Im November und Dezember höre ich ganz gern weihnachtliche Hörbücher zur Untermalung beim Keksbacken und Handarbeiten/Basteln von Geschenken. Da ich dieses Jahr einige Zeit mit diesen Tätigkeiten verbracht habe, sind es auch gleich drei entsprechende Hörbücher geworden:
Alexander Oetker – Stille Nacht im Schnee
In ihrem Haus in den Schweizer Bergen erwarten Elisabeth und Pascal ihre Kinder und Enkelkinder für die Weihnachtsfeiertage. Als diese eintreffen, gibt es statt Weihnachtsfrieden Chaos: Schwiegertochter Gesine meckert an allem herum, beim jüngeren Sohn hängt der Haussegen schief, die Tochter kommt in unerwarteter Begleitung, der Hamster des verzogenen Enkels wurde womöglich vom Hund gefressen und zu allem Überfluss ist das gesamte Dorf eingeschneit.
Ich habe diesen Roman für einen Lesekreis, an dem ich teils beruflich, teils privat teilgenommen habe, gehört und empfand ihn als unterhaltsam, aber auch recht oberflächlich. Das liegt wohl vor allem daran, dass in die ziemlich kurze Geschichte (176 Seiten bzw. 3,5 Stunden) sehr viele Themen hineingepackt werden, für die jeweils nicht viel Raum bleibt. Schön fand ich, dass dabei immer wieder mal mit Erwartungen gebrochen wird, auch wenn mich die Überraschung am Ende nicht ganze überzeugen konnte. Alles in allem war es aber eine witzige und warmherzige Erzählung, die man schnell mal zwischendurch unterbringen kann.
Jenny Colgan – The Christmas Bookshop
Vor ein paar Jahren habe ich von Jenny Colgan „The Little Shop of Happy Ever After“ gelesen, das ebenso unrealistisch wie entzückend war und etwas ähnliches habe ich auch von „The Christmas Bookshop“ erwartet. Im Zentrum steht Carmen, die kurz vor Weihnachten ihren Job verliert und widerstrebend zu ihrer Schwester nach Edinburgh zieht, um dort eine kleine Buchhandlung auf Vordermann zu bringen.
Soweit klingt das alles nach vertrauten Zutaten, aber ich war überrascht, dass hier die Hauptfigur zu Beginn gar nicht mal allzu sympathisch ist und einiges Entwicklungspotenzial hat. Tatsächlich wird Carmen im Laufe des Romans nicht nur um einiges reifer und erwachsener, sondern söhnt sich auch mit ihrer Schwester und deren Familie aus. Es war außerdem schön zu lesen, wie Carmen einen frischen Wind in die verstaubte Buchhandlung bringt. Es mag vielleicht etwas unrealistisch sein, wie schnell sie dabei Erfolg hat, aber andererseits ist das für eine Buchhandlung in der bekannten Victoria Street in der Vorweihnachtszeit durchaus vorstellbar.
Es wäre schön gewesen, wenn Colgan sich auf die Buchhandlung, die Schwesterbeziehung und Carmens Charakterentwicklung konzentriert hätte, da das für den Roman auch völlig ausreichend gewesen wäre. Stattdessen musste aber eine Liebesgeschichte mit hinein, die mir den letzten Nerv geraubt hat, denn wie schwierig kann es sein, das jeweilige Gegenüber zu fragen, ob er/sie Single oder in einer Beziehung ist? Aber nein, lieber zermürben sich zwei erwachsene Personen ob dieser Frage ewig den Kopf und ziehen aus einer missverständlichen Situation nach der anderen im Stillen die (falschen) Schlüsse. Zum Ende hin bin ich gefühlt aus dem Augenverdrehen gar nicht mehr rausgekommen.
Eine schöne Geschichte, die trotz Wohlfühlstimmung auch eine ganze Reihe von interessanten Konflikten beinhaltet. Das unnötige Hin und Her bei der Liebesgeschichte hätte allerdings nicht sein müssen.
Cyril Hare – Mord auf dem Landgut
Zuletzt gab es noch einen Krimi des britischen Richters und Schriftstellers Cyril Hare von 1951: Der todkranke Lord Warbeck hat für sein vermutlich letztes Weihnachtsfest noch einmal die Menschen eingeladen, die ihm am meisten bedeuten. Tatsächlich gibt es am Weihnachtsabend einen Toten – aber es ist nicht der alte Lord.
„Mord auf dem Landgut“ ist in vielerlei Hinsicht ein klassischer Krimi: Wir haben ein eingeschneites Landgut, eine Reihe von illustren Personen, die alle verdächtig sind, Geheimnisse, die nach und nach ans Tageslicht kommen und eine gute Prise Ironie. Ungewöhnlich ist, dass es hier auch einige politische Konflikte zwischen den Beteiligten gibt, da der Sohn von Lord Warbeck einer radikalen, nationalistischen Vereinigung angehört, während der Cousin Finanzminister der Labour Party ist. Außerdem ist kein Detektiv mit dabei, aber dafür ein Historiker, der sich gerade zu Recherchezwecken in Warbeck Hall aufhält und dabei einen in die Jahrhunderte gekommenen Paragraphen in der britischen Gesetzgebung ausgräbt, der für die Auflösung des Falls bedeutend ist.
Ein Krimi mit zwar vertrauten Elementen, aber einer ungewöhnlichen Entwicklung und Auflösung. Bisher mein Highlight des Monats und vermutlich nicht das letzte Buch, das ich von Cyril Hare gelesen habe.
„The Christmas Bookshop“ habe ich mehrfach empfohlen gesehen und hatte den Titel vage für „wenn ich noch was für die Weihnachtszeit suche“ im Hinterkopf, aber deine Erwähnung der Liebesgeschichte schreckt mich so sehr ab, dass er jetzt von der Merkliste fliegt. Mit diesen „Hindernissen“ habe ich inzwischen keine Geduld mehr.
Cyril Hare klingt hingegen nach einem Autor, den ich mal ausprobieren sollte! 🙂
Ich habe für so etwas auch einfach keine Geduld – früher schon nicht und inzwischen noch weniger.