Streifzüge

Via Sacra, 4. Etappe: Von Lilienfeld nach Türnitz

Eigentlich wollte ich zur Abwechslung mal ein paar Rezensionen dazwischenstreuen, aber jetzt schließe ich vorher doch erst einmal diese Wanderung ab. Hier kommt ihr zu ersten, zweiten und dritten Etappe.

Am 4. Tag gab es ein bisschen ein Kontrastprogramm: Nach einer Führung durch Stift Lilienfeld bin ich sehr spät gestartet, hatte aber auch eine recht kurze und einfache Etappe. Und überraschenderweise hatte ich für den heutigen Tag Wandergesellschaft.

Nach einer wieder mal eher unruhigen Nacht wurde ich gut eine Stunde vor dem Läuten des Weckers wach und las erst noch eine Runde im Bett, da ich den Check-out erst für 8 Uhr vereinbart hatte. Als der Schlüssel abgegeben und das Zimmer bezahlt war, machte ich mich auf die Suche nach Frühstück und wurde beim Bistro des örtlichen Spar fündig.

Da ich um 10 Uhr bei einer Führung durch das Stift Lilienfeld mitgehen wollte, hatte ich nach dem Frühstück noch Zeit totzuschlagen und spazierte ein wenig durch den Stiftspark. Das Wetter machte heute einen vielversprechenden Eindruck. Nach sehr viel Regen in der Nacht blinzelte inzwischen wieder die Sonne durch die Wolken, aber es war um einiges kühler als an den Tagen zuvor.

Um kurz vor 10 war ich dann beim Treffpunkt für die Führung – und stellte fest, dass ich die einzige war. So bekam ich also eine sehr interessante Privatführung durch das Stift und konnte etwas mehr Zeit in der Bibliothek verbringen als vermutlich sonst dafür eingeplant wird.

Stiftskirche mit schwarzem Marmor aus Türnitz
Die wunderschöne Stiftsbibliothek

Da die Führung etwas länger gedauert hatte als angekündigt, war es schon nach 11 Uhr, als ich Lilienfeld hinter mir ließ.

Blick zurück auf Stift Lilienfeld

Ich war gerade erst eine Viertelstunde gegangen, als ich auf einer Bank das Mutter-Tochter-Gespann vom zweiten Abend traf. Die beiden hatten in der Nacht zuvor einige Kilometer von Lilienfeld entfernt in Traisen übernachtet und hatten daher schon ein größeres Wegstück hinter sich. Nach der Begegnung mit den anderen Pilgern am Abend zuvor im Bus konnte ich diesen erneuten glücklichen Zufall kaum fassen.

Wir gingen dann gemeinsam weiter, auch wenn ich mich nach einer Weile abseilen wollte, da die beiden ein ziemliches Tempo vorlegten. Mein rechtes Fußgelenk schmerzte noch immer und auch meine Zehen mochten mich heute nicht besonders, daher wollte ich es gemächlich angehen. Die beiden verlangsamten ebenfalls ihr Tempo, was mich zunächst ein wenig stresste. Wenn man sich tagelang an niemanden anpassen musste, ist es gar nicht mal so einfach, auf einmal nicht mehr alleine zu gehen. Wir unterhielten uns aber prächtig und fanden allmählich auch in einen gemeinsamen Rhythmus.

Der Weg führte an diesem Tag fast die ganze Zeit am Radweg an der Traisen entlang, zunächst neben der Bahnstrecke, später auf der ehemaligen Bahntrasse. Einige Male ging es auch durch alte Bahn- und nun Fußgängertunnel mit Licht, das beim Betreten einzuschalten ist. Irgendwie faszinierten die Tunnel und Lichtschalter uns alle drei so sehr, dass wir fotografierten und filmten, was das Zeug hielt.

Ansonsten war ich an diesem Tag sehr sparsam mit dem Fotografieren. Die Landschaft war sehr schön grün und lieblich, aber nicht so spektakulär wie bei den Etappen zuvor und auch nicht so abwechslungsreich.

Außerdem waren wir sehr viel mit Tratschen beschäftigt und so zückte ich nur selten die Kamera. Das war übrigens auch eine Erkenntnis, die ich an diesem Tag hatte: Wenn man alleine unterwegs ist, konzentriert man sich sehr viel mehr auf den Weg und die Landschaft. Vielleicht war auch das ein Grund, weshalb ich trotz mancher Schwierigkeiten immer den Weg gefunden hatte, während sowohl das Pilgerpärchen mit den Hunden als auch meine heutigen Mitpilgerinnen sich an den ersten Tagen ein paar Mal verlaufen hatten.

