend. Hätte man vielleicht alles kürzen sollen.

      Ach ja, und sowieso und überhaupt: ROMUALDO!!!!!

    3. Ich mag Luke an sich mehr als Christopher, finde aber einfach, dass er nicht mit Lorelai zusammenpasst (und von der Sache mit seiner Tochter will ich lieber gar nicht anfangen).
      Lorelai und Christopher haben oft Dialoge, bei denen man den Eindruck hat, dass sie sehr ähnlich denken bzw. sehr ähnliche Interessen haben.
      Ich hab aber auch mal wo gelesen, dass eigentlich geplant war, dass Lorelai mit Christopher zusammenkommen sollte, Luke aber bei den Fans besser angekommen ist. Daher hat man dann wohl auch so Kapriolen mit Sherry etc. geschlagen, damit Christopher aus dem Rennen ist.

      TARABAS!!

      (Immerhin besteht keine Gefahr, dass wir uns mal irgendwelche Männer streitig machen)

  6. Kannst du die Frage, warum du Sansa magst und Daenerys nicht, beantworten, ohne mich zu spoilern? Ich stecke immer noch erst mitten in "Storm of Swords"… Bisher mag ich Daenerys' Abschnitte mit am liebsten, aber das könnte sich im weiteren Verlauf ja noch ändern. Bei Sansa habe ich jedenfalls schon mitbekommen, daß viele ihre Entwicklung mochten.

    1. Ich muss sagen, dass mir Daenerys vor allem in Band 5 den letzten Nerv geraubt hat (ich fand ihren Handlungsstrang darin auch furchtbar) und ich sie außerdem in der TV-Serie nicht mag. Insofern kann ich jetzt gar nicht mehr so genau sagen, ob ich sie ursprünglich in den ersten Teilen noch mochte.
      Aber was ich an ihr nicht mag ist, dass sie meistens der Meinung ist zu wissen, was für andere Menschen das beste ist, ohne das aber wirklich zu Ende zu denken. Daher richtet sie oft mehr Chaos an als dass sie gutes tut, lernt aber kaum daraus.
      Ich finde außerdem, dass sie so gewisse Mary-Sueige Züge hat.

      Bei Sansa mag ich tatsächlich ihre Entwicklung und vor allem, dass sie (neben Jaime) eine der wenigen Figuren ist, die sich positiv entwickelt. Abgesehen davon bekommt man mit ihr vieles von dem mit, was sich in und um King's Landing tut – und das ist für mich einer der interessantesten Schauplätze.

    2. Danke für die Erklärung 🙂 Ich bin gespannt, wie es mir in den späteren Bänden ergehen wird! Ich habe jetzt etwa die Hälfte des 3. Buches durch und freue mich, gerade wieder ein wenig voranzukommen. An 1100+ Seiten lese ich eine ganze Weile…

      Wie interessant ich die Kapitel finde, hängt auch oft damit zusammen, wie interessant ich die Schauplätze finde. Und da lese ich im Osten und im Norden ganz gerne, weil es da so viel zu entdecken gibt…

    3. Ich habe großteils auch ganz gern im Osten und Norden gelesen, bin aber überhaupt kein Fan der Drachen und fand leider auch beide Schauplätze in der Serie schlecht umgesetzt (weil 100 Logiklücken). Inzwischen schaue ich zwar die Serie nicht mehr, aber ich kann das trotzdem nur schwer ausblenden und im Kopf vermischt sich das ziemlich mit den Büchern.

  7. Also, bei Frage 1 stimme ich direkt zu 😉 Ich war auch so enttäuscht von Tintenherz, bin aber überzeugt, dass ich es 10 Jahre früher geliebt hätte.

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