Streifzüge

Via Sacra, 3. Etappe: Von Kaumberg nach Lilienfeld

Hier geht es zur ersten und zur zweiten Etappe.

Der dritte Tag lässt sich am besten mit Zuckerbrot und Peitsche beschreiben. Die Araburg war eines meiner Highlights der gesamten Strecke und auch das Panorama auf dem weiteren Weg nach Hainfeld war fantastisch. Diese Etappe war aber auch wahnsinnig anstrengend und ich mochte meine Unterkunft in Lilienfeld nicht besonders.

Da ich „nur“ die 23 Kilometer bis St. Veit an der Gölsen gegangen und von dort mit dem Bus nach Lilienfeld gefahren bin, seht ihr auf der Karte nur den Teil der Strecke, den ich gewandert bin.

Nachdem ich in dieser Nacht endlich mal richtig gut geschlafen hatte, fiel es mir nicht ganz leicht um halb sieben das gemütliche Bett zu verlassen. Aber da es in dieser Unterkunft die Möglichkeit gab sehr früh zu frühstücken, wollte ich das nutzen. Da ich mich dann beim Frühstück ein wenig mit meinen Gastgebern vertratscht habe, war es dennoch schon 8 Uhr, als ich aufbrach. Die zwei Pilgerinnen, die ich am Vorabend kennengelernt hatte, kamen gerade zum Frühstück, als ich losging, aber ich hoffte, dass ich sie unterwegs noch mal treffen würde.

Mein Weg führte mich zuerst durch Kaumberg und dann durch teils gemähte, teils wunderschön blühende Wiesen. Erneut war es schon um 8 Uhr sehr heiß, aber immerhin hatte ich schon mein erstes Zwischenziel, die Araburg, vor Augen:

Der Anstieg zur Burg verlief zunächst recht sanft auf Forstraßen und dann sehr steil durch den Wald. Es waren etwa 300 Höhenmeter zur Burg hinauf, aber dieser Anstieg kam mir viel schlimmer vor als alle anderen während meiner Wanderung. Als ich bei der Burg ankam, war ich bereits völlig verschwitzt.

Ich widerstand der Verlockung, gleich mal auf ein kühles Getränk im Burgstüberl einzukehren und besichtigte stattdessen die Burg, die im 12. Jahrhundert errichtet wurde und übrigens die höchstgelegene Burg Niederösterreichs ist. Während ich mich in den Räumen genauer über die Burg informierte und in der Kapelle gregorianischen Gesängen (aufgenommen in Heiligenkreuz) lauschte, erholte ich mich auch langsam wieder. Ich hatte die Burg ganz für mich alleine, was echt toll war.

Fun Fact zu den Gesängen: Die Mönche in Heiligenkreuz haben vor einigen Jahren eine CD aufgenommen, die in etlichen Ländern in den Charts landete und mehrfach Platin erhielt. In England war sie sogar in den Top-Ten der Pop-Charts – die einzigen österreichischen Musiker, denen das zuvor gelungen war, waren Falco und DJ-Ötzi.

Zum oberen Burghof und zum Turm ging es einige sehr steile Stufen hinauf, aber das Panorama, das sich mir vom Turm bot, war die Mühe wert!

Stufen zum oberen Burghof hinauf
Und noch mehr Stufen auf den Turm
Blick hinunter auf die Burg …
… und auf die umliegende Landschaft

Da ich vom Burgturm nicht nur diesen fantastischen Rundumblick hatte, sondern es auch herrlich kühl oben war, konnte ich mich kaum losreißen. Schließlich machte ich mich aber schweren Herzens doch wieder auf und erkundigte mich noch kurz beim Burgstüberl, ob inzwischen weitere Pilger vorbeigekommen wären, was aber nicht der Fall war. Als ich schon ein ganzes Stück durch den Wald gegangen war, wünschte ich mir, ich hätte dem Wirt eine Nachricht für meine Pilgerbekanntschaften, die ja nicht sehr weit hinter mir sein konnten, hinterlassen. Zurückgehen wollte ich jetzt aber auch nicht mehr.

Ich ließ den Wald bald hinter mir und folgte dem Weg nun einige Kilometer über einen Hügelrücken. Die Aussicht war wunderbar, aber natürlich brannte hier auch die Sonne erbarmungslos auf mich herab.

An diesem Tag gab es einige Kuhweiden zu durchqueren, wovor ich etwas Angst hatte, aber oft waren gar keine Kühe zu sehen und wenn doch, interessierten sie sich nicht im Geringsten für mich.

