erschienen bei Suhrkamp
Die norwegische Journalistin Erika Fatland begibt sich auf eine Reise durch die ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens: Turkmenistan, Kasachstan, Tadschikistan, Kirgisistan und Usbekistan. Sie erzählt von den Erlebnissen und Begegnungen auf ihrer Reise, aber auch von der Geschichte, der Politik und den Menschen dieser Länder.
Ich bin bei Konstanze auf Erika Fatland aufmerksam geworden und glücklicherweise gab es in der Bücherei sowohl „Sowjetistan“ als auch ihr nachfolgendes Buch „Die Grenze“ als e-Book. Von Zentralasien hatte ich bisher nur wenig Ahnung, wie ich gestehen muss – umso faszinierender fand ich dieses Buch. Es ist eine Mischung aus persönlichem Reisebericht (samt zahlreichen Anekdoten und Begegnungen) und einem geschichtlichen, kulturellen und politischen Abriss dieser Länder. Ein solches Ineinandergreifen von eigenen Erlebnissen und Fakten hat mir schon bei „Dem Nordpol entgegen“ von Gavin Francis sowie „Frauenwunderland. Die Erfolgsgeschichte von Ruanda“ von Barbara Achermann sehr gut gefallen und so ist es wenig überraschend, dass ich auch „Sowjetistan“ nur so verschlungen habe.
Das Buch ist sehr unterhaltsam zu lesen dafür, dass die Themen meist ernst, teilweise auch beklemmend sind. Die beschriebenen Länder sind großteils Diktaturen und auf den hinteren Plätzen der Rangliste für Pressefreiheit zu finden, es herrscht oft Armut und Unterdrückung und Brautentführungen sind noch immer eine gängige Praxis der „Partnerfindung“. Erika Fatland ist dementsprechend darum bemüht nicht als Journalistin identifiziert zu werden und erlebt einige beängstigende Situationen.
Sie beschreibt auch, wie es zu der aktuellen politischen Lage kam – angefangen von der jahrhundertelangen Geschichte der Länder über die Zeit der UdSSR bis hin zu den Entwicklungen seit der Auflösung der Sowjetunion. Wie schon der Titel des Buches vermuten lässt, liegt der Schwerpunkt dabei auf der Zeit der sowjetischen Herrschaft und welche Spuren diese in den Ländern hinterlassen hat: willkürlich gezogene Landesgrenzen; umgesiedelte Völker; karge Böden, die lange als Heimat von Nomaden dienten und nun vom Versuch extensive Landwirtschaft zu betreiben, völlig ausgelaugt sind; die Austrocknung des Aralsees aufgrund von künstlichen Bewässerungsanlagen für den Baumwollanbau.
Es liegt wohl auch am humorvollen Schreibstil, dass das Buch dennoch sehr leichte Lektüre ist – was ich keineswegs abwertend meine. Ich habe mich beim Lesen an keiner Stelle gelangweilt, fand all die Fakten ebenso faszinierend wie die Reisebeschreibungen und habe sehr viel über die zentralasiatischen Länder gelernt, von denen ich vorher noch so gut wie nichts wusste. Ich kann das Buch daher wärmstens weiterempfehlen!
Ich bin auch sehr froh, dass ich über Helma auf die Bücher aufmerksam wurde. Erika Fatland schreibt einfach sehr, sehr gut lesbar und ich mag diese Mischung aus Geschichtsinfos und aktuellen (persönlichen) Eindrücken. Außerdem hatte ich auch relativ wenig Wissen bzw. sehr verteiltes Einzelwissen über die von ihr bereisten Regionen und mit ihren Büchern bekommt man auch noch einen guten Überblick über die verschiedenen Einflüsse, die eben auch grenzübergreifend stattfinden.
Ach, stimmt, bei Helma waren mir die Bücher vorher ja auch schon mal aufgefallen. Ich mag es auch, wie Erika Fatland schreibt und es ist eine gute Mischung. „Die Grenze“ hat mir dann allerdings nicht ganz so gut gefallen wie „Sowjetistan“.
Das ist spannend, mir ging es ja genau andersrum. *g*
Ich glaube, nun muss das Buch auch mal auf meine Wunschliste. Ich fand es schon interessant, als Konstanze die Autorin vorgestellt hat, und jetzt bei dir wieder. Der leichte Schreibstil, der Fakten und Unterhaltung kombiniert, reizt mich dabei besonders.
Liebe Grüße
Ich mochte das Buch wirklich sehr – und ich habe es sogar beim Wandern nach Mariazell weiterempfohlen (ich habe es unterwegs gelesen). *g*