Genre: Krimi
Seiten: 384
Verlag: Wunderlich
ISBN: 978-3805250313
Meine Bewertung: 3 von 5 Sternchen
Mit einer Leiche auf einer Kuhweide, die auf ihren Fußsohlen Koordinaten eintätowiert hat, fängt alles ein: Mit den Koordinaten werden die Salzburger Kriminalbeamten Beatrice Kaspary und Florin Wenninger vom Mörder auf eine Schnitzeljagd per GPS geschickt. Bei jedem Fund erwartet sie ein Leichenteil – und ein Rätsel, um die nächsten Koordinaten zu finden. Und während die beiden verzweifelt versuchen, hinter all dem ein Muster und einen Sinn zu erkennen, geschehen weitere Morde.
Ich habe eine totale Schwäche für Schnitzeljagden jeglicher Art und wollte es schon längst einmal mit Geocaching versuchen, habe es aber bisher nicht geschafft. So gesehen war das Thema dieses Romans wie prädestiniert für mich. Tatsächlich fing auch alles sehr spannend an und das Erraten der ersten Rätsel habe ich begeistert mitverfolgt.
Umso länger aber der Roman gedauert hat, umso mehr schlich sich bei mir eine gewisse Langeweile ein. Das kam einerseits von einer sich stetig wiederholenden Plotstruktur, andererseits aber auch von den teils recht passiv wirkenden Ermittlern. Es hatte den Anschein als würden sie immer ein wenig vor sich hinraten, zwischendurch mal halbherzig Zeugen befragen und dort oder da ein paar Sachen in google einzugeben, aber so wirklich kompetent und engagiert haben sie für mich nicht gewirkt. Wenn dann mal am Abend Koordinaten ermittelt werden, vorerst aber alle schlafen gehen, um dann am nächsten Morgen das nächste Leichenteil (nebst Rätsel) zu suchen, will auch nicht unbedingt der Eindruck von drängender Eile aufkommen.
Dass man den Mörder als geübte Krimileserin schon weit vor der Auflösung erkennt, ist natürlich auch der Spannung nicht sehr zuträglich – zumal die Art der Auflösung ein recht überstrapaziertes Motiv enthält.
Daneben hatte ich so meine Probleme mit den Figuren. Die Nebenfiguren sind wandelnde Klischees (der ewig nörgelnde Polizeichef, der die Hauptfigur auf dem Kieker hat; der arrogante Forensiker, der abgsehen von Prahlereien aber gar nichts auf dem Kasten hat). Auch die Hauptfiguren konnten mich nicht gänzlich überzeugen. Natürlich hat Beatrice ein dunkles Geheimnis, das ständig mühsam verschwiegen wird, ehe es dann ein recht ungeschickt eingeflochtener langer Rückbklick für die Enthüllung sorgt. Und natürlich hat sie auch massive private Probleme – sie muss Kinder und Job unter einen Hut bringen und sich daneben auch noch mit einem nervenden Ex-Mann rumschlagen. Das ist jetzt natürlich reine Geschmacksache, aber diese Art von persönlichen Problemen (der Spagat zwischen Familie und Job) ist nicht ganz mein Fall, zumal sie hier auch recht viel Raum einnehmen. Aber wie praktisch, dass Beatrice schon geschieden ist – da steht ja in späteren Bänden einer Romanze mit ihrem verständnisvollen, perfekten Kollegen Florin nichts mehr im Weg.
Und schließlich darf auch der unvermeidliche, unvernünftige Alleingang am Ende nicht fehlen, der zu einer Rettung in letzter Minute führt. Da man eh schon weiß, wie so etwas immer ausgeht, kommt hier natürlich auch keine Spannung mehr auf.
Insgesamt fand ich „Fünf“ trotz der Kritikpunkte nicht direkt schlecht. Die Idee mit dem Geocaching war zumindest mal erfrischend und auch interessant, die erste Hälfte des Romans sehr fesselnd, ehe die Spannung allmählich nachließ. Dennoch war der Roman bis zum Ende gut zu lesen.