Es war trotzdem sehr schön zur Abwechslung einmal Gesellschaft zu haben und sich mit anderen über die Strecke austauschen zu können.

Fotos von sich selbst – auch das hat man nicht, wenn man alleine wandert.

Da die Strecke heute nicht so lange war und es keine nennenswerten Steigungen gab, erreichten wir trotz spätem Start um halb vier Türnitz. Wir machten am Ortsanfang eine Kaffeepause, ehe wir dann weiter durch den Ort gingen und kurz die Kirche besichtigten.

 

Da wir in der selben Unterkunft gebucht hatten, gingen wir gemeinsam weiter zum Haus Karner, das ein wenig außerhalb von Türnitz mitten im Grünen lag. Die Unterkunft war sehr schön und gemütlich und der Gastgeber wahnsinnig nett. Wir bekamen direkt im Haus Karner auch Abendessen (das man allerdings vorreservieren muss!) und ließen danach den Abend noch gemütlich zu dritt am Balkon ausklingen.

7 thoughts on “Via Sacra, 4. Etappe: Von Lilienfeld nach Türnitz

  1. Wow! Die Stiftsbibliothek ist ja wunderschön! <3
    Wie toll, dass du das Gespann wieder und ihr dann doch noch ein gemeinsames Tempo gefunden habt. Das freut mich!

    Gänzlich unpassend dazu fällt mir ein: Hast du dir noch "Just One" gekauft für das Treffen mit deinen Freundinnen neulich?

    1. Ja, die Stiftsbibliothek war wirklich sehenswert und auch der Grund, warum ich unbedingt die Führung machen wollte. Das restliche Stift kann man nämlich auch individuell mit Audioguide besichtigen, aber die Bibliothek ist nur im Rahmen einer Führung zugänglich.

      Ich habe „Just One“ gekauft und dir dazu sogar noch einen Kommentar geschrieben. 😉 Ist super angekommen und wir haben es einige Male gespielt!

  2. Das mit den Lichtschaltern im Tunnel ist ja kurios! Da hätte ich auch Zeit verbummelt und erstmal ein Foto gemacht 😀 Was passiert, wenn man innerhalb von 5 Minuten nicht aus dem Tunnel raus ist? Geht´s dann im Dunkeln weiter? Oder schafft man den Tunnel gut in 5 Minuten? 😉
    Weiterhin viel Spaß!

    1. Die Tunnel sind nicht so lang, das schafft man locker in 5 Minuten. Allerdings hat bei einem Tunnel schon das Licht gebrannt und erst, als wir mittendrin waren, habe ich mir gedacht, dass es vermutlich ratsam gewesen wäre, dennoch den Schalter zu drücken – vielleicht wären sonst auf einmal die 5 Minuten rum gewesen, während wir gerade durch gingen (war aber zum Glück nicht der Fall ;-)).

  3. Die Tunnel sind wirklich cool! Und auch wenn du so nicht so viel vom Weg und der Landschaft mitbekommen hast, klingt es, als ob du das gemeinsame Wandern genossen hättest. Was das Tempo angeht, so musste ich bei deinem Absatz dazu an drei Blogs denken, die ich vor einigen Jahren gelesen habe. Da haben drei jungen Frauen, die gemeinsam nach dem Abitur den Jakobsweg gegangen sind, von ihren (überraschend unterschiedlichen) Eindrücken und Erlebnissen berichtet. Da fand ich es interessant, dass die drei sich morgens getrennt hatten, um sich im Laufe des Tages an vorher verabredeten Treffpunkten wiederzutreffen.

    1. Das habe ich auch schon gehört, dass sich auf dem Jakobsweg und auch anderen Fernwanderwegen Leute, die gemeinsam wandern, tagsüber trennen und sich nur zwischendurch bzw. am Abend wieder treffen. Kann ich mir eigentlich ganz gut vorstellen, da ich persönlich es sehr angenehm gefunden habe, wenn ich einfach mein eigenes Tempo gehen konnte, mich aber dennoch am Abend über Gespräche und Erfahrungsaustausch gefreut habe bzw. hätte (immer hat sich das ja nicht ergeben).

      1. Ich finde auch, dass das eine gute Lösung ist, wenn man unterschiedliche Rhythmen beim Wandern hat, aber eben am Ende des Tages sich austauschen möchte. Außerdem gibt es so eben auch die Sicherheit, dass man jemanden hat, der einen spätestens zum Tagesende vermisst, wenn doch mal was passieren sollte. 😉

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