erschienen bei Der Audio Verlag
ungekürzt; gelesen von Felix von Manteuffel
Es ist Winter in der Lausitz zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Der Waisenjunge Krabat hört im Traum eine Stimme, die ihn in die Mühle am Koselbruch ruft. Als er dieser Aufforderung nachkommt, merkt er bald, dass es in der Mühle nicht mit rechten Dingen zugeht. Denn hier wird nicht nur die Müllerskunst gelehrt, sondern auch Schwarze Magie.
„Krabat“ basiert auf einer sorbischen Volkssage und erzählt eine klassische Geschichte rund um einen Teufelspakt. Zum ersten Mal bin ich mit dem Roman in der ersten Klasse Gymnasium in Berührung gekommen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich mich damals unglaublich gegruselt habe und auch ein wenig überfordert, aber trotzdem fasziniert von der Geschichte war. Als Jugendliche habe ich den Roman noch ein paarmal gelesen und verstand ihn dann auch besser als damals mit zehn Jahren.
Jetzt, da ich ihn zum ersten Mal als Erwachsene wieder gelesen habe, kommt er mir fast noch dunkler vor als ich ihn in Erinnerung hatte. Abgesehen von der wunderbar düster-bedrohlichen Stimmung gibt es die eine oder andere ganz schön heftige Szene, die ich offensichtlich als Kind gar nicht in vollem Ausmaß verstanden habe (zum Glück).
Der Roman ist in drei Teile untergliedert – je einen für die drei Lehrjahre von Krabat. Vor allem im ersten Jahr begreift Krabat noch gar nicht, was es mit der Mühle auf sich hat. Zwar herrscht das stetige Gefühl einer unterschwelligen Bedrohung und es werden einige Fragen aufgeworfen (etwa, was mit Krabats Vorgänger geschah oder was es mit dem mysteriösen nächtlichen Besucher auf sich hat), aber die Zusammenhänge rund um den Meister und die Schwarze Kunst werden Krabat erst nach und nach klar. Und so wird ihm allmählich auch bewusst, dass er aus der Mühle fliehen muss, wenn er nicht – wie bereits einige Müllersburschen vor ihm – zu Silvester sterben möchte. Aber wie einem Meister entfliehen, der die Gestalt wechseln, Gedanken lesen und selbst noch Träume beeinflussen kann?
Aber nicht alles in der Mühle ist dunkel und bedrohlich. Es wird auf eine sehr warmherzige Weise auch der Alltag der Jungen geschildert und ihre Kameradschaft untereinander. Vor allem Tonda und Juro sind ganz wundervolle Figuren, die ich als Leserin schnell ins Herz geschlossen habe. Die Ausübung der Schwarzen Kunst führt zudem auch zu einigen witzigen Momenten.
„Krabat“ ist noch immer eines der besten Bücher, das ich kenne und so kann ich es allen nur ans Herz legen. Egal, ob ihr es zuletzt als Kind oder überhaupt noch nie gelesen habt, es lohnt sich wirklich, diesen Romen (erneut) zu lesen. Er ist nicht nur unglaublich fesselnd, sondern behandelt auch große Themen wie Freundschaft, Liebe, Mut, Willensstärke, Machtstreben und den Kampf Gut gegen Böse. Zugleich ist es eine Coming-of-Age-Geschichte, in der sich Krabat vom ängstlichen Jungen zu einem ernstzunehmenden Gegenspieler des Meisters entwickelt.
Der ruhige, teilweise fast schmucklose Schreibstil passt wunderbar zum bedrohlichen Grundton des Buches und liest sich manchmal tatsächlich wie eine alte Sage. Ich habe das Buch nun zum ersten Mal als Hörbuch gehört und kann auch diese Hörbuchfassung nur wärmstens weiterempfehlen. Felix von Manteuffel liest die Geschichte perfekt und die sehr dezent eingestreuten Musikstücke unterstreichen die düster-märchenhafte Atmosphäre.
Ein großartiges Buch für Jugendliche wie Erwachsene und ein zeitloser Klassiker!
Ich nehme mir dieses Buch seit so vielen Jahren als Reread vor und greife dann doch immer eher zu anderen Titeln, weil ich es als so düster und unheimlich in Erinnerung habe. Vielleicht sollte ich mir auch mal das Hörbuch gönnen, um dieses Vorhaben umzusetzen und trotzdem einen anderen Zugang zu der Geschichte zu gönnen. Ich halte das mal im Hinterkopf – danke!
Ich weiß, dass ich es als Kind echt unheimlich fand, aber wie ich eh in der Rezension geschrieben habe, hatte ich tatsächlich nicht mehr im Kopf, wie grausam die eine oder andere Szene ist. Trotzdem mag ich gerade die düstere Stimmung an dem Buch sehr gern und das Hörbuch ist in der Hinsicht wirklich sehr atmosphärisch.
Lustigerweise hatte ich das Buch beim ersten Lesen gar nicht als so schlimm empfunden – vielleicht habe ich da einfach sehr vieles nicht verstanden oder ausgeblendet oder es lag daran, dass mein Grundschullehrer ausgewählte Szenen vorher schon vorgelesen hatte. Aber als ich „Krabat“ als Jugendliche dann noch einmal las, fand ich das schon überraschend heftig, auf der anderen Seite bin ich eigentlich gerade in der richtigen Stimmung für unheimlichere Geschichten. *g*