Streifzüge

[Streifzug] 2 Tage auf dem Almuferweg

Ich habe mir vorgenommen, dass ich endlich die Streifzüge von 2020, die ich noch immer nicht beschrieben habe, vorstellen werde. Den Anfang macht eine zweitägige Wanderung, die ich letztes Jahr im Juni mit meiner Mutter unternommen habe:

Der Almuferweg geht vom Almspitz bei Lambach immer an der Alm entlang bis zum wunderschönen Almsee und ist 52 Kilometer lang. Meine Mutter und ich kürzten dazwischen eine Station mit dem Zug ab und gingen daher „nur“ ca. 49 km (27 km am ersten Tag, 22 km am zweiten Tag). Der Weg ist ziemlich einfach, da es zwar über die gesamte Strecke leicht bergauf geht, aber keine einzige wirkliche Steigung dabei ist.

Das ganze war als „Probewanderung“ für meine Pilgertour auf der Via Sacra gedacht, also zum ersten Mal eine Wanderung mit Gepäck und Übernachtung dazwischen. Der Wetterbericht für 20.-21. Juni war zwar alles andere als gut, aber da wir keine Ausweichtermine hatten und schon die ganze Woche davor ständig schlechtes Wetter angesagt war und es dann meistens doch sonnig war, wollten meine Mutter und ich uns nicht davon abschrecken lassen.

1. Tag: Almspitz – Scharnstein (27 km)

Unsere Wanderung begann zwar bei Regen, aber das tat unserer guten Laune keinen Abbruch. Da der Weg zunächst viel durch den Wald führte, waren wir auch einigermaßen geschützt und wenigstens mussten wir nicht schwitzen. Als der Wald aber immer lichter und der Wunsch nach einer Mittagspause immer drängender wurde, wurde die Sache allmählich etwas ungemütlich. Zum Glück kamen wir kurz vor Vorchdorf an einem Sportplatz vorbei, wo wir eine überdachte Bank fanden. Hier aßen wir unsere mitgebrachte Jause und konnten zumindest wieder ein bisschen trocknen.

Von den Hängematten und Liegen unterwegs hatten wir bei diesem Wetter nicht viel

In Vorchdorf schauten wir uns kurz die Kirche an, wo wir die erste unserer vielen netten Begegnungen an diesem Wochenende hatten: Der Pfarrer, der gerade in der Kirche aufräumte, erkundigte sich interessiert nach unserer Wanderung und lud uns dann dazu ein gratis Opferkerzen anzuzünden, was vor allem meine Mutter sehr freute.

Danach ging der Weg wechselweise durch Wald und über Wiesen und einmal machten wir einen kleinen, ungeplanten Umweg. Da ich (auch wegen des Regens) recht wenige Fotos unterwegs machte, kann ich mich an allzu viele Details dieses Abschnitts nicht mehr erinnern, aber zumindest hielt ich ein wenig Flora und Fauna fest:

Im Laufe des Nachmittags ließ der Regen ein wenig nach und kurz vor Steinbachbrücke zeigte sich sogar kurz die Sonne.

Leider türmten sich dann bald dunkle Wolken auf und wir hörten ersten Donner. Da wir zu dem Zeitpunkt gerade zum Bahnhof Steinbachbrücke kamen, wo sich just ein Zug näherte, beschlossen wir die letzten Kilometer zu unserem Tagesziel abzukürzen. In unserer Freude über diese perfekte Gelegenheit übersahen wir allerdings, dass Scharnstein ein Bedarfshalt ist, und vergaßen den Knopf zu drücken. So fuhren wir also eine Station zu weit und überlegten, was wir tun sollten: Den Weg zurück nach Scharnstein gehen oder 15 Minuten auf den Zug in die Gegenrichtung warten. Wir entschieden wir uns für den Zug und das war ein Glück, denn gerade als wir in diesen einstiegen, öffnete der Himmel seine Schleusen und es begann wie aus Kübeln zu schütten. In Scharnstein eilten wir im Laufschritt zur örtlichen Pizzeria, die wir tropfnass erreichten. Der Regen begleitete uns auch später auf dem Weg zur Unterkunft. Kurz statteten wir noch einer Konditorei gegenüber unserer Unterkunft einen Besuch ab. Obwohl es nur wenige Minuten vor der Schließzeit war, versorgte uns die Inhaberin noch sehr freundlich mit Tee zum Mitnehmen und schenkte uns dazu sogar noch Kekse.

2. Tag: Scharnstein – Almsee (22 km)

Nach einer – für mich ziemlich schlaflosen – Nacht packten wir am nächsten Tag wieder unsere sieben Sachen zusammen und gingen zum Frühstück ein weiteres Mal zu der Konditorei. Nachdem wir gefrühstückt und uns gemütlich mit der Konditorin und den beiden anderen Gästen übers Wandern unterhalten hatten, machten wir uns wieder auf den Weg. Es regnete zu diesem Zeitpunkt nur leicht und da unser Weg erneut durch den Wald führte, blieben wir weitgehend trocken.

