Rezensionen

[Kurzrezensionen] Verschiedene Romane

Kein sehr aussagekräftiger Titel, aber ich habe nicht wirklich ein verbindendes Element zwischen den drei Romanen gefunden, die ich hier zusammen in diesem Beitrag kurz besprechen möchte:

Marianna Kurtto – Tristania

erschienen bei mare

Tristan da Cunha, Heimat für knapp 250 Einwohner, gilt als die abgelegenste bewohnte Insel der Welt. Im Oktober 1961 führte ein Vulkanausbruch zur vorübergehenden Evakuierung der Insel. Vor diesem Hintergrund siedelt die finnische Autorin Marianna Kurtto ihren Roman an, der mich vor allem aufgrund des ungewöhnlichen Schauplatzes interessierte. Im Zentrum der Handlung stehen die Lehrerin Martha, ihre Nachbarin Lise und deren Mann Lars, der seine Familie für ein neues Leben in England verlassen hat. Die Autorin springt zwischen den Personen und Zeiten, deutet außerdem vieles aus der Vergangenheit an, das erst nach und nach aufgeklärt wird. Das macht den Roman etwas sperrig zu lesen und lässt ihn leider stellenweise auch unnötig kompliziert wirken. Zu diesem Eindruck trägt auch die komplexe Sprache bei, die zwar schön zu lesen ist, aber oft nicht recht zu den entsprechenden Ich-Erzählern passen wollte. Daher war das für mich alles in allem trotz des spannenden Settings nur ein mittelmäßiges Leseerlebnis.

Chloe Benjamin – The Immortalists

erschienen bei Tinder Press

Im Sommer 1969 suchen die vier Geschwister Gold eine Wahrsagerin auf, die ihnen das Datum ihres Todes prophezeit. Obwohl sie dem keinen Glauben schenken wollen, prägt dieser Besuch doch ihre weiteren Lebenswege. Simon, dem ein früher Tod vorhergesagt wurde, zieht in den 80er Jahren nach San Francisco, wo er in vollen Zügen die wenige Zeit genießen möchte. Klara setzt als Zauberkünstlerin bei ihren Auftritten regelmäßig ihr Leben aufs Spiel. Daniel arbeitet als Arzt bei der Army und Varya schließlich widmet sich der Altersforschung.

„The Immortalists“ wird in vier Teilen erzählt, wovon sich jeder einem der Geschwister widmet. Da sie alle so unterschiedliche Wege einschlagen, ergibt sich ein buntes Bild an möglichen Lebensentwürfen und Themen. Ich fand den Roman daher sehr interessant und abwechslungsreich zu lesen, wobei mir die ersten beiden Teile, die das Leben der jüngeren Geschwister Simon und Klara schildern, am besten gefallen haben. Wenn die anderen beiden Teile mich ebenso in den Bann gezogen hätten, wäre das ein absolutes Lesehighlight für mich gewesen. So war es immer noch eine lohnenswerte Lektüre, aber meine Begeisterung hat leider zum Ende hin etwas nachgelassen.

Anna Paulsen – Liebe M. Du bringst mein Herz zum Überlaufen

erschienen bei Penguin

Matilda liebt ihren Job im Amt für nicht zustellbare Post, wo sie in Briefen nach Hinweisen auf ihre Adressaten sucht. Als sie durch Zufall hinter einem Schrank einen Liebesbrief findet, der dort jahrzehntelang verschollen war, möchte sie unbedingt den Verfasser und die Empfängerin ausfindig machen.

Dieser Wohlfühlroman hat zahlreiche Elemente, die ich sehr mochte: die Geschichten hinter den nicht zustellbaren Briefen, Matildas Freundschaft zu ihrem alten Nachbarn Knut und die verhinderte Liebesgeschichte vor etwa 50 Jahren. Allerdings hatte die Geschichte für mich auch deutliche Schwächen. So schloss ich zwar einerseits die introvertierte Matilda ins Herz, fand sie andererseits aber fast schon absurd altmodisch. Wäre sie 10-20 Jahre älter gewesen, hätte ich ihre völlige Ahnungslosigkeit von Technik und modernen Medien noch halbwegs realistisch gefunden, aber ich halte es für nahezu unmöglich, dass eine Frau Mitte zwanzig heutzutage nicht mit einem Smartphone umgehen kann und nicht weiß, was Facebook ist. Das führt zwar zu sehr charmant-witzigen Momenten, wenn der technikaffine Pensionist Knut sie allmählich an diese Dinge heranführt, aber ich hatte ehrlich gesagt das Gefühl, dass die Autorin hier bei Matilda zu sehr ihre eigene Generation im Kopf hatte. Außerdem wurde zum Ende hin noch eine Liebesgeschichte eingebaut, die für mich gar nicht funktioniert hat.

Trotz sehr schöner Ideen für mich daher nur ein durchschnittliches Buch.

4 thoughts on “[Kurzrezensionen] Verschiedene Romane

  1. Ich habe das dritte Buch 2018 gelesen. Mir hatte es insgesamt sehr gut gefallen, wenn der letzte Kick auch gefehlt hat, sei es auch deswegen, weil ihre eigene Liebesgeschichte so kurz kam. Dass sie allerdings nicht mit dem Handy kann, finde ich glaubhaft, vermutlich, weil es mir auch so geht. Nur dass sie mit dem www fremdelt, das irritiert mich auch.

    1. Wenn ich daran denke, dass ich selbst schon nicht mehr ohne „moderne“ Technologie und Internetrecherchen durch meine Schulzeit gekommen bin, kann ich mir einfach bei keinen Menschen, die auch nur ein paar Jahre jünger sind als ich, vorstellen, dass sie technisch so völlig unbedarft sind. Es ist halt nicht nur eine persönliche Entscheidung, wenn man schon im schulischen Umfeld so viel damit konfrontiert wird. Aber ja, was das Smartphone betrifft, ist das noch eher nachvollziehbar.

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