erschienen bei Krug & Schadenberg
Als der 17-jährige Jacob von Mitschülern verprügelt wird und befürchtet, dass diese ihn mithilfe eines Videos als schwul outen könnten, haut er ab ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Seine Mutter Karin ruft daraufhin ihre Freunde Annette und Holger zu Hilfe, mit denen sie seit ihrer Kindheit eine enge, aber wechselhafte Freundschaft verbindet.
Ich bin auf diesen Roman schon vor ein paar Jahren bei JED aufmerksam geworden, aber seither fristete er ein trauriges Dasein auf meiner Wunschliste. Bei meinem Jahreswechsel-Lesemarathon habe ich endlich dazu gegriffen und das Buch nahezu in einem Rutsch durchgelesen.
Der Roman wechselt zwischen mehreren Zeitebenen: So geht es nicht nur um das Verschwinden von Jacob in der Gegenwart und wie die anderen Figuren damit umgehen, sondern auch um die Kindheit und Jugendzeit von Karin, Annette und Holger. Sie kämpften bzw. kämpfen noch immer damit, was es bedeutet in einem kleinen Dorf aufzuwachsen, in dem alle auffallen, die in irgendeiner Weise anders sind. Karin, Annette und Holger waren zwar früher untrennbar, aber sie reagieren doch ganz unterschiedlich auf die Enge des Dorflebens: Während Annette in der Stadt ihr Glück sucht und Holger nach einer jahrelangen Flucht ins Ausland wieder zurückgekehrt ist, ist Karin vor allem damit beschäftigt sich anzupassen, ein perfektes (Schein-)Leben zu führen und nichts zu tun, was ihre Eltern missbilligen könnten.
Es hat mir sehr gut gefallen, dass alle Figuren in dem Buch sehr viel Raum bekommen und man sie somit sehr gut kennenlernen und ihre verschiedenen Ängste und Probleme nachvollziehen kann. Aufgrund der Themen rund um Anderssein, Zugehörigkeit, Vorurteile und Engstirnigkeit ist das Buch keine leichte Kost, geht zugleich aber mit diesen Themen so behutsam um, dass ich es dennoch als hoffnungsvoll empfunden habe. Dementsprechend bietet das Ende auch – trotz allem, was vorher geschehen ist – für alle Figuren einen eher optimistischen Ausblick. Dinge kommen in Bewegung, alte Denkstrukturen werden aufgebrochen und es gibt teilweise auch Unterstützung von unerwarteter Seite.
Fazit: Ein sehr fesselndes Buch, das zu Herzen geht – nicht zuletzt dank der sehr lebensechten und vielschichtigen Figuren. Kann ich wärmstens weiterempfehlen!
Oh, das freut mich ja, dass Du jetzt dazu gekommen bist, es zu lesen und es Dir gefallen hat!
Ich liebe Claudia Breitsprecher! Sie ist großartig.
Ich bin froh, dass ich es nun endlich gelesen habe – ein wirklich tolles Buch. Die anderen Veröffentlichungen von ihr haben noch nicht so ganz mein Interesse geweckt. Kannst du etwas konkret empfehlen?
Das ist sicher stimmungsabhängig, aber ich mochte AUSZEIT auch sehr:
https://schmoekerstube.blogspot.com/2013/07/rezension-auszeit.html?m=1
Witzig, vom Cover und Titel her spricht mich das Buch gerade so gar nicht an, aber deine Rezension dazu hört sich so an, als wäre es absolut ein Buch für mich. 🙂
Das Cover ist auch ziemlich nichtssagend, finde ich. Ich glaube aber, dass dir das Buch gefallen würde.
Mir geht es wie Tine, nach dem Cover und dem Klappentext hätte ich nicht zu dem Buch gegriffen, deine Rezension hingegen hat mich – gerade da du betonst, dass du das Ende schon als hoffnungsvoll empfunden hast – neugierig gemacht.