erschienen bei SadWolf
Der junge Ritter Steyn hat nur ein Ziel: Er will Ritter des Lichts werden und gegen die Dunkelheit ankämpfen, die seine Heimat nach und nach zu verschlingen droht. Um in dem ehrenvollen Orden aufgenommen zu werden, muss er in einer gefährlichen Mission die Nachtgrenze überschreiten. Die Reise zwingt Steyn nicht nur zur Zusammenarbeit mit seinem erbitterten Rivalen Gavin, sondern führt ihn auch in seine eigenen Abgründe.
Dieser Dark Fantasy-Roman hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen, da er während des NaNoWriMo 2018 entstanden ist (bei dem auch ich teilgenommen habe) und ich damals schon einzelne Szenen sowie später auch den ganzen Roman testlesen durfte. Umso mehr habe ich mich darüber gefreut ihn nun in veröffentlichter Form lesen zu können und es war besonders spannend zu sehen, was sich seit der Rohfassung verändert hat. All das und die fesselnde Handlung haben dazu geführt, dass ich „Dornenritter“ nahezu in einem Rutsch gelesen und erst um 2 Uhr in der Nacht das Licht ausgeschaltet habe.
Soviel zu meiner persönlichen Geschichte mit diesem Roman; kommen wir zum Inhalt: Seit Steyn als Kind miterleben musste, wie sein Vater von der Dunkelheit gezeichnet wurde und letztendlich daran starb, ist er entschlossen ein Ritter des Lichts zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, trainiert er im Kampf und strebt danach, alle ritterlichen Tugenden zu erfüllen. Gavin, der Gerber, ist das genaue Gegenteil. Er scheint für die ritterlichen Tugenden nichts als Verachtung zu empfinden und Regeln sind für ihn offensichtlich dazu da, um sie zu brechen. Als Steyn und Gavin zusammen mit ein paar anderen Anwärtern auf den Platz im Ritterorden auf eine Mission geschickt werden, prallen die beiden so unterschiedlichen Männer immer wieder aufeinander. Aber die Mission erweist sich schon bald nicht nur als schwierig, sondern nahezu als aussichtslos und im verzweifelten Kampf gegen die Dunkelheit und deren Wesen müssen die beiden zusammenarbeiten. Dabei verwandelt sich die gegenseitige Verachtung allmählich in widerwilligen Respekt und schließlich auch in mehr.
Vieles klingt jetzt erst einmal nach einer recht klassischen Fantasygeschichte: Ritter, ein untergehendes Königreich, Feinde, die zu Liebenden werden. Aber die Geschichte entwickelt sich sehr viel düsterer und komplexer, als man es vielleicht erwarten würde. Die Figuren erleiden große persönliche Verluste und werden auch in ihre eigenen inneren Abgründe geführt. Das offenbart vor allem Steyn einige sehr unschöne Seiten an sich selbst und er verrät Gavin auf das schlimmste, was zunächst auch zum Bruch zwischen den beiden führt. Es ist ein schmerzhafter Prozess, bis Steyn nicht nur seine eigenen Gefühle akzeptieren kann, sondern auch erkennen muss, dass Gut und Böse nicht immer so klar verteilt sind, wie er dachte.
Die innere Entwicklung von Steyn steht im Zentrum des Romans, auch wenn sie in eine sehr actionreiche Handlung verpackt ist. Das ergibt einen interessanten Kontrast – auf der einen Seite eine brutale Welt mit archaisch anmutender Mythologie und Elementen, die ich schon fast im Bereich des Horror einordnen würde, auf der anderen Seite feinfühlige Charakterzeichnungen. Auch die Liebesgeschichte bewegt sich in diesem Spannungsfeld, da es um tiefe Gefühle geht, ich sie aber nicht direkt als romantisch bezeichnen würde. Sehr schön finde ich, wie deutlich zu spüren ist, dass Steyn und Gavin stärker sind, wenn sie zusammen sind – sowohl im Kampf als auch mental.
Fazit: Eine sehr packende Geschichte mit düsterem Setting und komplexen Figuren, dazu eine Liebesgeschichte, die sich sehr echt anfühlt. Eine große Empfehlung für alle, die gerne etwas ungewöhnlichere Fantasyromane lesen.
Abschließend ist noch zu sagen, dass das Buch auch optisch sehr schön gestaltet ist mit verzierten Initialen zu Beginn jedes Kapitels. Wer es direkt beim Verlag bestellt, kann es außerdem im Bundle mit fünf von Kaja Evert gezeichneten Charakter-Postkarten kaufen.