Lenz Koppelstätter – Die Stille der Lärchen
Im zweiten Fall der Südtiroler Krimireihe rund um Grauner und Saltapepe verschlägt es die Ermittler in ein Dorf im Ullental. Hier wurde die Leiche eines Mädchens an einen Baum gelehnt gefunden und es gibt auch schon einen Geständigen. Aber Grauner bezweifelt, dass der Architekt Haller tatsächlich der Mörder ist.
Ich mochte bereits den ersten Band „Der Tote am Gletscher“ sehr, aber dieser hier hat mir sogar noch besser gefallen. Der Krimifall ist solide, nicht so raffiniert wie etwa ein Poirot-Krimi, aber dennoch gut konstruiert, mit ein paar interessanten Wendungen und einer spannenden Verknüpfung zu einem lange zurückliegenden Mordfall. Grauner, ein echtes Urgestein und neben seinem Brotjob leidenschaftlicher Viehbauer, und der Neapolitaner Saltapepe, der unfreiwillig nach Südtirol versetzt wurde, raufen sich allmählich zusammen. Koppelstätter spielt zwar noch immer mit Klischees, aber vor allem Saltapepe darf diese nun immer öfter brechen. Sehr unterhaltsamer Krimi – ich freue mich auf die weiteren Bände!
Lenz Koppelstätter – Nachts am Brenner
Im dritten Fall von Grauner und Saltapepe geht es auf den Brennerpass, wo ein alter Mann ermordet aufgefunden wird. Die Ermittlungen führen weit zurück in die Vergangenheit – und in eine Tragödie in Grauners eigener Familie.
Nachdem mir die ersten beiden Bände dieser Südtiroler Krimireihe so gut gefallen haben, hat mich dieser nun nicht ganz so begeistert. Das Setting rund um den Brenner fand ich zwar sehr schön dargestellt und eine gute Abwechslung zur vermeintlichen Dorfidylle des Vorgängerbandes, aber von der schönen Dynamik des Ermittlerduos ist hier wenig zu spüren. Im ersten und vor allem zweiten Band war nicht nur bei Saltapepe, sondern auch bei der Beziehung zwischen ihm und Grauner viel Entwicklung zu spüren, die dieses Mal großteils auf der Strecke bleibt.
Ich bin mir auch nicht ganz sicher, was ich von dem Kriminalfall halten soll. Irgendwie wurden zu viele Themen auf einmal hineingepresst (auch wenn diese jeweils für sich sehr interessant waren) und die Verwicklungen mit Grauners Familientragödie kamen mir teilweise nicht ganz stimmig vor. Zum Ende hin wurde vieles auch recht schnell abgehandelt. Ich hatte das Gefühl, als müsste da noch mehr kommen und hoffe daher, dass einige Aspekte in den Folgebänden noch einmal aufgegriffen werden – denn trotz aller Kritikpunkte möchte ich die Serie auf alle Fälle weiterlesen.
Éric Plamondon – Taqawan
1981, in der Nähe von Québec: Die fünfzehnjährige Océane, ein indigenes Mädchen, wird Zeugin einer brutalen Razzia, bei der die Polizei die Fischfangnetze der Mi’gmaq beschlagnahmt. Nach diesem Vorfall, der auch Todesopfer fordert, quittiert der Ranger Leclerc seinen Dienst. Kurz darauf findet er Océane, die mehrfach vergewaltigt wurde. Gemeinsam mit dem Mi’gmaq William versucht er die Tat aufzuklären und stellt bald fest, dass er sich damit in höchste Gefahr bringt.
Anhand der Zusammenfassung könnte man meinen, dass man es bei „Taqawan“ mit einem Krimi zu tun hat. Allerdings wird diese Haupthandlung mit kurzen Kapiteln verflochten, in denen es um die Geschichte der Kolonisierung, die Sagen der Mi’gmaq, die Diskrimierung der First Nations und um Lachse geht. Leider hat für mich nichts davon so richtig funktioniert. Die Themen, die in dem Roman verpackt sind, sind für sich alle interessant, aber hier wird zu viel auf zu wenige Seiten gepresst. Auch die ziemlich düstere, brutale Krimihandlung fand ich viel hastig erzählt und zu sprunghaft, mitunter auch schon übertrieben actionhaft; von den Protagonisten konnte ich mir kaum ein richtiges Bild machen.
Ein Roman, der sich genremäßig zwischen die Stühle setzt, vielleicht aber mehr Raum für alle angerissenen Themen gebraucht hätte.