Bei der aktuellen Frage der Classic Confessions von Lauter & Leise musste ich eine Weile überlegen, ob ich in irgendeiner Weise von einer Lieblingsepoche sprechen kann. Auf eine literarische Epoche an sich kann ich es wohl nicht eingrenzen, aber ich stelle eine allgemeine Tendenz zum 19. Jahrhundert fest. Jane Austen, die Bronte-Schwestern, Goethes Spätwerke, Alexandre Dumas, Elizabeth Gaskell, Adalbert Stifter … das sind AutorInnen, zu denen ich gern greife und deren Werke mir zu einem großen Teil auch gut gefallen.
Allerdings bin ich ja eine Querbeet-Leserin und das ist bei Klassikern nicht viel anders. Ich mag auch deutlich frühere Werke, wobei mein Hauptaugenmerk da auf dem Mittelalter liegt – das 16. bis 18. Jahrhundert wird von mir (womöglich zu Unrecht) oft eher verschmäht.
Womit ich mir auch ein wenig schwertue, das sind Naturalismus und teils auch Expressionismus. Hauptmann, Schlaf, Döblin, Hamsun, Dostojewski und Joyce sind etwa Autoren, mit denen ich nur wenig anfangen kann.
Dafür lese ich dann aber Thomas Mann, Arthur Schnitzler, Heinrich Böll und John Steinbeck wieder sehr gerne.
Man merkt also, dass es bei mir gewisse zeitliche Schwerpunkte gibt und dazwischen Phasen, die eher nicht mein Fall sind. Aber eine Lieblingsepoche in dem Sinn, dass ich sagen könnte „hach, Sturm und Drang, das ist einfach meins“, habe ich nicht.
Böse Zungen könnten außerdem anmerken, dass ich wohl eher auf der traditionellen Schiene als im Bereich der experimentellen Literatur unterwegs bin. Ja, das stimmt wohl irgendwie. 😉
Böse Zungen könnten außerdem anmerken, dass ich wohl eher auf der traditionellen Schiene als im Bereich der experimentellen Literatur unterwegs bin. Ja, das stimmt wohl irgendwie. 😉
Huhu,
Das klingt ja interesannt.Ich kann mit diesen ganzen Epochen eher weniger anfangen, wünsche dir aber trotzdem ganz viel Spaß mit dem 19 Jhd
Danke! 🙂
Hallo Neyasha!
Oh, wie ich mich in deiner Antwort wiederfinde! Deine Präferenz dem 19. Jahrhundert gegenüber kann ich voll und ganz nachvollziehen, und bei Naturalismus und Expressionismus tu ich mich manchmal auch echt schwer (wobei das oft Autor- und Stilgebunden ist. Stream-of-Consciousness: eyeyey! Hamsun fand ich zum Weglaufen, aber Strindberg und Ibsen hab ich dagegen sehr gern gelesen). Mit dem 16.-18. Jahrhundert und dem Mittelalter ist es bei mir allerdings genau umgekehrt, wie bei dir. 🙂 Gibt es irgendetwas, was du an mittelalterlicher Literatur besonders empfehlen könntest, für jemanden, der sich bis jetzt erfolgreich davor gedrückt hat?
LG,
Alina
Hallo Alina!
Ja, ich hab auch massive Probleme mit Stream of Consciousness. Strindberg hab ich auch gern gelesen, von Ibsen kenne ich nur "Peer Gynt" in einer recht seltsamen Inszenierung. *g*
Meine Empfehlung bei mittelalterlicher Literatur wären einerseits Isländersagas, wobei ich von diesen studienbedingt so viele gelesen habe, dass ich im Nachhinein nur noch schwer sagen kann, welche ich empfehlen würde. Spontan fallen mir die Njáls saga, die Vatnsdœla saga, die Grettis saga und die Sturlaugs saga ein, die ich gern gelesen habe.
Die mittelhochdeutsche Literatur ist vergleichsweise etwas sperriger zu lesen, weil sie ja großteils in Versen verfasst ist. Ich finde dennoch das Nibelungenlied spannend und – schon wieder gehts nach Island – die Edda.
