Dieses Jahr war ich Ende Juli/Anfang August mit meiner Nichte in Schottland und den englischen West Midlands. Wir waren zunächst für einige Tage in Inverness, wo wir eine unerwartete Hitzewelle (über 30 Grad) erlebten. Das war etwas mühsam, bescherte uns aber bei den Ausflügen in die Umgebung traumhaften Sonnenschein. Wir waren bei Culloden Battlefield, das sich nicht nur für das sehr interessante Museum, sondern auch für die schöne Landschaft lohnt und den Clava Cairns, machten eine Wanderung im Cairngorm National Park, erkundeten Inverness und machten mit WOWScotland eine wundervolle Bustour zur Isle of Skye (sonst waren wir in Schottland nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs). Diese Tour war sicher eines der Highlights unserer Reise – nicht nur wegen der beeindruckenden Landschaft, sondern auch dank unseres Guides Sandy, der uns während der langen Fahrt mit Anekdoten, schottischer Geschichte, Mythen und allgemein einem unglaublichen Wissensschatz unterhielt. Solltet ihr also mal in Schottland sein und von Inverness aus eine Bustour unternehmen wollen, kann ich euch WOWScotland sehr ans Herz legen!
Aber wir verliebten uns nicht nur in die schottische Landschaft, sondern auch in Inverness. Die Stadt ist sehr schön am Moray Firth gelegen, hat tolle alte Bauwerke, viele nette Pubs und Geschäfte (unter anderem Leakey’s Bookshop – Schottlands größtes Antiquariat) und ist klein genug, dass man zu Fuß fast überall hinkommt. Im Sommer kann man außerdem die langen Abende und hellen Nächte genießen.
Im Vergleich dazu war Edinburgh fast ein Schock. Ja, die Stadt ist beeindruckend, aber auch unglaublich voll, wuselig und überteuert. In den zwei Tagen dort erkundeten wir die Burg (meiner Meinung nach überbewertet), machten eine spannende Führung durch die Vaults, suchten einige Schauplätze auf, die als Inspiration für Harry Potter dienten, statteten dem National Museum einen Kurzbesuch ab und erkundeten das hübsche Dean Village. Alles in allem fühlte ich mich von der Stadt sehr überfordert und war deshalb nicht unglücklich, als es weiterging in die englischen West Midlands, wo wir einige Tage bei meiner Stiefcousine in Herefordshire verbrachten.
Hier statteten wir Birmingham einen kleinen Besuch ab, gingen in den Shropshire Hills wandern – landschaftlich eine der schönsten Gegenden, in denen ich jemals war – und erkundeten Hereford, wo in der Kathedrale die Hereford Mappa Mundi ausgestellt ist, die größte vollständig erhaltene mittelalterliche Weltkarte. Da ihr inzwischen mein Faible für alte Karten kennen dürftet, könnt ihr euch vorstellen, wie glücklich mich dieser Besuch gemacht hat. Danach ergab sich folgender kleiner Dialog:
Mann meiner Cousine: „Did you like the mappa mundi?“
Ich: „Yes, it was really fascinating.“
meine Nichte: „I was more fascinated by how fascinated Judith was.“
Alles in allem war es ein ganz toller Urlaub, bei dem wir viel gesehen, viel erlebt und auch sehr viel gelesen haben. Wie immer gibt es nun ein paar bildliche Impressionen, wobei ich mich um eine kleine Auswahl aus dem gesamten Urlaub bemüht habe (alleine mit den Isle of Skye-Bildern hätte ich einen ganzen Blogbeitrag füllen können …):
Schöne Eindrücke! Nach Schottland will ich auch unbedingt (nochmal), ich war mal für 2,5 Tage in Edinburgh, habe sonst aber leider nicht viel vom Land und den Gegenden mitbekommen. Rückblickend ging es mir wohl ähnlich wie dir in Edinburgh: die Burg fand ich ebenfalls etwas überbewertet, denn wirklich vom Hocker gehauen hat mich da nichts, und auch sonst fand ich die Stadt zu laut, zu grau, zu trubelig. Die war ganz anders als in meiner Vorstellung vorher, da hatte ich irgendwie etwas kleineres erwartet und irgendwie … naja, gemütlicheres vielleicht. Vermutlich war ich da verblendet, weil ich mir halt z.B. auch dachte „Mensch, wenn Frau Rowling in Edinburgh so viele tolle Ideen für die Harry Potter Geschichte gekommen sind, dann muss die Stadt doch wirklich der Hammer sein, so pittoresk und verwinkelt und gemütlich irgendwie.“ Und dann stand ich da an diesen vielbefahrenen Straßen, unser Hotel war in der Nähe von Haymarket, wo es gerade nachts einfach unglaublich laut (!) war, und auch tagsüber beim Streifen durch die Straßen hat mich da tatsächlich wenig wirklich beeindrucken können. Rückblickend ist das ein bisschen schade. Ich denke, wenn sich für mich damals die Möglichkeit ergeben hätte, den Aufenthalt in Edinburgh mit einem Trip ins Umland zu koppeln, mehr von Schottland an sich zu sehen – dann hätte mir dieser Trip insgesamt viel besser gefallen. Aber war leider nicht so, ich war für 3 Tage wegen einer Konferenz in Edinburgh und war am Ende froh, überhaupt so viel von der Stadt gesehen zu haben.