Es ist ein solider Krimi mit leider auch vielen typischen Krimi-Schwächen. Letztendlich nichts besonderes und nicht im geringsten mit dem nervenaufreibenden letzten Drittel von „Erebos“ zu vergleichen.
Immerhin bin ich aber ein bisschen neugierig, wie es mit Poznanskis Ermittlerduo weitergeht und werde es daher vielleicht doch auch noch mit dem Folgeband „Blinde Vögel“ probieren.
Ihre Jugendbücher finde ich auch deutlich besser als ihre Krimis! Lustig finde ich es allerdings, dass ich anscheinend weniger Kritikpunkte an "Fünf" gefunden habe und trotzdem weniger neugierig auf die Fortsetzung bin als du es zu sein scheinst. 😀
Das ist irgendwie so eine Macke von mir, dass ich fast immer Fortsetzungen lesen möchte, selbst wenn ich nicht so begeistert war. Ich überlege ja auch immer noch ernsthaft, ob ich nicht doch "Scherbenmond" lesen soll, obwohl ich "Splitterherz" über weite Runden furchtbar fand.
Ohoh … 😀 Also ich habe "Scherbenmond" gelesen und würde dir eher davon abraten. *g* Durch das geänderte Setting (Hamburg) zieht sich der Anfang zwar nicht ganz so schlimm, aber letztendlich hat die Geschichte den gleichen Aufbau. Also anfangs sehr viele "nachdenkliche" Szenen und erst am Ende etwas mehr und etwas rasantere Handlung. Und dieses Mal hätte ich nicht nur Ellie und Colin ständig schütteln mögen, sondern auch Tillmann, der ja im ersten Teil noch relativ sympathisch war. Dazu kommt dann noch Paul, Ellies Bruder, der ebenfalls nicht gerade zu
Begeisterungsstürmen anregt. 😉
(Der dritte Teil sitzt bei mir übrigens auch noch auf dem SuB und sitzt und sitzt und sitzt … *g*)
Oh, deine Rezension spricht mir total aus der Seele! Bei mir kam dann noch die völlig unpassende Hörbuchsprecherin hinzu. 🙁
Wie Winterkatze habe auch ich keine rechte Lust mehr auf die Fortsetzung. Na ja, ein bisschen "reingelesen" hab ich ja bei einer Lesung von Poznanski, aber das Thema hat mich irgendwie nicht interessiert – kein Geocaching mehr, sondern Lyrikgruppe auf Facebook … Hm, das klingt jetzt nicht so richtig spannend, finde ich.
Solltest du dich an den zweiten Band wagen, werde ich gespannt deine Rezi dazu lesen, vielleicht animiert sie mich dann ja doch zu "Blinde Vögel".
Mal sehen. Oberste Priorität hat "Blinde Vögel" nicht gerade, aber falls es mir in der Bücherei mal in die Hände fällt, werde ich es wohl damit probieren.
Ich überlege noch, ob ich mir das Taschenbuch gönne, aber deine Rezension macht mir nicht gerade Hoffnung. Ich fand ja schon bei der Jugendbüchern die jeweilige Auflösung nervig und vorhersehbar, wenn ich auch immerhin "Erebos" bis zu diesem Punkt ziemlich lange spannend fand.
Wenn die Krimis aber tatsächlich schwächer sind als die Jugendbücher, sollte ich sie vielleicht doch lieber liegen lassen (oder in der Bibliothek ausfindig machen).
Ich zumindest fand "Fünf" vorhersehbarer als ihre Jugendbücher, auch wenn ich ein paar Aspekte der Auflösung recht spannend fand.
Aber vielleicht findest du den Roman ja in der Bibliothek (wie ich), dann ist nicht viel verloren.