Immer an der Alm entlang

Erstmals begegneten wir sogar vereinzelten Spaziergängern und Läufern (am Vortag hatten wir unterwegs überhaupt niemanden gesehen) und obwohl die Füße vom ersten Tag müde waren, waren wir sehr motiviert.

Leider wurde der Regen im Laufe des Vormittags wieder stärker und da uns der Weg auch öfter aus dem Wald heraus führte, stellte sich einmal mehr die Frage, wo wir Pause machen sollten. Kurz nach Grünau kamen wir bei einer Pension vorbei, wo wir fragten, ob wir uns zum Jausnen auf die überdachte Terrasse setzen dürften. Die Wirtin lud uns ohne zu zögern in den frisch geputzten Frühstücksraum ein und obwohl sie offensichtlich gerade sehr beschäftigt war, versorgte sie uns mit Apfelsaft. Nach dieser Pause im Trockenen und Warmen fühlten wir uns gestärkt für den weiteren Weg, der nun die meiste Zeit an der Straße entlang führte (wenn auch auf einem etwas abgetrennten Fußpfad).

Inzwischen schlug uns der ständige Regen doch etwas aufs Gemüt und am frühen Nachmittag lechzten wir nach einer Kaffeepause. Dafür gab es unterwegs keine Gelegenheit, aber bei einem Hotel fragten wir erneut, ob wir uns auf die überdachte Terrasse setzen dürften. Hier verspeisten wir unsere letzten Müsliriegel und streckten unsere müden Beine aus. Als wir uns wieder auf den Weg machten, schenkte uns eine Hotelangestellte zur Motivation Schoko-Schirmchen für den letzten Wegabschnitt.

Es war nun nicht mehr weit bis zum Almsee, den wir schließlich noch halb umrunden mussten, um zu unserem Ziel, dem Gasthof Seehaus und der zugehörigen Bushaltestelle zu kommen. Inzwischen regnete es aber aus Strömen und wir hatten trotz des netten Schoko-Geschenks keine Motivation mehr. Vom malerischen Almsee und den umliegenden Bergen war bei dem Wetter auch nicht sehr viel zu sehen.

Wir beeilten uns also die letzten Kilometer hinter uns zu bringen und erreichten schließlich um kurz vor halb vier den Gasthof Seehaus – natürlich hörte es genau jetzt zu regnen auf.

Wir waren trotzdem froh darüber ins Trockene zu kommen und wärmten uns bei Kaffee und Suppe auf, ehe es mit dem Bus zurück nach Grünau ging und von hier mit dem Zug nach Wels. Dort verabschiedete ich mich von meiner Mutter und stieg in den Zug zurück nach Wien.

Fazit: Ein schöner, wenn auch nicht allzu abwechslungsreicher Weg, der einfach zu gehen ist und bei besserem Wetter auch sehr viele Gelegenheiten für gemütliche Pausen bietet. Der ständige Regen hat die Wanderung für uns leider recht zäh gemacht, aber die vielen netten Begegnungen machten das zumindest teilweise wieder wett.

Als Generalprobe war es übrigens auch eine erfolgreiche Tour, denn direkt nach meiner Rückkehr buchte ich schließlich die Unterkünfte für meine Via Sacra-Wanderung.

4 thoughts on “[Streifzug] 2 Tage auf dem Almuferweg

  1. Oh, Du bist ja süß mit Deiner Mama zusammen! Schön, dass Du Deine Touren hier jetzt vorstellst. Bin ganz neidisch über Eure traumhaften Landschaften. Meine Wanderungen betreffen gerade den Mauerweg rund um Berlin. Aber das hat auch was. Nur weniger Berge. *lach*

    1. Ja, das Almtal ist im Salzkammergut und das ist auch echt eine der schönsten Landschaften, die ich in Österreich kenne. Bei besserem Wetter kann man am Almsee übrigens so ein Panorama haben: https://freets.at/almsee/
      Irgendwann muss ich dort nochmal bei Sonnenschein hin.
      Und Berlin hat zwar keine Berge, aber dafür sehr spannende und schöne Fleckchen. Wirst du vom Mauerweg rund um Berlin auch auf deinem Blog berichten? Ich habe letztes Jahr im Herbst den „rundumadum“-Wanderweg um Wien begonnen und möchte den jetzt im Frühling endlich mal fortsetzen.

  2. Ihr beide seht euch ja wirklich ähnlich – schön, dass du mit deiner Mutter zusammen diese Testrunde laufen konntest, auch wenn es mit dem Wetter nicht so gut lief. Aber all die netten Begegnungen klingen, als ob ihr da nicht nur ein besonders hübsches, sondern auch freundliches Eckchen von Österreich bewandert hättet. 🙂 Und auch wenn der Regen nicht sehr fotofreundlich war, so finde ich die betropften Blüten einfach wunderhübsch!

    1. Ja, es waren wirklich alle unglaublich freundlich. Auch der Zugführer, der uns gleich wiedererkannt hat, als er uns nach unserem unfreiwilligen Umweg wieder in die Gegenrichtung am Bahnsteig gesehen hat. *gg*
      Regen kann ja manchmal auch sehr stimmungsvoll sein. Ich hoffe aber trotzdem, dass ich es bald nochmal bei schönerem Wetter zum Almsee schaffe.

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