Hey Neyasha,
Danke für deine Tipps! Vielleicht hätte ich anmerken sollen, dass es mir hauptsächlich an deutscher mittelalterlicher Literatur hapert, denn witzigerweise sind die Edda und die Njáls-Saga genau das, was ich bis jetzt an mittelalterlicher Literatur gelesen habe – und auch ganz gerne mochte. Und wenn ich jetzt so weiter überlege, musste ich ja auch Beowulf und Chaucer und dergleichen lesen, und so schlimm war's nicht… aber das Deutsche, das Deutsche… 😀 Wahrscheinlich hast du recht, ich glaube, ich gebe mich beizeiten wirklich mal an die Nibelungensaga – eigentlich ja ein Klassiker, den man gelesen haben SOLLTE. 😉
Danke dir auf jeden Fall für den Ansporn, auch auf die anderen Isländersagas werde ich jetzt mal ein Auge werfen… tack! 😉
Liebe Grüße,
Alina
Oh, da hab ich ja jetzt offene Türen eingerannt. *gg*
Okay, was würde ich sonst noch an deutscher Literatur des Mittelalters empfehlen … Walther von der Vogelweide auf jeden Fall. "Parzival" ist auch interessant, allerdings habe ich den fürs Studium gelesen und es fällt mir schwer zu sagen, ob mir der auch in der Freizeit gefallen hätte.
Ein Tipp wären auch noch Abenteuerromane wie "Apollonius von Tyrus" von Heinrich v. Neustadt oder "König Rother".
Ich bevorzuge ebenfalls das 19. Jahrhundert, vor die Zeit des Realismus. Vereinzelt habe ich auch Werke aus anderen Epochen gelesen und gemocht, aber dann doch immer eher vereinzelt.
Naturalismus, hm, Zola mag ich sehr gerne, sonst fällt mir aber gerade nichts anderes ein.
19. Jahrhundert scheint auf jeden Fall sehr beliebt zu sein unter Klassiklesern. 🙂
Huhu 🙂
Ja, Naturalismus hat mir – allein von der Idee her – in der Schule auch nie so sonderlich gut gefallen, bzw. mich teilweise auch einfach nicht so sehr gereizt. Aber auch da kann man ja nicht alle Autoren über einen Kamm scheren. Denn wie du bereits sagtest: Auf der einen Seite stehen die, die man aus der Zeit echt gern mag, und auf der anderen die, die… na ja, die man nicht so gern mag. Das ist ja vollkommen normal. Ist ja sozusagen wie als würde man in hundert Jahren die selbe Frage stellen und jemand würde antworten: "Also ich mag ja J.K. Rowling, aber von Stephenie Meyer halte ich nicht so viel. Obwohl die beide ja in einer Epoche waren und sogar das selbe Genre geschrieben haben, also bin ich mir nicht so sicher, ob ich die Epoche nun mag oder nicht." – letztendlich geht es ja beim Mögen nicht nur um Epochen und bei Epochen letztendlich nur um Tendenzen des Mögens, wenn du verstehst 🙂
Lass dir jedenfalls ganz liebe Grüße da!
Antonia
Das stimmt natürlich mit den Epochen und ja, ich verstehe, was du meinst. Im Grunde ist es das ähnlich wie mit Genres – manches Genres liegen einem mehr und manche weniger, was aber nicht bedeutet, dass man z.B. Krimi immer mag und Fantasy nie.
Wobei ich aber solche Epochen wie etwa den Naturalismus sowieso enger fasse als nur auf den Zeitraum bezogen. Es ist ja doch eine literarische Strömung mit bestimmten Merkmalen, die gar nicht erst alle Werke dieser Zeit bezeichnet. Das würd eher mit der Postmoderne vergleichen, was auch nicht alle Publikationen der letzten paar Jahrzehnte meint.