Ich kann dich sehr gut verstehen. Bei uns war es nachts auch ziemlich laut und noch dazu waren in der Stadt unzählige Baustellen. Tatsächlich hatte ich auch eine gemütlichere und nicht so düster-graue Stadt erwartet. Noch dazu habe ich vor dem Urlaub von einigen die Empfehlung bekommen, wir sollten kürzer in Inverness bleiben und dafür mehr Zeit für Edinburgh einplanen, weil Edinburgh so schön sei und Inverness uninteressant. Zum Glück sind wir bei unserem ursprünglichen Plan geblieben, weil uns Inverness so viel besser gefallen hat. Natürlich haben für uns auch viele andere Faktoren mit hineingespielt – die Ausflüge, die wir rund um Inverness gemacht haben, die Tatsache, dass wir dort für ein wundervolles Bed&Breakfast genauso viel gezahlt haben wie in Edinburgh für ein sehr billig wirkendes Hostel, das unglaublich nette Programmkino, das wir in Inverness entdeckt haben, die Vielzahl an kleinen Charity Shops dort …
Es ist ja auch sehr subjektiv, wie man eine Stadt wahrnimmt und dazu kommt noch die Erwartungshaltung. Für meine Nichte und mich hat es beide in Inverness einfach „klick“ gemacht, während wir von Edinburgh vielleicht auch einfach zu hohe Erwartungen hatten, da vorher alle so davon geschwärmt hatten. Insofern finde ich es auch irgendwie beruhigend, dass du ähnliche Erfahrungen mit Edinburgh hattest wie ich – ich hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, dass ich in die Lobeshymnen der anderen nicht einstimmen konnte.
Was für wunderschöne Fotos! Die machen definitiv Lust darauf sofort die Koffer zu packen und selber die von dir abgelichteten Gegenden zu erkunden. Dein Bericht von Inverness klingt sehr gut – ich muss gestehen, dass ich bislang auch eher am Edinburgh gedacht habe, wenn ich mir vorstellt, dass ich in Schottland Urlaub machen könnte, wobei ich das Graue der Stadt auch sehr mag, wenn ich es auf Bildern sehe, mich aber weniger für trubelige Städte begeistern kann. *g*
Ich hoffe, ihr habt ganz viele wunderschöne Erinnerungen sammeln können, die euch noch eine Weile begleiten!
Wir waren natürlich auch zur Hauptreisezeit in Edinburgh – zu einer anderen Jahreszeit ist es vielleicht nicht ganz so trubelig. Angesichts der Tatsache, dass ich selbst seit Jahren in einer größeren Stadt wohne, die ja auch nicht von wenigen Menschen besucht wird, hätte ich aber dennoch nicht damit gerechnet, dass mich Edinburgh so überfordern würde.
Ich habe hier ja eigentlich kaum welche von den „grauen“ Fotos ausgewählt bzw. fand ich die Stadt im Nachhinein beim Sichten der Fotos fast reizvoller als in Echt. *g*
Ich persönlich würde aber in Schottland nach meiner Erfahrung mehr den Norden und Inverness empfehlen.
Meine Schwäger in war vor ein paar Jahren im Frühling in Edinburgh und war eigentlich ganz angetan, auch wenn sie durchgehend Regen hatte und deshalb auch einige Ausflüge nicht so schön wie erhofft. (Eine geplante Bootsfahrt musste wegen des Wetters sogar abgesagt werden, was für sie sehr schade war.) Ich kann mir schon vorstellen, dass die Touristen in der Stadt sehr heftig werden können. *g*
Das werde ich mir merken, auch wenn ich momentan eher über Dänemark nachdenke (und das auch erst in zwei Jahren, weil ich nun mal ich bin und deshalb gründliche Planungszeit benötige 😉 ).
Hach ja … Schottland steht auch auf unserer inneren Reisewunschliste. Das hört sich (vielleicht bis auf Edinburgh) wirklich schön an. Am herrlichsten finde ich das Zitat deiner Nichte. 😀
Aber meinem Freund geht es auch immer so, dass er sich mehr über meine Freude freuen kann als über das, worüber ich mich freue. So sind alle glücklich – oder eben fasziniert. 😉
Also ich finde schon, dass sich ein Besuch in Edinburgh lohnt – ich würde die Stadt nicht ganz auslassen. Aber ich persönlich würde bei einem Schottland-Urlaub auf jeden Fall den Schwerpunkt mehr auf den Norden und die Landschaften legen. Ich hoffe, ihr kommt bald mal nach Schottland! Bei mir stand das Land auch zuvor schon lange auf der Reisewunschliste.
Ich musste auch ziemlich lachen, als meine Nichte das gesagt hat. Ich glaube, sie hat sich irgendwann doch eher gelangweilt bei der mappa mundi, aber da muss man halt durch, wenn einem die Tante schon den Urlaub zahlt. *gg*