Genre: Phantastik/Urban Fantasy
Seiten: 688
Verlag: Egmont Lyx
ISBN: 9783802583032
Meine Bewertung: 3 von 5 Sternchen
„Sie fürchten und beschützen uns seit uralter Zeit. Sie sind der kalte Hauch, der in einer warmen Sommernacht deine Wange streift, wenn du schläfst, und sie sind der schwache Duft von Dunkelheit im Morgengrauen. Sie sind die gefallenen Engel unserer Zeit, sie sind – die Gargoyles.“
Der Gargoyle Grim wahrt das steinerne Gesetz, nach dem niemals ein Mensch von der Existenz seines Volkes erfahren darf. Doch dann wird dieses Gesetz aufgrund eines rätselhaften Pergaments gebrochen. Gemeinsam mit der jungen Sterblichen Mia, einer Seherin des Möglichen, will Grim das Geheimnis des Pergaments ergründen. Sie ahnen nicht, dass sie einem Rätsel auf der Spur sind, welches das Schicksal der ganzen Welt bedroht …
Soweit der Klappentext. Das klingt interessant, und zusammen mit einer begeisterten Kritik einer Freundin hat das dazu geführt, dass ich mit sehr hohen Erwartungen an den Roman herangetreten bin.
Der Roman beginnt auch durchaus sehr vielversprechend und hebt sich wohltuend von so manchem Twilight-Abklatsch ab, wo Handlung ein Fremdwort ist und die Liebesgeschichte einsam im Mittelpunkt steht. Eine Liebesgeschichte gibt es hier auch, aber sie nimmt nicht sehr viel Raum ein und wird nicht allzu breit ausgewalzt. Stattdessen konzentriert sich die Handlung auf die Konflikte zwischen Gargoyles, Menschen und Hybriden und die finsteren Pläne des rätselhaften Seraphin.
Das wäre soweit alles sehr spannend, aber dennoch konnte mich die Handlung nicht ganz fesseln, da ich nur selten mit den Figuren mitfieberte. Grim ist zwar als Charakter sehr interessant, aber über weite Teile des Romans wirkt er beinahe unbesiegbar, weshalb ich mir um ihn auch in brenzligen Situationen nur wenig Sorgen machte. Mia hingegen hat einen starken Einstieg, verblasst aber dann im Laufe des Romans seltsamerweise. Ich kann es nur schwer in Worte fassen, aber als sich die Ereignisse überstürzen, bleibt sie plötzlich auf der Strecke und scheint nur noch von der Handlung an sich angetrieben zu werden, nicht aber aus sich selbst heraus.
Was den phantastischen Hintergrund betrifft, so stecken ohne Frage großartige Ideen drinnen, aber manchmal waren es mir fast zu viele Ideen. Vieles fügt sich nicht wirklich ineinander, wirkt eher wie eine wilder Mischmasch aus allem, was Mythologie, Sagengestalten und Magie zu bieten haben. Gerade die nordische Götterwelt, die dann auch noch Einzug findet, scheint so gar nicht zur restlichen Welt der Gargoyes zu passen.
Außerdem hatte ich mehrmals ganz stark ein Gefühl von Deus ex machina, wenn eine ganz neue Gestalt gerade dann wie aus dem Nichts auftauchte, wenn sie gerade gebraucht wurde – oder eine Form der Magie, die in dem Moment gerade praktisch war.
Dazu kommt, dass der Humor in diesem Roman nicht so ganz mein Fall war. Ab und zu gab es wirklich lustige Momente, aber oft kam es mir ein bisschen wie mit der Brechstange vor. Manches wirkt nicht mehr witzig, sondern einfach nur noch lächerlich und wie in einer schlechten Hollywood-Komödie. Nicht einmal der lustige, aber überflüssige Sidekick durfte fehlen (in diesem Fall der Kobold Remis).
Es tut mir richtig weh, dass ich nichts Positiveres schreiben kann. Der Roman zeigt großartige Ansätze und scheint grundsätzlich auch sehr gut bei den Lesern anzukommen, aber mich hat er nicht überzeugt. Er kommt dem, was ich mir unter spannender Phantastik vorstelle zwar durchaus nahe, scheitert aber dann doch an gewissen Punkten.
Sollte es eine Fortsetzung geben, wie ich gerüchteweise gehört habe, werde ich sie wohl dennoch lesen – diesmal aber mit deutlich niedrigeren Erwartungen.
Schöne Rezension!
Das Buch steht ganz oben auf meiner nächsten Bucheinkaufsliste, denn das Thema hört sich sehr interessant an.
Ich bin gespannt, wie ich es einschätzen werde 😉
Dann bin ich mal gespannt, wie der Roman dir gefällt. Mein Problem war vielleicht auch einfach die zu hohe Erwartungshaltung.
Es gibt tatsächlich eine Fortsetzung, sie kommt so rund im Frühjahr nächsten Jahres. Fertig ist sie jedenfalls vor kurzem gestellt worden. 🙂
Mir hat das Buch gut gefallen, aber Geschmäcker sind halt verschieden, so wie das Leben auch.