Streifzüge

[Streifzüge] Von Rabenstein auf den Geißbühel

Start: Bahnhof Rabenstein an der Pielach
Ziel: Bahnhof Steinschal-Tradigist
Länge: 11 km
Höhenmeter: 600 Höhenmeter bergauf und bergab

Als ich vergangenen Sonntag eine passende Wanderroute suchte, war das nicht ganz einfach: Schneemassen und Lawinengefahr in der einen Landeshälfte, klirrende Kälte und stürmische Böen in der anderen. Den „sweet spot“ fand ich schließlich in Rabenstein an der Pielach: Angesagt waren um die -2 Grad, ein Wechsel aus Sonne und Wolken und kein Wind. Ich nahm also den Railjet nach St. Pölten, stieg dort in die Mariazellerbahn und erreichte um 10:15 Rabenstein, wo ich tatsächlich von Sonnenschein begrüßt wurde – auch wenn ich dann erst einmal in den schattigen Wald musste.

Ein kleiner, teils steiler Pfad führte mich zunächst zur Ruine Rabenstein, die ich nach etwa einer halben Stunde erreichte. Von dort hatte ich einen schönen Ausblick über das Pielachtal.

Nach dem Abstecher zur Ruine ging es für einige Kilometer auf einer Forstraße mäßig bergauf. Da ich auf der Nord- und somit Schattenseite des Berges unterwegs war, war es hier ziemlich kalt und der Weg unter der dünnen Schneeschicht teilweise gefroren. Das machte das Wandern teilweise etwas rutschig und ich überlegte, ob ich meine neu erworbenen Grödeln an den Schuhen befestigen sollte. Es war aber auch ohne noch ganz gut machbar und schließlich erreichte ich ohnehin einen Pfad, der besser begehbar war.

Der Weg führte nun in einer Kehre um den Hügel herum und ich war überrascht und erfreut, als mich auf der anderen Seite eine traumhafte Winterlandschaft und Sonne erwarteten.

Bei Sonnenschien ging es nun bis zur Josef Franz Hütte, die gut besucht war.

Da der Gastraum relativ klein und von einem Kamin beheizt war, war es wohlig warm und ich gönnte mir daher hier ein Getränk, obwohl ich ausreichend Proviant und Tee mithatte. Ich saß gemeinsam mit einem netten Ehepaar an einem Tisch, mit denen ich eine Weile plauderte und die mich sogar noch auf einen weiteren Saft einladen wollten, aber ich riss mich doch schweren Herzens los und machte mich wieder auf den Weg.

Nach einem kurzen weiteren Stück bergauf erreichte ich das Gipfelkreuz des Geißbühel. Zwar war hier die Aussicht von den Bäumen etwas beeinträchtigt, aber es war ein passender Platz, um nun mein Brot zu verzehren und Tee zu trinken.

Dann schnallte ich doch die Grödeln an meine Schuhe, da es von nun an großteils bergab gehen würde und ich weitere eisige Passagen erwartete.

Kurz danach gab es noch einmal einen weiteren kleinen Gipfel (die Spitzmauer), was allerdings eine ziemliche Kraxelei war – erst recht mit den Grödeln und den Rucksack am Rücken. Letzteren hätte ich wohl besser gleich unten stehengelassen, da ich ohnehin danach wieder runterkraxeln musste. Aber die kleine Klettereinlage hatte sich zumindest gelohnt, da ich von oben einen sehr schönen Fernblick hatte.

Danach ging es auf dem Spitzmauersteig ziemlich steil bergab und ich war nun sehr froh über meine Grödeln, die sich im Schnee richtig schön festkrallten. Diese Anschaffung hat sich definitiv gelohnt! Aufgrund des Schnees war der Weg nur dank bereits vorhandener Fußspuren erkennbar. Nach knapp zwei Kilometern steil bergab wurde der Weg schließlich breiter und dann von einem Moment auf den anderen gänzlich schneefrei.

