Vor einem Jahr habe ich eine kleine Challenge gemacht: Ich habe mir im April 10 Bilder in meinen beiden Coloring Books („Seasons“ von Hanna Karlzon und „Escape to Wonderland“ von Good Wives and Warriors) vorgenommen, um mir „Mythic World“ von Kerby Rosanes kaufen zu „dürfen“. Ein Jahr später ist nun der passende Zeitpunkt, um mal Revue passieren zu lassen, was ich seither weiter ausgemalt habe (und ob sich der Kauf des neuen Buches gelohnt hat).
Als ich „Mythic World“ erstmals durchblätterte, war ich gleich begeistert von den Bildern, aber auch etwas eingeschüchtert, da die Motive doch sehr großflächig und detailliert sind. Für den Beginn habe ich daher ein vergleichsweise simples Motiv gewählt, nämlich Mami Wata, einen westafrikanischen Wassergeist. Auch wenn das Papier nicht allzu gut für Medien mit Wasser geeignet ist, habe ich hier viel mit Aquarell gearbeitet und Farbstifte für die Schattierungen verwendet. Danach verschwanden meine Malutensilien für eine Weile in der Schublade und ich habe mir erst im Herbst wieder meine Bücher geschnappt, um in „Seasons“ endlich mal ein Motiv zu beenden, das ich schon vor einer Ewigkeit begonnen habe.
Danach gab es noch mal eine längere Pause, ehe ich im Winter eine neue Leidenschaft für „Mythic Worlds“ entwickelte. In kurzer Folge entstanden hintereinander der Kraken, der vedisch-brahmanische Gott Kubera und der Weiße Hirsch, um den es vielerorts Legenden gibt, der hier aber der ostasiatischen Mythologie entstammt. Bei allen drei Bildern arbeitete ich wieder mit einer Kombination aus Aquarell und Farbstiften.
Danach wagte ich mich erstmals an ein doppelseitiges Bild. Der Cherufe ist ein Fabelwesen der chilenischen Mapuche, der aus Lava besteht und Vulkanausbrüche sowie Erdbeben verursacht. Zur Besänftigung dienen Menschenopfer, deren Köpfe der Cherufe nach Beenden der Mahlzeit aus dem Vulkan schleudert. Ich habe für dieses Bild schier ewig gebraucht und konnte danach erst mal keine Rottöne mehr sehen. 😉
Nach diesem feurigen Bild gab es also ein Kontrastprogramm mit dem japanischen Wasserwesen Kappa, das in der Farbgebung auch gut zum beginnenden Frühling passte. Als Basis für die großen Flächen (Himmel, Kappa, Wasser) verwendete ich wieder Aquarellfarben.
Insgesamt finde ich „Mythic Worlds“ sehr schön und inspirierend, weil die Bilder so unterschiedlich sind und es im Anhang auch eine kurze Beschreibung aller Mythen gibt. Das Papier ist leider nicht ganz ideal – es ist ziemlich glatt und könnte etwas dicker sein, aber die meisten arbeiten wohl nur mit Farbstiften, wofür es völlig in Ordnung ist. Etwas nervig ist die Klebebindung, die ein flaches Aufklappen des Buches verhindert und somit die doppelseitigen Motive etwas schwierig macht. Hier hätte ich gern auch etwas mehr Geld hingeblättert, um dafür dieselbe Qualität wie bei den anderen beiden Büchern zu bekommen.
Die Motive selbst liebe ich, sie sind aber doch recht zeitaufwändig, daher habe ich letztes Wochenende für Zwischendurch mal wieder zu Karlzons Buch gegriffen und mir dort ein sehr frühlingshaftes Bild gesucht. Erneut habe ich im Hintergrund mit Aquarell (und ein klein wenig Acryl) und im Vordergrund mit Farbstiften gearbeitet.
Mal sehen, wie lange meine aktuelle Ausmal-Begeisterung anhält, da so etwas bei mir meist phasenweise ist. Ich habe auf jeden Fall schon mit weiteren Bildern begonnen und habe zudem neue Bücher im Auge, die mich reizen, auch wenn ich noch mehr als genug mit meinen vorhandenen drei Büchern beschäftigt sein werde.
Schön, dass sich die Anschaffung für dich gelohnt hat – und auch wenn du danach keine Rottöne mehr sehen konntest, so ist der Cherufe großartig geworden. Überhaupt bin ich immer wieder fasziniert davon, was du aus diesen Ausmalbüchern machst und mit wie vielen unterschiedlichen Farben du da arbeitest. Du hast definitiv ein Händchen für Schattierungen und das sorgt dafür, dass deine Ausmalbilder eine gewissen Tiefe bekommen. Ich wünsche dir, dass du noch lange viel Freude damit hast!
Danke!
Ich denke, das mit den Schattierungen ergibt sich bei mir fast automatisch dadurch, da ich ja eigentlich vom realistischen Zeichnen zu den Ausmalbüchern gekommen bin. Ehrlich gesagt kämpfe ich daher auch häufig gegen das Gefühl an, das Ausmalen wäre Zeitverschwendung und ich „müsste“ stattdessen wieder selbst zeichnen. Dabei möchte ich eigentlich von diesem Zwang, die Freizeit auf eine bestimmte (produktive) Weise gestalten zu müssen, wegkommen.
Immerhin ist dir bewusst, dass du deine Freizeit nicht „produktiv“ verbringen musst und gehst aktiv gegen dieses Gefühl vor. Und es kommt mir vor, als ob du das Ausmalen schon genießt, wenn du erst einmal wieder damit angefangen hast – eigentlich ist es doch der perfekte Kompromiss zwischen „an deinen künstlerischen Fähigkeiten arbeiten“ und gar nicht erst zum Zeichenstift greifen. 🙂
Ja, ich genieße es sehr. Ich liebe es einfach, verschiedene Farbkombinationen auszuprobieren und dafür sind Ausmalbücher super geeignet. Das ist ja auch ein Aspekt, den ich beim Knüpfen immer geliebt habe.
Wow. Das sind echt tolle Bilder. Finde die Challenge Idee auch sehr cool.