Es war nicht ganz einfach, sich hier mit dem Rucksack durchzumanövrieren.

Durch den Wald ging es dann hinunter nach Hainfeld, das ich am frühen Nachmittag erreichte. Ich weiß nicht, ob es an dem Aufstieg zur Burg lag, an der vielen Sonne oder schlichtweg daran, dass ich nun schon den dritten Tag in Folge unterwegs war, aber ich hatte für die 12 Kilometer nach Hainfeld schier ewig gebraucht. Ich machte in Hainfeld eine Kaffeepause und inzwischen zogen auch Wolken auf. Für diesen Tag war am Nachmittag Schlechtwetter angekündigt, aber ich hatte ohnehin fest eingeplant einen Teil mit dem Zug zu fahren, da die Etappe mit über 30 Kilometer zu lang für mich war.

Blick zurück auf Hainfeld

Von Hainfeld aus ging es zuerst wieder ein wenig bergauf und dann in einen Wald hinein, wo die Orientierung ein bisschen schwierig wurde. So schlimm wie am Vortag war es zum Glück nicht, aber ich war mir doch ein paarmal nicht ganz sicher, ob ich mich auf dem richtigen Weg befand

Blau-grüne Markierungen gab es noch nie – ist das wirklich der richtige Weg?
Die Bestätigung – ich bin noch auf dem richtigen Weg.

Als ich kurz vor Rohrbach den Wald verließ, hatten sich die Wolken vermehrt und es setzte ein starker Wind ein.

Da ich nicht in ein Unwetter geraten wollte und mir außerdem schon gewaltig die Füße wehtaten, wollte ich bereits ab Rohrbach den Zug zu nehmen. Beim Bahnhof stellte ich aber fest, dass derzeit kein Zug fuhr und ich den Bus, der als Schienenersatzverkehr diente, gerade verpasst hatte. Nach etwas Recherche wurde mir klar, dass die beste Option für mich der Mariazellerbus war, der von Wien nach Mariazell verkehrt. Da dieser aber erst in zwei Stunden fahren würde, beschloss ich noch 6 Kilometer bis St. Veit an der Gölsen zu gehen und dort dann in den Bus zu steigen.

Obwohl es inzwischen dank Wolken und Wind nicht mehr so heiß war und eigentlich angenehm zu gehen, hatte ich jetzt einen richtigen Durchhänger. Ich ärgerte mich über die Sache mit dem Zug, meine Füße schmerzten, ich musste aufs Klo (hatte hier aber am Radweg entlang der Gölsen keine Möglichkeit, mich in die Büsche zu schlagen) und noch dazu war der Akku von meinem Handy fast leer. Als ich da so mit der Gesamtsituation unzufrieden war, kam ich bei der Rainfelder Radlerhütte vorbei und machte eine spontane, kleine Pause. Während ich mein Handy in der Hütte lud, trank ich draußen gespritzten Most und unterhielt mich mit der Wirtin und dem einzigen anderen Gast. Die Wirtin bot mir dann sogar an, mich ein Stück mit dem Auto mitzunehmen.

Aber ich weiß nicht, ob es die Pause war oder ob Most im Mostviertel eine besondere Wirkung hat, doch auf einmal war ich wieder motiviert und munter und legte das letzte Stück bis St. Veit im Schnelltempo zurück. Die Nachrichten, die ich zu dem Zeitpunkt einer Freundin schickte, klangen – glaube ich – ein wenig angeheitert. 😉

Am Kirchenplatz von St. Veit wartete ich auf den Bus.

Als ich in St. Veit schließlich in den Bus stieg, konnte ich meinen Augen kaum trauen, denn drinnen erblickte ich das Pilgerpärchen mit den Hunden vom ersten Abend. Das gab ein ziemliches Hallo und ich wollte unbedingt wissen, wie es ihnen seit Klein-Mariazell ergangen war. Jetzt erfuhr ich auch, dass sie sich in dem schwierigen Waldabschnitt am Vortag verlaufen hatten und noch dazu heute auf der Strecke von Hainfeld nach Rohrbach nicht den richtigen Weg gefunden hatten.