Als ich kurz darauf den Wald verließ und der Weg nun flacher wurde, kam es mir beinahe vor, als wäre ich von einer Jahreszeit in die nächste gewechselt. Mit den grünen Wiesen und Hügeln sah es hier fast schon frühlingshaft aus.

Mein Plan war ursprünglich gewesen noch bis Kirchberg an der Pielach zu gehen, aber das wären nochmal ein paar Kilometer zusätzlich gewesen und es wurde nun am Nachmittag trotz Sonne deutlich kälter. Daher ging ich mit kleinen Umwegen (um die Wartezeit auf die Bahn zu überbrücken) zum Bahnhof Steinschal-Tradigist, von wo aus mich die Mariazellerbahn wieder zurück nach St. Pölten brachte.

Fazit: Sehr schöne Tour bei perfekten Wetterverhältnissen. Wenn man sich den steilen Abstieg vom Geißbühel ersparen möchte, könnte man auch über den Jubiläumsweg zurück nach Rabenstein an der Pielach gehen.

6 thoughts on “[Streifzüge] Von Rabenstein auf den Geißbühel

  1. Wow, was für wunderschöne Ausblicke über eine wunderschöne Landschaft! Da hast du wohl wirklich den perfekten Ort für eine Wanderung unter den Bedingungen gefunden. Und ich fragte mich schon, ob du bei solchen Temperaturen dann mit Grödeln (den Begriff kannte ich noch gar nicht, ich hatte die nur als „Spikes“ im Kopf) unterwegs bist. Schön, dass die zweite Hälfte des Weges dann sogar im Sonnenschein lag, so dass du (hoffentlich) nicht mehr ganz so durchgefroren warst und die Pause vor dem Kamin klingt auch wunderbar.

    1. Grödeln sind nicht ganz dasselbe wie Spikes (Spikes haben nur kleine Metallstifte, Grödeln hingegen etwas größere Zacken), aber ich glaube, die Begriffe werden oft synonym verwendet. Bei mir war das nun tatsächlich der erste Winter, in dem ich einigermaßen regelmäßig wandern war, da ich eben inzwischen etwas besser auch fürs Wandern in der Kälte und bei Schnee gerüstet bin. Aber trotzdem war ich bisher meist nur bei schönem Wetter unterwegs – und das war bei dieser Wanderung echt perfekt.

      1. Ah, okay. Fachbegriffe sind doch in jedem Bereich immer wieder faszinierend. 😀

        Ich weiß auch nicht, ob ich Wandern in extremeren Wetterlagen so angeraten fände. Klar, bei mehrtägigen Wanderungen oder langen Strecken hast du nicht immer die Wahl, aber grundsätzlich bin ich nicht dafür freiwillig den … Wohlfühlgrad deutlich herabzusetzen. 😉

        1. An sich bin ich sehr dafür die Komfortzone zu verlassen (wenn nicht, hätte ich viele Erfahrungen gar nicht gemacht), aber trotzdem soll das ganze noch Freude machen. Auf dem Olavsweg hatten wir ja auf dem Fjell eine Etappe bei winterlichen Temperaturen, Wind und Regen und das war auch machbar, da wir nun mal von A nach B kommen mussten, aber freiwillig suche ich mir solche Bedingungen dann doch nicht zum Wandern aus. 🙂

        2. Ich hatte als Teenager einfach zu viele Unfälle bei den Hunderunden im Wald, um mich in unbekanntem (und nicht so bewohntem) Gebiet bei extremen Wetter wohlzufühlen – das macht mich vermutlich ängstlicher als nötig. 🙂

        3. Also bei extremem Wetter vermeide ich es sowieso zu wandern, egal welche Jahreszeit. Und zum Glück bin ich auch bei mehrtägigen Wanderungen noch kaum jemals in einen Sturm oder ein Unwetter geraten. Gewitter sind nämlich (neben zu querenden Kuhweiden ;-)) meine große Angst beim Wandern. Das ist zumindest ein Vorteil beim Wandern in Winter, da braucht man kaum mit Gewittern rechnen.

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