erscheinen beim Aureon Verlag
ungekürzt; gelesen von Philipp Engelhardt
Robert Walton ist auf einem Schiff in die Arktis unterwegs, als er auf einen kranken und gebrochenen Mann trifft, der auf der Suche nach jemandem ist. Auf dem Schiff erzählt der Fremde namens Viktor Frankenstein seine unglaubliche Geschichte: Wie er aus toten Körpern eine Kreatur erschuf, die überall Abscheu erzeugte und daraufhin an ihrem Schöpfer Rache nehmen wollte.
„Frankenstein“ ist das bekannteste Werk der englischen Schriftstellerin Mary Shelley (1797-1851). Es entstand 1816 während eines Aufenthalts am Genfer See und wurde 1818 veröffentlicht.
Die Struktur des Romans ist ein wenig verschachtelt, da es sich um eine Erzählung in der Erzählung handelt: Robert Walton schreibt seiner Schwester einen Brief und fügt in diesen die Erzählung von Viktor Frankenstein ein, der wiederum einen Bericht aus der Perspektive der Kreatur enthält.
Nach dem spannungsgeladenen Beginn in der Arktis nimmt der Roman zunächst einmal das Tempo zurück, als Frankenstein von seiner Kindheit bis hin zu seiner Studienzeit erzählt. Hier wird allerdings sein Forschungsdrang schnell zur Besessenheit und führt dazu, dass er mit Toten experimentiert, bis es ihm schließlich gelingt, ein menschliches Wesen zu erschaffen. Allerdings stößt ihn die Kreatur selbst so sehr ab, dass er entsetzt aus seinem Labor flieht. Als er später wieder zurückkehrt, ist sie verschwunden und Frankenstein versucht das Erlebnis zu vergessen. Doch nach einem Todesfall in seiner Familie wird er wieder davon eingeholt. Als er die Kreatur ein weiteres Mal im Stich lässt, hat diese nur noch Rache im Sinn.
Ich hatte „Frankenstein“ immer als Horror- oder Schauerroman im Kopf, aber obwohl er zweifellos entsprechende Züge aufweist, ist er auch erstaunlich philosophisch und gesellschaftskritisch. Die Kreatur ist nicht von Vornherein böse. Erst Viktor Frankenstein und die Gesellschaft machen sie zum Monster, indem sie sie aufgrund des abscheulichen Aussehens ausstoßen und in die Einsamkeit treiben. Trotz der Gewalttaten, die sie in der Folge begeht, hatte ich daher Mitleid mit der Kreatur, die von Anfang an nie eine Chance bekommt. Die noch verwerflichere Tat begeht Viktor Frankenstein, der sich zuerst zum Schöpfer macht und dann keinerlei Verantwortung für seine eigene Kreatur übernimmt. Robert Walton hegt zwar schnell eine tiefe Zuneigung zu Frankenstein, aber ich fand ihn mit seinem Selbstmitleid und Egoismus sehr unsympathisch. Tragischerweise sind es die Menschen in seiner Umgebung, die letztendlich für seine Tat büßen müssen.
Mit seinen nachdenklichen Tönen und moralischen Fragen hat mich „Frankenstein“ überrascht und auch begeistert. Zwar ist manches langatmig und blumig, um nicht zu sagen schwülstig erzählt, aber dennoch hat mich der Roman sehr gefesselt. Einzig die Lesung von Philipp Engelhardt hat mich nicht ganz überzeugt; ich fand sie teilweise abgehackt und wenig nuanciert.
Auch ein Werk, das schon lange auf meiner WuLi steht, vor allem nachdem ich „Der letzte Mensch“ aus der Feder der Autorin gelesen hatte. Verfilmungen kenne ich zur Genüge, nur die Schrfitform leider nicht. Ich habe zudem gemerkt, dass man hinschauen muss, was die Übersetzung anbelangt, daher vergleiche ich gerade bei Klassikern gern anhand der Leseprobe – und was kommen da nicht für unterschiedliche Texte zustande. Von daher konnte ich mich bisher auch nie bei diesem Werk entscheiden.
Danke in jedem Fall für Deine Meinung!
Ja, die Übersetzungen sind bei Klassikern ein eigenes Thema, vor allem, wenn sie dann bei umfangreicheren Werken wie z.B. „Der Graf von Monte Christo“ oft auch noch gekürzt sind.
Dieses Mal habe ich allerdings im Vorfeld nicht großartig zur Übersetzung recherchiert, da ich sehr spontan das Hörbuch ausgewählt habe.