Ich habe mich in deinem Beitrag (fast) selbst wiedergefunden. 😀
Eine Lieblingsepoche habe ich auch nicht, zumindest ist es mir noch nicht aufgefallen. Allerdings denke ich auch nicht in Epochen, sondern "in" Autoren/Autorinnen. Ich kann also sagen, Goethe, Thomas Mann, Dumas etc. gefallen mir und andere eher nicht. Dank meines Literaturgeschichtsmoduls kann ich jetzt aber auch endlich halb mitreden und weiß, dass besonders moderne Literatur (Canetti z. B.), wohl einfach nicht meins ist. Auch mit expressionistischer Literatur tue ich mich schwer, obwohl ich die Eindrücke, die ich gewonnen habe, doch sehr interessant fand (Döblin habe ich zum ersten Mal gelesen).
Insgesamt bin ich aber auch noch nicht bewandert genug… Ich halte mich immer in meiner kleinen Nische auf und muss mal das Klassikergenre etwas weiter entdecken. 🙂
Mir ist das mit den Epochen auch vor allem durchs Studium bewusst geworden. Da hatte ich eine ganze Reihe von Konversatorien zur Literaturgeschichte, die jeweils einen recht begrenzten Zeitraum abgedeckt haben und bei denen wir immer etwa ein Werk pro Woche lesen mussten. Da hatte man also mitunter doch eine Epoche sehr geballt und dabei ist mir auch aufgefallen, dass ich bei einigen Konversatorien fast die gesamte Lektüre als mühsam empfunden habe und bei anderen wiederum fast durchwegs als angenehm.
Ansonsten sind es bei mir aber auch eher Vorlieben nach Autoren.
Obwohl ich natürlich vieles aus dem Mittelalter (das ist jetzt sicher nicht erstaunlich) und aus dem 19. Jahrhundert mag, finde ich gerade auch aus den hier "ausgelassenen" Jahrhunderten einiges sehr spannend. Daran trägt ursprünglich der oben auch genannte Alexandre Dumas eine Mitschuld, denn der hat mich schon früh zu Gatien de Courtilz de Sandras greifen lassen. Im Studium hatte ich dann irgendwann sogar eine regelrechte Barockroman-Phase.
Ich befürchte, ich verbinde Barock immer zu sehr mit dem Simplicissimus, den ich echt anstrengend zu lesen fand. Und die Lyrik dieser Zeit ist auch nicht unbedingt mein Fall.
Ich könnte jetzt auch nicht auf Anhieb sagen, ob ich eine bevorzugte Literaturepoche habe oder nicht. Aber bei deiner Beschreibung der Literatur des 19. Jahrhunderts finde ich auch ein Stück meiner Lieblingslektüre wieder. Mit Bronte, Austen und Gaskell kann ich mich nur mit deiner Vorliebe anfreunden. Einige Werke von Goethe und Schiller aus der Zeit des Sturm & Drang, aber auch der Klassik gefallen mir. Naturalismus und Expressionismus sind auch nicht unbedingt mein Fall. Auch wenn es gerade im Bereich des Expressionismus ein paar sehr interessante Gedichte gibt. Schuld daran ist nur meine Deutschlehzerin. Sie hat uns im letzten Jahr ein paar sehr schöne expressionistische Gedichte nähergebracht – mit Informationen zum Hintergrund dieser Epoche. Es war spannend und hat Spaß gemacht. 😉
Mit was ich eher weniger Freundschaft schließen kann, ist die Nachkriegsliteratur. Diese ist zeitweise sehr eigen. Und mit "Nachts schlafen die Ratten doch" von Borchert dürften wir unsere Lehrerschaft für die nächsten Jahre definitiv geprägt haben. Denn unser aller Ansicht war es, nach dem ersten Lesen, dass es sich bei dem Mann um eine Pädophilen handelt. *hust* Und wir assoziieren die Geschichte zum größten Teil immer noch mit der Werbung gegen Kindesmissbraudch. ^^'
Ich habe mir mit Borchert und einigen anderen Nachkriegsautoren auch schwer getan.
Wie Deutschlehrer einem die Lektüre näher bringen, ist oft wirklich das Um und Auf. Ich glaube, dass deshalb auch der Faust bei uns in der Klasse ziemlich gut angekommen ist, weil unsere Lehrerin da einen sehr guten Zugang hatte.