Leider mussten die beiden schon in Marktl, knapp vor Lilienfeld raus, während ich noch bis Lilienfeld weiterfuhr. Und leider machte mich meine Unterkunft (Fremdenzimmer Jarzabek), die ja eine Notlösung gewesen war (eigentlich hatte ich im Stift übernachten wollen), nicht besonders glücklich. Das Waschbecken im Bad – und überhaupt das gesamte Bad – war so winzig, dass ich Schwierigkeiten hatte meine Wanderkleidung zu waschen und die Wände waren ziemlich hellhörig. Da es hier weder Möglichkeiten für Frühstück noch Abendessen gab, ging ich abends zum Gasthof Ebner einmal quer über die Straße – und das war das einzige Mal während meiner gesamten Wanderung, dass ich meine Regenjacke brauchte.

Zu diesem Tag mit Hochs und Tiefs passte es dann noch, dass mein rechtes Fußgelenk ziemlich schmerzte und die Matratze sehr unbequem war. Aber zum Glück stand am nächsten Tag die kürzeste Etappe auf dem Programm und mein Wecker würde erst um kurz vor 8 Uhr läuten.

5 thoughts on “Via Sacra, 3. Etappe: Von Kaumberg nach Lilienfeld

  1. Der Ausblick von der Burg ist ja wirklich ein Traum! Wunderschön! Und vor allem toll, dass du die Burg so für dich alleine hattest. Gerade in den Morgenstunden ist das ja ein ganz besonderer Bonus!

    Uns es freut mich, dass dich der Most so gut aufheitern konnte. 😉

    Ich freue mich jetzt schon auf den Bericht der vierten Etappe.

    1. Ja, der Ausblick war ein Traum! Es gab – landschaftlich wie menschlich – viele großartige Momente während dieser fünf Tage, aber die Aussicht vom Burgturm war definitiv eins der Highlights.
      Der Bericht der vierten Etappe wird vermutlich ein bisschen ein Gegenprogramm, da gibt es nicht sehr viele Landschaftsfotos.

  2. Das war wirklich ein Wandertag mit Höhen (sogar wortwörtlich 😉 ) und Tiefen, aber schön, dass du die Strecke trotz aller Probleme geschafft hast und hier und da so tolle Momente erleben konntest! Auf den oberen Teil der Burg hättest du mich selbst mit Drohungen nicht bekommen, ich bin keine Freundin von Treppen, die meine Höhenangst so richtig anschlagen lassen – und diese Treppen sehen genau danach aus. *g* Allerdings hätte ich dann auch den wunderschönen Ausblick verpasst, den du so genießen konntest.

    Spannend finde ich es auch, dass die anderen Pilgerer zum Teil sogar noch größere Probleme mit dem Weg hatten als du – das spricht wirklich nicht gerade für die Wegweiser und Markierungen!

    Oh, und zu deinem Fun Fact: Rate mal, wer die CD noch irgendwo im Schrank liegen hat! 😉 Ich habe nicht gerade häufig Lust darauf, aber manchmal werfe ich sie doch noch an, wenn ich allein bin und runterkommen möchte.

    1. Nein, ehrlich, du hast die CD? Das ist ja ein witziger Zufall! Die Mönche singen auch echt schön, aber ich habe das Gefühl, dass ich dafür auch das entsprechende „Ambiente“ bräuchte, kann mir also nicht so gut vorstellen, mir das zuhause anzuhören.

      Die Treppen waren brutal (noch steiler als es auf dem Foto den Anschein hat) und ich hatte tatsächlich ein wenig Angst vor dem Hinuntergehen – erst recht mit dem Rucksack. Aber ja, für den Ausblick hat es sich sehr gelohnt!

      Dass die anderen noch mehr mit dem Weg zu kämpfen hatten als ich, obwohl ich eh so zum Verlaufen neige, fand ich auch interessant. Meine beiden Mitpilgerinnen vom nächsten Tag sind auch auch gar nicht mal bis zur Araburg gekommen, da sie im Wald den falschen Weg genommen hatten. Bisher habe ich ja alle Irrwege, die mir bislang so passiert sind, auf meinen schlechten Orientierungssinn geschoben, aber vielleicht lag das ja (auch) an den Markierungen.

      1. Für mich funktioniert es auch zuhause, aber wenn ich sie rauskrame, dann wenn ich allein in der Dämmerung sitze und die Welt eh etwas kleiner und leiser um mich herum wird. 😉 Ich mag es, dass ich eine etwas seltsame und bunt gemischte Musiksammlung habe, die mir für jede Stimmung etwas bietet.

        Ich glaube nicht, dass deine Orientierung so schlecht ist! Und deine Vorbereitungen scheinen auch sehr, sehr gut zu sein … es muss also wirklich an den Markierungen liegen!

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